«Das ist uns religiös fremd»

«Das ist uns religiös fremd»

Sind Jahres­berichte lang­weilig? Die Römisch-Katholis­che Lan­deskirche des Kan­tons Aar­gau hat es geschafft, mit ihrem Jahres­bericht 2017 eine span­nende Diskus­sion auszulösen. Das 88 Seit­en starke Werk liefert zwar dur­chaus Zahlen und Fak­ten. Darüber hin­aus aber enthält es Beiträge zum Leg­is­latur­the­ma «Fremd-Sein» – und zahlre­iche Schwarzweiss­bilder: Zwei Fotografen hat­ten let­ztes Jahr die ander­ssprachi­gen Mis­sio­nen im Aar­gau besucht und ihre Ein­drücke von «typ­is­chen Anlässen» der katholis­chen Migra­tionsgemeinschaften fest­ge­hal­ten. «An unser­er Vorsyn­ode in Aarau gab es eine grosse Diskus­sion», berichtete der Syn­odale Fran­cis Kuhlen aus Lenzburg an der Früh­jahrssyn­ode der Lan­deskirche im Gross­ratssaal in Aarau. «Diese Bilder stellen nicht unsere Schweiz­er Kirche dar und erin­nern uns bru­tal an eine andere, über­lebte Welt in der Kirche. Das ist uns religiös wirk­lich fremd.» An der Vorsyn­ode sei die Frage nach Sinn und Ziel der ander­ssprachi­gen Mis­sio­nen aufgekom­men. Der Umgang der Lan­deskirche mit den Ander­ssprachi­gen sei inte­gra­tionshem­mend und ‑ver­hin­dernd. «Sie passen kaum in unsere Kirche und müssen sich ja völ­lig isoliert fühlen.» Über dieses The­ma hin­aus kri­tisierte Kuhlen, der Jahres­bericht sei schön­fär­berisch und enthalte kaum Aus­sagen zur pas­toralen Sit­u­a­tion im Aar­gau: «Der pas­torale All­t­ag ist von Span­nun­gen und Wider­sprüchen geprägt.» «Als Präsi­dent der Römisch-Katholis­chen Zen­tralkon­ferenz (RKZ) sehe ich alle Jahres­berichte der kan­tonalen Lan­deskirchen in der Schweiz», set­zte sich Kirchen­rat­spräsi­dent Luc Hum­bel (Brugg) zur Wehr: «Wir haben den besten und den schön­sten.» Die Lan­deskirche Aar­gau set­ze ihren Jahres­bericht als Wer­be­in­stru­ment gegen aussen ein und werde nicht zu einem blossen Rechen­schafts­bericht zurück­kehren. Zum The­ma der ander­ssprachi­gen Mis­sio­nen meinte Hum­bel: «Ein Drit­tel unser­er Kirchen­mit­glieder hat einen Migra­tionsh­in­ter­grund. Fra­gen Sie bei diesen nach: Die find­en ihre For­men des religiösen Lebens keineswegs über­lebt. Bei ihnen gibt es ein gross­es Engage­ment.» Nach diesem Wortwech­sel stimmten die 115 anwe­senden Syn­odalen dem Jahres­bericht ohne Gegen­stim­men zu. Sog­ar ein­stim­mig genehmigte die Früh­jahrssyn­ode unter der Leitung von Syn­ode­präsi­dentin Lin­da Gae­ta (Rhe­in­felden) die Jahres­rech­nung 2017, obwohl diese erst­mals seit Jahren rote Zahlen aufweist. Mit rund 274 000 Franken fiel das Defiz­it allerd­ings tiefer aus als die bud­getierten 744 000 Franken. Luc Hum­bel teilte mit, dass nun eine Arbeits­gruppe zur Auf­gabenüber­prü­fung einge­set­zt ist. Das Ergeb­nis werde sich aber noch nicht auf das Bud­get 2019 auswirken.Chris­t­ian von Arx
Redaktion Lichtblick
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