Dania Murad: Tur­ban, Hut, Hijab und Schal

  • Dania Murad ist 24 Jah­re alt.
  • Die Mus­li­min stu­diert Poli­tik­wis­sen­schaft in Zürich und führt durchs Histo­ri­sche Muse­um Bern.
 Klei­der und Far­ben sagen viel über die Per­sön­lich­keit und die Stim­mung eines Men­schen aus. Mir ist es wich­tig, wie ich mich klei­de. Gut ange­zo­gen füh­le ich mich auch gut. Ich pas­se mei­nen Stil einem Anlass oder einer Situa­ti­on an, aber nur, solan­ge ich mich damit auch wohl­füh­le. Mei­ne Klei­dung ist immer auch Aus­druck mei­ner Iden­ti­tät und mei­ner mus­li­mi­schen Reli­gi­on. Bei­des beein­flusst, wie ich mich anzie­he, und hat über die Jah­re mei­nen Stil mit­ge­prägt.

Tur­ban immer anders

Der Begriff Kopf­tuch ist heu­te oft nega­tiv behaf­tet. Des­halb spre­che ich lie­ber von mei­nem Hijab oder Tur­ban. Hijab ist das ara­bi­sche Wort für die­se Art von Kopf­be­deckung, sie steht im Islam für Beschei­den­heit. In Afri­ka, Indi­en und in den Golf­staa­ten ist es für bei­de Geschlech­ter üblich, den Kopf zu bedecken.Ich bin ger­ne Mus­li­min und füh­le mich wohl mit einer Kopf­be­deckung. Damit zei­ge ich einer­seits, zu wel­cher Reli­gi­on ich gehö­re, und ande­rer­seits ist sie auch ein­fach Teil mei­nes Stils. Ich bedecke mei­ne Haa­re nicht ganz und tra­ge den Tur­ban immer wie­der anders. Das mag unge­wöhn­lich sein und viel­leicht auch pro­vo­zie­ren. Falls das so ist, möch­te ich das auf eine gute Art tun: Mal sehe ich so aus und mal anders. Manch­mal habe ich einen Hut auf dem Kopf – I don’t care!Es ist nicht schwie­rig, hier­zu­lan­de Tücher für mei­nen Tur­ban zu fin­den. Natür­lich ist die Aus­wahl in man­chen ande­ren Län­dern grös­ser, aber das macht nichts. Ich fin­de es cool, dass hier in der Schweiz die Leu­te nicht over­dres­sed sind. Beim Ein­kau­fen von Klei­dern und Acces­soires schaue ich stets dar­auf, dass die Her­stel­ler nach­hal­tig pro­du­zie­ren, denn ich bin kein Fan von Fast Fashion, die statt auf Qua­li­tät vor allem auf einen gün­sti­gen Preis setzt. Ein­zig bei aus­ser­ge­wöhn­li­chen Schals mache ich ab und zu eine Ausnahme. 

Ohr­rin­ge und Farben

Neben der Reli­gi­on beein­flus­sen auch Mode und Social Media mei­ne Klei­der­wahl, und ich las­se mich auch mal von mus­li­mi­schen Mode-Blog­gern und ‑Blog­ge­rin­nen sowie ande­ren Influen­cern inspi­rie­ren. Ich tra­ge Klei­der in allen Far­ben, lie­be gros­se Ohr­rin­ge und set­ze mit bun­ten Schals Akzen­te.An mus­li­mi­schen Hoch­zei­ten klei­den sich die Gäste mög­lichst auf­fäl­lig. An tra­di­tio­nel­len palä­sti­nen­si­schen Fei­ern tra­gen die Frau­en eine Tracht in den Far­ben und mit Mustern des Her­kunfts­orts der Braut. Die Tracht, die ich heu­te anha­be, ist alt und wird nur noch sel­ten getra­gen. Sie wur­de mir geschenkt, und ich füh­le mich etwas selt­sam dar­in. Ich weiss nicht genau, wor­an es liegt, viel­leicht weil alles etwas zu weit ist, oder weil ich sonst kaum lan­ge Klei­der tra­ge. Mus­li­mi­sche Bräu­te hei­ra­ten heut­zu­ta­ge oft in Weiss anstatt in der Tracht. 
 
Marie-Christine Andres Schürch
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