Chri­stus seg­ne die­ses Haus

Vier Köni­gin­nen sind ver­sam­melt. Aus ihren Gesich­tern spricht hei­te­re Vor­freu­de, aber auch hei­li­ger Ernst. Denn sie wis­sen um ihre Ver­ant­wor­tung als Ver­mitt­le­rin­nen eines wert­vol­len Brauchs. Am Sams­tag, 28. Novem­ber lei­ten sie das erste Schwei­zer Sternsinger-Forum.Susan­ne Andrea Bir­ke, Clau­dia Men­nen und Clau­dia Not­hel­fer, Mit­ar­bei­te­rin­nen der Fach­stel­le Bil­dung und Prop­stei, orga­ni­sie­ren zusam­men mit Kath­rin Sta­niul von Mis­sio das erste Schwei­zer Stern­sin­ger-Forum in der Prop­stei Wis­li­kofen. Pfar­rei­an­ge­hö­ri­ge, die in irgend­ei­ner Form für das Stern­sin­gen ver­ant­wort­lich sind, haben am 28. Novem­ber Gele­gen­heit, einen Tag lang Ideen zu tan­ken und Wis­sen aus­zu­tau­schen. In der Schweiz machen sich jedes Jahr über 10000 Stern­sin­ger-Kin­der und meh­re­re tau­send erwach­se­ne Ehren­amt­li­che in den Tagen um Weih­nach­ten und Neu­jahr auf den Weg. Sie gehen zu den Men­schen, ver­kün­den sin­gend die Bot­schaft der Hei­li­gen drei Köni­ge und seg­nen die Häu­ser mit dem Spruch 20 * C + M + B + 16. Die Buch­sta­ben kön­nen sowohl als Abkür­zung für die Namen Cas­par, Mel­chi­or und Bal­tha­sar inter­pre­tiert wer­den, aber auch für den latei­ni­schen Spruch: «Chri­stus man­sio­nem bene­di­cat», auf Deutsch:«Christus seg­ne die­ses Haus». Der Segen, den die Stern­sin­ger brin­gen, ist für Susan­ne Andrea Bir­ke wesent­li­cher Teil des Brauchs: «Der Gedan­ke des Segen­brin­gens ist schön und wich­tig – der Segen kommt zu allen. Er dringt direkt in den All­tag ein.»Mis­sio koor­di­niert schweiz­weit Das Stern­sin­gen hat eine lan­ge Tra­di­ti­on. Es beruht auf der Erzäh­lung von den Wei­sen aus dem Osten im Mat­thä­us­evan­ge­li­um. Schon im Mit­tel­al­ter ver­brei­te­ten so genann­te Myste­ri­en­spie­le die Geschich­te. In der heu­ti­gen Gestalt gibt es das Stern­sin­gen aber erst seit 26 Jah­ren, als Mis­sio den Brauch schweiz­weit zu koor­di­nie­ren begann. Mis­sio ist der schwei­ze­ri­sche Zweig des gleich­na­mi­gen inter­na­tio­na­len Mis­si­ons­wer­kes, das in über 120 Län­dern tätig ist. Die Theo­lo­gin Kath­rin Sta­niul lei­tet den Bereich Kin­der und Jugend bei Mis­sio in Frei­burg. Sie erklärt: «Mis­sio hat das Stern­sin­gen mit dem Soli­da­ri­täts­ge­dan­ken ange­rei­chert.» Seit­her brin­gen die Stern­sin­ger nicht nur Got­tes Segen zu den Men­schen, son­dern sam­meln Spen­den für Pro­jek­te in den Berei­chen Bil­dung, Gesund­heit, Frie­dens­ar­beit und Ernäh­rung von Kin­dern und Jugend­li­chen welt­weit. Jedes Jahr steht ein Gast­land exem­pla­risch im Vor­der­grund. Die­ses Jahr sam­meln die Stern­sin­ger ins­be­son­de­re für Boli­vi­en. Das Gast­land beglei­tet Mis­sio wäh­rend eines gan­zen Jah­res, ange­fan­gen mit dem Welt­mis­si­ons­tag, der die­ses Jahr am 18. Okto­ber 2015 began­gen wird.Kin­der hel­fen Kin­dern Clau­dia Men­nen, Lei­te­rin der Fach­stel­le Bil­dung und Prop­stei, ist über­zeugt: «Im Stern­sin­gen ver­bin­det sich so eini­ges, was wert­voll ist: Wert­schät­zung für den Ein­satz der Kin­der, Wert­schät­zung für das Haus; eine Kir­che, die zu den Men­schen geht