Das Hei­li­ge Jahr soll Hoff­nungs­fun­ken wecken
Die ersten Pilger durchschreiten die Heilige Pforte am Petersdom am 25. Dezember 2024.
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Das Hei­li­ge Jahr soll Hoff­nungs­fun­ken wecken

Das Jahr 2025 ist für Katholiken ein Heiliges Jahr. Was bedeutet das?

Seit mehr als 700 Jahren finden regelmässig Heilige Jahre statt. Das Grossereignis 2025 steht unter dem Motto «Pilger der Hoffnung». Alle Katholiken sind aufgerufen, in ihrem ­Umfeld Zeichen der Hoffnung zu setzen.


Das Jahr 2025 ist ein Hei­li­ges Jahr. Hei­li­ge Jah­re fin­den tra­di­ti­ons­ge­mäss alle 25 Jah­re statt. Mit dem Öff­nen der Hei­li­gen Pfor­te am Peters­dom hat Papst Fran­zis­kus am 24. Dezem­ber das aktu­el­le Hei­li­ge Jahr eröff­net. Das katho­li­sche Gross­ereig­nis steht unter dem Mot­to «Pil­ger der Hoff­nung» und ruft die Katho­li­ken auf der gan­zen Welt dazu auf, Zei­chen der Hoff­nung und der Näch­sten­lie­be zu setzen.

Erstes Hei­li­ges Jahr vor 725 Jahren

Das erste Hei­li­ge Jahr rief Papst Boni­faz VIII. im Jahr 1300 aus. Zunächst soll­te es nur alle 100 Jah­re statt­fin­den. Schon bald war jedes 25. Jahr ein Jubel­jahr, mit dem Hin­ter­ge­dan­ken, dass jeder Mensch ein­mal in sei­nem Leben ein sol­ches mit­er­le­ben kann. Die Bezeich­nung «Jubel­jahr» kommt vom jüdisch-bibli­schen ­Erlass­jahr, «schenat ha-job­el» genannt. Die­ses sah alle 50 Jah­re einen Schul­den­er­lass für alle Israe­li­ten vor. Die latei­ni­sche Bibel über­setz­te mit «annus iubi­laeus» – und kre­ierte somit den Begriff des Jubi­lä­ums. Das letz­te ordent­li­che Hei­li­ge Jahr fand im Jahr 2000 statt. Für das Jahr 2016 hat­te Papst Fran­zis­kus ein aus­ser­or­dent­li­ches Jahr der Barm­her­zig­keit ausgerufen.

Mit dem Fahr­rad zur Pilgerkirche

Wie der Kir­chen­hi­sto­ri­ker Mar­kus Ries kürz­lich im Pod­cast «Laut & Leis» des katho­li­schen Nach­rich­ten­por­tals kath.ch erklär­te, war die Idee des Hei­li­gen Jahrs, einen spi­ri­tu­el­len Impuls zu geben und die Gläu­bi­gen zu einer Pil­ger­rei­se nach Rom zu bewe­gen, auch mit der kir­chen­po­li­ti­schen Absicht, die Posi­ti­on des Pap­stes und der Stadt Rom in Erin­ne­rung zu rufen.

Schon immer kamen also zu Hei­li­gen Jah­ren Pil­ger nach Rom. Doch über die Jahr­hun­der­te ist das Ereig­nis zum Mega-Event gewor­den. Die­ses Jahr erwar­tet die Stadt Rom neben den übli­chen Tou­ri­sten 35 Mil­lio­nen Men­schen zusätz­lich. Doch ein sol­cher Mas­sen­auf­lauf ist aus Sicht der Nach­hal­tig­keit nicht mehr zeit­ge­mäss. Der Papst hat des­halb ver­fügt, dass in jedem Bis­tum der Welt Wall­fahrts­kir­chen bestimmt wer­den, wel­che die Men­schen als «Pil­ger der Hoff­nung» auf­su­chen kön­nen. Im Bis­tum Basel ist in jedem Kan­ton eine Kir­che bezeich­net, die als Wall­fahrts­kir­che für das Hei­li­ge Jahr dient (sie­he Box). Mar­kus Ries: «Es kann im Prin­zip jeder Mensch im Bis­tum Basel mit dem Fahr­rad am Hei­li­gen Jahr teilnehmen.»

Das Hei­li­ge Jahr im Bis­tum Basel

Zehn Kir­chen sind im Bis­tum als Pil­ger­ziel bezeichnet

Mit der Öff­nung der Hei­li­gen Pfor­te im Peters­dom, die vom Bis­tum Basel 1950 gestif­tet wur­de, begann am 24. Dezem­ber das Hei­li­ge Jahr 2025. Fünf Tage eröff­ne­te Bischof Felix Gmür das Hei­li­ge Jahr in der Kathe­dra­le in Solo­thurn. Ein Höhe­punkt wird die lan­des­wei­te Wall­fahrt nach Ein­sie­deln am 17. Mai 2025 mit Eucha­ri­stie­fei­er, Begeg­nun­gen mit den Bischö­fen, Gesprä­chen und Gemein­schaft sein. Die Anmel­dung dafür ist bis am 31. Janu­ar 2025 online auf www.bischoefe.ch/nationale-wallfahrt-2025/möglich.

