Das Heilige Jahr hat begonnen
Mit einer schlichten Zeremonie hat Papst Franziskus am Dienstag, 8. Dezember, das ausserordentliche Heilige Jahr eröffnet, das Jubiläum der Barmherzigkeit, und als erster die Heilige Pforte durchschritten. In den kommenden 348 Tagen erwartet der Vatikan 33 Millionen Besucher.Keine symbolischen Hammerschläge, wie in der Vergangenheit, auch kein Mauerabbruch, bei dem 1975 Papst Paul VI. beinahe von herabfallenden Steinen getroffen wurde. Stattdessen stiess der Papst die beiden Flügel des rechten Eingangsportals zum Petersdom auf, das sonst vermauert ist. Im stillen Gebet verweilte er auf der Schwelle. Dann durchschritt er als erster die Heilige Pforte und eröffnete damit das Jubiläum der Barmherzigkeit.Ihm folgte als zweiter der emeritierte Papst Benedikt XVI., der zu diesem Anlass erneut die Abgeschiedenheit seines umgebauten Klosters verliess. Bis zum 20. November 2016 werden sich ihnen viele Millionen Pilger anschliessen. Die Stadt rechnet insgesamt mit bis zu 33 Millionen Rom-Besuchern.
Den Schwung des Konzils mitnehmen
Mit Bedacht hat Papst Franziskus den Beginn des Heiligen Jahres auf den 8. Dezember gelegt. An diesem Tag vor 50 Jahren endete das Zweite Vatikanische Konzil (1962–65). Das Jubiläumsjahr solle den Elan des Konzils und seiner Öffnung zur Welt und den Menschen hin neu beleben, forderte er in seiner Predigt. «Wenn wir heute durch die Heilige Pforte gehen, wollen wir auch an eine andere Pforte denken: an die Tür, welche die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils vor fünfzig Jahren zur Welt hin aufgestossen haben», sagte Franziskus. Das Heilige Jahr «fordert uns zu dieser Öffnung heraus». Und zugleich soll das Heilige Jahr unter den Leitthemen von Umkehr und Versöhnung stehen – und insbesondere von Barmherzigkeit, einem Kernanliegen des Pontifikats.Während des Jahres wird der Papst nacheinander verschiedene Werke der leiblichen und geistlichen Barmherzigkeit in konkreten Gesten vollziehen. So etwa mit dem Besuch in einer Armenküche, einem Krankenhaus, einem Gefängnis.
Nur neun Monate Vorbereitung
Anders als im Jahr 2000, als Rom und der Vatikan sich in einem fünfjährigen Marathon auf das Jahrtausendjubiläum vorbereiteten, liess Franziskus den Planern gerade neun Monate Zeit. Im Vatikan wurde der Rat für die Neuevangelisierung mit den inhaltlichen Planungen beauftragt. Im Mittelpunkt stehen ein- bis dreitägige Jubiläumsveranstaltungen für einzelne Kirchen- und Gesellschaftsgruppen: Für Priester, Ordensleute, Katecheten und Diakone, für Jugendliche, für Kranke und Behinderte, und vor allem für Mitarbeiter in sozialkaritativen Diensten. Letztere findet Anfang September statt.Die Stadt Rom tat sich diesmal schwer mit der Vorbereitung. Als der Papst sein geistliches Projekt publizierte, brach die Kommunalverwaltung gerade über dem Korruptionsskandal «Mafia capitale» auseinander, der Bürgermeister trat zurück. Der Ausbau der notwendigen Infrastruktur zu Empfang und Leitung der Pilger begann erst im Oktober. Zum Jubiläumsbeginn ist der Ausbau der vier klassischen Pilgerwege noch in vollem Gange, ebenso wie viele Strassensanierungen. Aber selbst kritische Beobachter sind überrascht, was die Römer doch noch in wenigen Wochen fertiggestellt haben.
Rom und die ganze Welt
Ohnehin soll das Heilige Jahr nach dem Wunsch des Papstes diesmal nicht nur in Rom, sondern dezentral begangen werden. In allen Diözesen werden in diesen Tagen Heilige Pforten geöffnet. Dennoch bleibt die Ewige Stadt ein besonderer Anziehungspunkt. – Und zum Schluss der Eröffnungsmesse zeigte sich Rom wieder von seiner besten Seite: Für kurze Zeit kam die Sonne durch. (cic)
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