Dank­bar für das flies­sen­de Wasser

  • Im Jahr 2015 lies­sen die Städ­te Lau­fen­burg beid­seits des Rheins den alten Brauch der Oster­brun­nen wie­der aufleben.
  • Auf ver­schie­de­nen Rund­gän­gen las­sen sich die spru­deln­den Kunst­wer­ke entdecken.
  • Die refor­mier­te und die katho­li­sche Kir­che von Lau­fen­burg orga­ni­sie­ren seit meh­re­ren Jah­ren einen öku­me­ni­schen Rund­gang, der sich gros­ser Beliebt­heit erfreut.


Der Brauch, in der Oster­zeit Brun­nen mit bun­ten Eiern, Bän­dern und Blu­men zu schmücken, hat sei­nen Ursprung im Nor­den Bay­erns, in der Frän­ki­schen Schweiz. Dort schmücken die Men­schen seit über hun­dert Jah­ren ihre Brun­nen für die Oster­zeit. Denn die heu­te selbst­ver­ständ­li­che Was­ser­ver­sor­gung gab es frü­her noch nicht, und weil in die­ser Regi­on tie­fe Fluss­land­schaf­ten und Kalk­stein-Hoch­ebe­nen das Land­schafts­bild prä­gen, ver­sickert das Regen­was­ser schnell. Dazu gab es nur weni­ge Quel­len und Was­ser war ein wert­vol­les Gut. Im Früh­ling, kurz vor Ostern, wur­den die Brun­nen gründ­lich gerei­nigt und als Zei­chen der Dank­bar­keit für das flies­sen­de Was­ser auf­wen­dig deko­riert. Ein Dorf­fest oder Oster­markt gehör­te und gehört tra­di­tio­nell eben­so dazu.

Rund­gän­ge wäh­rend der Osterbrunnenzeit

Palm­sonn­tag, 24. März: Histo­ri­scher Rund­gang (90  min): Start um 14 Uhr beim Lau­fen­brun­nen, Lau­fen­platz. ​Ein Stadt­füh­rer nimmt Sie mit in die mit­tel­al­ter­li­che Zeit von Lau­fen­burg und führt Sie ent­lang der geschmück­ten Brun­nen. Sie hören dabei span­nen­de Geschich­ten zu den ein­zel­nen histo­ri­schen Brun­nen und zum Rhein. Anmel­dung nicht erfor­der­lich, ​Kol­lek­te willkommen.

​​Mitt­woch, 27. März: Christ­li­cher Rund­gang (45 min / 90 min)​: Start um 18 Uhr beim Röss­li­brun­nen in der Markt­gas­se auf Schwei­zer Sei­te oder um 18.45 Uhr beim Andels­ba­cher­brun­nen auf dDeut­scher Sei­te. Rund­gang mit christ­li­chen Tex­ten und Musik, geführt von Pater Solo­mon Oba­si und Pfar­rer Nor­bert Plum­hof auf Schwei­zer Sei­te und dem Pfarr­ehepaar Born auf deut­scher Sei­te. Zum Abschluss tref­fen sich bei­de Grup­pen beim Lau­fen­brun­nen zu einem Umtrunk.​ Anmel­dung nicht erfor­der­lich, Teil­nah­me kostenlos.

​​Oster­mon­tag, 1. April: Oster­brun­nen-Plät­schern und ‑Flü­stern, grenz­über­schrei­ten­de Spritz­tour (90 min): Rund­gang mit dem Duo «Wun­der­Kram» und der Jour­na­li­stin Andrea Wort­h­mann, musi­ka­lisch, poe­tisch und bunt auf­be­rei­tet. Anmel­dung nicht erfor­der­lich, Kol­lek­te will­kom­men.
Infos: www.fvtl.ch

Wun­der­sa­mes Osterwasser


Die­ser Brauch wird heu­te noch an rund 200 Orten der Frän­ki­schen Schweiz gepflegt. Ab der Kar­wo­che bis etwa zwei Wochen nach Ostern sind die Brun­nen mit far­bi­gen Eier­scha­len, Blu­men, Krän­zen und Gir­lan­den geschmückt. In die­ser Gegend fin­det sich auch der «gröss­te Oster­brun­nen der Welt». Mit exakt 11 108 hand­be­mal­ten Eier­scha­len hat der Brun­nen in Bie­ber­bach bei Egloff­stein es sogar ins Guin­ness­buch der Rekor­de geschafft. Auch das soge­nann­te Oster­was­ser ist rekord­ver­däch­tig: Kin­der, die mit frisch geweih­tem Was­ser an Ostern getauft wur­den, soll­ten angeb­lich beson­ders klug wer­den. Das Trin­ken von Oster­was­ser schütz­te dem Volks­glau­ben nach vor Krank­hei­ten und wer das Oster­was­ser in sei­nem Haus ver­spritz­te, hielt Unge­zie­fer fern.

Her­zens­pro­jekt


In der mit­tel­al­ter­li­chen Alt­stadt Lau­fen­burg, die durch den Rhein in eine deut­sche und eine Schwei­zer Sei­te geteilt wird, ste­hen eini­ge histo­ri­sche Brun­nen auf male­ri­schen Plät­zen. Im Jahr 2015 ent­schied eine Hand­voll Ein­woh­ner, den alten Brauch des Oster­brun­nen­schmückens im Städt­li auf­le­ben zu las­sen. Seit­dem beginnt in Lau­fen­burg mit dem Palm­sonn­tag die zwei­wö­chi­ge Oster­brun­nen­zeit. Die fest­lich geschmück­ten Oster­brun­nen sind in den letz­ten Jah­ren zu einer Tra­di­ti­on in der Regi­on gewor­den. Die Ein­woh­ner und der För­der­ver­ein Tou­ris­mus Lau­fen­burg unter­stüt­zen die­ses «Her­zens­pro­jekt» in Zusam­men­ar­beit mit den bei­den Städ­ten Lau­fen­burg Schweiz und Deutsch­land. Die Oster­brun­nen in Lau­fen­burg sind vom Palm­sonn­tag, 24. März, bis am 7. April zu bewun­dern. Ver­schie­de­ne Rund­gän­ge laden ein, die Brun­nen und die bei­den Alt­städ­te zu entdecken.

Der christ­li­che Rund­gang ist seit dem Jahr 2017 Bestand­teil des Pro­gramms. Er war von Anfang an öku­me­nisch kon­zi­piert und wür­digt die Brun­nen und ihr leben­di­ges Was­ser. Der refor­mier­te Lau­fen­bur­ger Pfar­rer Nor­bert Plum­hof weiss aus Erfah­rung, dass die Rund­gän­ge jeweils um die hun­dert Besu­che­rin­nen und Besu­cher anzie­hen. Die­ses Jahr sind auch die Pfarr­per­so­nen der deut­schen Stadt Lau­fen­burg dabei. Der Rund­gang star­tet neu an zwei Orten, auf der Schwei­zer und auf der deut­schen Sei­te des Rheins. Am Schluss kom­men die bei­den Grup­pen zusam­men und tref­fen sich zum Apé­ro beim Rat­haus­brun­nen. Auf die Besu­che­rin­nen und Besu­cher war­ten bibli­sche und poe­ti­sche Tex­te sowie Musik von der Blä­ser­grup­pe unter der Lei­tung von Vre­ni Bas­ler. Zudem wer­den Pater Solo­mon Oba­si und Nor­bert Plum­hof die sie­ben Brun­nen auf der Schwei­zer Sei­te segnen.

Marie-Christine Andres Schürch
mehr zum Autor
nach
soben