Neben der Kathe­dra­le in Solo­thurn sind im Bis­tum Basel fol­gen­de zehn Kir­chen als Pil­ger­kir­chen bezeich­net: Klo­­ster- und Wall­fahrts­kir­che in Maria­stein, Solo­thurn; Pfarr­kir­che Drei­fal­tig­keit in Bern; Cha­pel­le du Vor­bourg bei Delé­mont, Pfarr­kir­che St. Anton in der Stadt Basel; Pfarr­kir­che hl. Jean-Marie Vian­ney in Mut­tenz, Pfarr- und Stadt­kir­che Maria Him­mel­fahrt in Baden, Pfarr­kir­che St. Maria in Schaff­hau­sen; Klo­ster­kir­che ­St. Johan­nes der Täu­fer und Johan­nes der Evan­ge­list in Fischin­gen, Thur­gau; Pfarr­kir­che Gut Hirt in Zug, Stifts­kir­che St. Micha­el in Beromünster.

In unse­rem Bis­tum wird Bischof Felix Gmür das Hei­li­ge Jahr am 28. Dezem­ber 2025 mit einer Eucha­ri­stie­fei­er in der Kathe­dra­le fei­er­lich beschlies­sen. In Rom endet das Hei­li­ge Jahr am 6. Janu­ar 2026 mit der Schlies­sung der Hei­li­gen Pforte.

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Die Stadt­kir­che in Baden ist eine der zehn Pil­ger­kir­chen im Bis­tum Basel. | Foto: Vera Rüttimann

«Voll­stän­di­ger Ablass»

Ries leg­te im Pod­cast «Laut&Leis» auch dar, dass rüher in einem Hei­li­gen Jahr der Jubi­lä­ums-Ablass im Vor­der­grund stand. Die­sen «voll­stän­di­gen Ablass zeit­li­cher Sün­den­stra­fen» gibt es auch heu­te noch, vie­len Katho­li­ken aus aller Welt ist er nach wie vor wich­tig. Gläu­bi­gen, die gewis­se Bedin­gun­gen erfül­len – näm­lich beich­ten, den Got­tes­dienst besu­chen, die hei­li­ge Kom­mu­ni­on emp­fan­gen und beten – erlässt der Papst die Sün­den­stra­fen. Zusätz­li­che Bedin­gun­gen sind die Aus­übung bestimm­ter Prak­ti­ken. Dazu zäh­len Wer­ke der Barm­her­zig­keit wie Kran­ken­be­su­che und die Wall­fahrt nach Rom mit dem Gang durch die Hei­li­ge Pforte.

Kir­chen­hi­sto­ri­ker Ries sieht die Bedeu­tung des Ablas­ses dar­in, dass wir die sozia­le Dimen­si­on von Schuld begrei­fen kön­nen. Beim Ablass über­nimmt die Gemein­schaft die Stra­fe, die Fol­ge oder die Genug­tu­ung für eine Ver­feh­lung und ver­langt vom Fehl­ba­ren dafür eine Ersatz­lei­stung. Ries erklärt dies anhand eines selbst erleb­ten Bei­spiels: Als Jung­wäch­ter zer­stör­te er bei einem Spiel ein Gewächs­haus. Die Jung­wacht über­nahm die Kosten für die Repa­ra­tur. Im Gegen­zug bat Ries den Gärt­ner um Ent­schul­di­gung und räum­te den Mate­ri­al­raum der Jung­wacht auf.

Die Begrif­fe müs­sen aktua­li­siert werden

Aller­dings müs­se die Aus­drucks­wei­se aktua­li­siert wer­den. Zeit­li­che Sün­den­stra­fen, Fege­feu­er und Ablass sei­en Begrif­fe, die heu­te nicht mehr ver­mit­telt wer­den kön­nen. Auch der Papst geht auf aktu­el­le Ent­wick­lun­gen ein und erwähnt in den Instruk­tio­nen zum Hei­li­gen Jahr, dass auch der tem­po­rä­re Ver­zicht auf social media zu den Wer­ken der Barm­her­zig­keit zählt.

Papst macht kon­kre­te Vorschläge

Die Ver­kün­di­gungs­bul­le, die offi­zi­el­le Schrift zum Hei­li­gen Jahr, trägt den Titel «Spes non con­fun­dit», auf Deutsch «Die Hoff­nung ent­täuscht nicht». Dar­in nennt der Papst als kon­kre­te Zei­chen und Appel­le der Hoff­nung. Zum Bei­spiel einen Frie­dens­ein­satz oder das Enga­ge­ment für Jugend­li­che, Senio­ren, Kran­ke, Arme und Migran­ten. Eben­so for­dert Fran­zis­kus im Hei­li­gen Jahr mehr öko­lo­gi­sche und welt­wirt­schaft­li­che Gerechtigkeit.

Mit dem Mot­to «Pil­ger der Hoff­nung» betont Papst Fran­zis­kus nach Ansicht von Mar­kus Ries die dyna­mi­sche Sei­te des Glau­bens, das Pro­zess­haf­te. Ries rech­net durch­aus damit, dass das Hei­li­ge Jahr einen posi­ti­ven Effekt haben kann. Dann, wenn wir alle Pil­ger der Hoff­nung wer­den und ver­su­chen, die guten Kräf­te, die Hoff­nungs­fun­ken in unse­ren Her­zen, zu mobi­li­sie­ren und sicht­bar zu machen.

Marie-Christine Andres Schürch
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