und Soli­da­ri­tät.» Dazu sei das Stern­sin­gen ein sehr nie­der­schwel­li­ges Ange­bot, das auf ein­fa­che Art eine Ver­bin­dung zur Kir­che schaf­fe. Die Stern­sin­ger über­brin­gen die Kern­bot­schaft «Wir kom­men zu euch». Clau­dia Men­nen ergänzt: «Auch das Mot­to ‚Kin­der hel­fen Kin­dern’ ist wun­der­bar. Kin­der sind sich näm­lich sehr wohl bewusst, dass sie mit ihrer Stern­sing-Akti­on Gleich­alt­ri­gen in einem ande­ren Land hel­fen.» Kath­rin Sta­niul ist es wich­tig, dass das Hel­fen nicht abstrakt bleibt. So ver­mit­telt Mis­sio mit sei­nen Unter­la­gen und via Web­sei­te die Lebens­rea­li­tät der Kin­der im Gast­land.Spen­den stei­gen ste­tig Stern­sin­ger-Grup­pen sind nicht ver­pflich­tet, für Mis­sio zu sam­meln. «Aber natür­lich ver­su­chen wir, die Pfar­rei­en vom Soli­da­ri­täts­ge­dan­ken zu über­zeu­gen.», sagt Kath­rin Sta­niul. Und das Stern­sin­gen ent­wickelt sich posi­tiv. Seit Beginn sind die gesam­mel­ten Spen­den ste­tig gestie­gen, im Jahr 2005 über­schrit­ten sie erst­mals die Mil­lio­nen­gren­ze. Letz­tes Jahr nah­men die Stern­sin­ger lan­des­weit 1,5 Mil­lio­nen Fran­ken ein. Auch gebe es immer mehr refor­mier­te Pfar­rei­en, die sich fürs Stern­sin­gen inter­es­sier­ten, weiss Kath­rin Sta­niul.«Machst du mit?» Her­aus­for­de­run­gen bil­den die zuneh­mend inter­na­tio­na­le Bevöl­ke­rung in der Schweiz mit ihren ver­schie­de­nen Reli­gi­ons­zu­ge­hö­rig­kei­ten und Kul­tu­ren. Kin­der, die an der Haus­tü­re läu­ten, wer­den nicht immer ver­stan­den. Clau­dia Not­hel­fer weiss aus Erfah­rung, dass es nicht immer ein­fach ist, genü­gend Leu­te für das Stern­sin­gen zu gewin­nen: «Vie­le Fami­li­en kön­nen sich nicht Wochen im Vor­aus auf Ter­mi­ne in der Weih­nachts­zeit fest­le­gen.» Eines der Ate­liers am Stern­sin­ger-Forum wid­met sich die­sem The­ma: «Machst du mit?» heisst es und zeigt auf, wie die Ver­ant­wort­li­chen in den Pfar­rei­en Kin­der gewin­nen, moti­vie­ren und gut vor­be­rei­ten kön­nen. Aber auch die theo­lo­gi­schen Hin­ter­grün­de des Stern­sin­gens und Ideen für Gewän­der oder Lie­der sind Teil der Ate­liers, aus denen die Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer aus­wäh­len kön­nen. Das erste Schwei­zer Stern­sin­ger-Forum ermög­licht den Aus­tausch mit den Ver­ant­wort­li­chen aus ande­ren Pfar­rei­en und gibt Impul­se für die Orga­ni­sa­ti­on und die Durch­füh­rung der Stern­sing-Akti­on. Die Orga­ni­sa­to­rin­nen sind sich einig: «Wer am Stern­sin­ger-Forum teil­nimmt, ent­deckt, dass Stern­sin­gen ein Fest der Freu­de und der Soli­da­ri­tät ist.» Stern­sin­ger-Forum in Wis­li­kofen Am Sams­tag, 28. Novem­ber 2015, 9.45 bis 16 Uhr, Prop­stei Wis­li­kofen. Lei­tung: Dr. Clau­dia Men­nen, Theo­lo­gin; Clau­dia Not­hel­fer, Theo­lo­gin und Kon­tem­pla­ti­ons­leh­re­rin Via Inte­gra­lis; Susan­ne Andrea Bir­ke, Theo­lo­gin, Shi­ba­shi- und JSJ-Selbst­hil­fe­leh­re­rin. Kosten: 50.- plus Mit­tag­essen 26.50 Fran­ken. Das Semi­nar wird in Koope­ra­ti­on mit Mis­sio durch­ge­führt. Infos und Anmel­dung auf www.propstei.ch / www.missio.ch  
Marie-Christine Andres Schürch
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