Da sein, wo das Leben stattfindet
Die Türen der Pfarreien werden am Stand des Pastoralraums gross zu sehen sein.
Bild: © Pasto­ral­raum Laufental-Lützeltal

Da sein, wo das Leben stattfindet

Gemeinden begegnen Menschen in neuen Umgebungen

Die Kirche soll die Menschen in ihrer «Lebenswelt» erreichen. Diese Aussage ist in den Pfarreien und Kirchgemeinden grösstenteils Konsens. Was das aber genau bedeutet und wie das konkret umgesetzt werden kann, ist der Kreativität der Gemeinden überlassen. Der Pastoralraum Laufental-Lützeltal geht einen auf den ersten Blick unkonventionellen Weg: Er hat einen Stand auf einer Gewerbemesse.

Die Men­schen strö­men in eine der Hal­len, in der die «AGLAT», die gröss­te Basel­bie­ter Gewer­be­aus­stel­lung, statt­fin­det. In gemäch­li­chem Schritt mäan­dern sie an den Stän­den vor­bei, als sie plötz­lich Kirch­tür­me erblicken. «Wart, de Chil­le­turm ken­ni doch… Isch es nit dä vo Chlilüt­zel?». Der Über­ra­schungs­ef­fekt ist geglückt, eini­ge Men­schen blei­ben stehen.

Ein Pasto­ral­raum an einer Gewer­be­aus­stel­lung? Sind die sich sicher, dass sie da rich­tig sind? «Ja», sagt Chri­stof Klin­gen­beck, Lei­ter des Pasto­ral­raums, zu dem die Pfar­rei­en Bris­lach, Klein­lüt­zel, Lau­fen, Lies­berg, Rog­gen­burg-Ederswi­ler und Wah­len gehö­ren. «Wir gehen dort hin, wo die Men­schen sind. Wir gehö­ren viel­leicht nicht typi­scher­wei­se ins Gewer­be, aber wir gehö­ren zu den Men­schen». Die Erfah­rung der ver­gan­ge­nen Aus­stel­lun­gen – der Pasto­ral­raum ist bereits zum zwei­ten Mal dabei, die Pfar­rei Lau­fen ins­ge­samt zum drit­ten Mal – zei­ge, dass die Men­schen es begrüs­sen, in die­sem locke­ren Rah­men eine unge­zwun­ge­ne Begeg­nung mit der Kir­che zu haben. In den Gesprä­chen, die sich dabei erge­ben, geht es um den Glau­ben, um die Kir­che und natür­lich dür­fen auch kri­ti­sche Fra­gen gestellt wer­den. «Die Leu­te schät­zen es, hier alles offen anspre­chen zu kön­nen», so Klin­gen­beck. «Der Über­ra­schungs­ef­fekt hilft uns dabei, mit den Men­schen ins Gespräch zu kom­men, denn sie erwar­ten uns an einer sol­chen Aus­stel­lung nicht», ergänzt Ros­ma­rie Lötscher, Prä­si­den­tin der Pastoralkommission.

Offe­ne Türen und Gemeinschaft

Der Stand ist dies­mal unter dem Mot­to «Jeder Tag ist ein Tag der offe­nen Türen» an der Aus­stel­lung dabei. Das Orga­ni­sa­ti­ons­team, bestehend aus Chri­stof Klin­gen­beck, Ros­ma­rie Lötscher, Mar­len Can­d­reia, Kir­chen­rats­prä­si­den­tin von Lau­fen und Mein­rad Gun­ti, Kir­chen­rats­prä­si­dent von Klein­lüt­zel, möch­te zei­gen: Die Türen sei­ner Kir­chen ste­hen jeden Tag zwölf Stun­den lang für die Men­schen offen. Natür­lich um die Mes­se zu fei­ern, aber auch für Momen­te der Stil­le oder für das Gespräch mit den Seel­sor­gen­den. Am Stand fin­den die Besucher/innen unter ande­rem einen Wett­be­werb zum Mot­to mit Prei­sen, einen über­ar­bei­te­ten Fly­er, der über den Pasto­ral­raum infor­miert und vie­le Holz­klöt­ze. Sie sol­len die Men­schen ani­mie­ren, gemein­sam, sym­bo­lisch, an «ihrer» Kir­che zu bau­en.
Ent­wickelt wur­de das The­ma für die dies­jäh­ri­ge Aus­stel­lung bei einem Tref­fen, an dem 24 Enga­gier­te aus dem Pasto­ral­raum dabei waren. Auch am Stand selbst zeigt sich das Team als Gemein­schaft. Für das Gespräch mit den Besuchern/innen enga­gie­ren sich Kir­chen­rä­te, Pasto­ral­raum­lei­te­rin­nen, Seel­sor­gen­de und Ange­stell­te aus allen Pfarreien.

Begeg­nungs­mo­men­te schaffen

«Wenn uns jemand fragt: ‹Was macht ihr hier?›, dann ant­wor­ten wir: ‹Die Kir­che gehört auch zum Dorf und des­halb ist sie mit dabei›», erklärt Can­d­reia. Das Mot­to der offe­nen Türen und die Teil­nah­me an der AGLAT sei­en ins­ge­samt ein Aus­druck der Grund­hal­tung des Pasto­ral­raums, ergänzt Klin­gen­beck: «Wir sind da, wo das Leben statt­fin­det, und möch­ten für die Men­schen nah­bar sein und wahr­ge­nom­men wer­den.» Die Teil­nah­me an der AGLAT ist dabei nur ein Teil die­ser Grund­hal­tung. Ein­mal im Monat bie­tet der Pasto­ral­raum gemein­sam mit der refor­mier­ten Kir­che bei­spiel­wei­se eine Markt­seel­sor­ge an. Auch hier wür­de die Kir­che nicht unbe­dingt erwar­tet. Aber genau das hel­fe den Men­schen, ihre Hemm­schwel­le abzu­bau­en. Der Kir­che mal nicht im insti­tu­tio­na­li­sier­ten Rah­men begeg­nen, son­dern dort, wo die Men­schen – auch die, die sonst nichts mit der Kir­che zutun haben – sich sicher füh­len, in ihrem All­tag, in ihrem gewohn­ten Umfeld. «Dabei kom­men tol­le Gesprä­che zustan­de, man­che tre­ten auch spon­tan mit per­sön­li­chen Anlie­gen an uns her­an», erzählt Klin­gen­beck. Das Vor­be­rei­tungs­team ist sich einig: Es geht dar­um, Begeg­nungs­mo­men­te mit den Men­schen in ihrem All­tag zu schaf­fen. Der Pasto­ral­raum ist dort, wo die Men­schen sind – und vom 31. Mai bis zum 2. Juni bedeu­tet das: Auf der AGLAT.

Leonie Wollensack
mehr zum Autor
nach
soben