Chri­stoph Wil­den blickt im Gespräch mit «Kir­che heu­te» auf erfolg­rei­che Jah­re in Bein­wil zurück

Chri­stoph Wil­den blickt im Gespräch mit «Kir­che heu­te» auf erfolg­rei­che Jah­re in Bein­wil zurück

Ein Abschied mit lan­ger Ansage

Chri­stoph Wil­den blickt im Gespräch mit «Kir­che heu­te» auf erfolg­rei­che Jah­re in Bein­wil zurück

Wegen Rück­gangs der Gäste und damit dro­hen­der finan­zi­el­ler Pro­ble­me sah sich der Ver­ein Oeku­me­ni­sche Gemein­schaft Bein­wil gezwun­gen, den Nut­zungs­ver­trag mit der Stif­tung Bein­wil zu kün­di­gen. Die Gemein­schaft sucht nun einen neu­en gast­freund­li­chen Ort.Der Früh­ling hat auch im Lüs­sel­tal am Pass­wang, wo sich die Streu­sied­lung Bein­wil über ein wei­tes Gebiet erstreckt, Ein­zug gehal­ten. Es grünt und blüht, die aus der Win­ter­star­re erwa­chen­de Natur ver­brei­tet Auf­bruchs­stim­mung. Auch im Klo­ster Bein­wil ste­hen die Zei­chen auf Auf­bruch, aller­dings unter nega­ti­ven Vor­zei­chen. Nach zehn Jah­ren, in denen die Oeku­me­ni­sche Gemein­schaft das Klo­ster als einen Ort der Stil­le und der öku­me­ni­schen Begeg­nung betrie­ben hat, ist nun mit der Kün­di­gung auf Ende 2018 der Abschied am Hori­zont zu sehen.Chri­stoph Wil­den, stell­ver­tre­ten­der Lei­ter der Oeku­me­ni­schen Gemein­schaft, spricht von einer gros­sen Trau­rig­keit, betont aber im Gespräch mit «Kir­che heu­te», dass die letz­ten zehn Jah­re auch eine Erfolgs­ge­schich­te sei­en. Den nicht ein­fa­chen Struk­tu­ren mit der Mischung von sechs Eigen­tü­mern («Kir­che heu­te» 16/2018) und den her­aus­for­dern­den finan­zi­el­len Rah­men­be­din­gun­gen zum Trotz. … «Die Gemein­schaft bekommt kei­ne Dau­er­sub­ven­ti­on, kei­ne Kir­chen­steu­er, kei­nen Lohn für die Arbeit», heisst es dazu in der aktu­el­len Aus­ga­be der Bro­schü­re «BiB Begeg­nung in Bein­wil». BiB erscheint zwei­mal jähr­lich, im Advent und zu Ostern, und ent­hält jeweils einen Spen­den­auf­ruf.Auch für die AHV-Bei­trä­ge und die Kran­ken­kas­sen­prä­mi­en müs­se jeder und jede sel­ber auf­kom­men, hält Wil­den fest. Des­halb sei eine exter­ne Berufs­tä­tig­keit unum­gäng­lich. Dies erklä­re wie­der­um, dass seit 2008 stets nur zwei bis drei Mit­glie­der der Gemein­schaft dau­er­haft vor Ort sein könn­ten.Trotz schwie­ri­ger Aus­gangs­la­ge hät­ten Finan­zie­rung und Gäste­be­trieb immer erfolg­reich funk­tio­niert, sagt Wil­den. Als sich aber im Herbst 2017 die Absa­gen von Gästen plötz­lich häuf­ten, ver­dü­ster­ten sich die Aus­sich­ten. Ein Kas­sen­sturz ergab, dass es für 2018 noch rei­chen wür­de, aber nicht lan­ge dar­über hin­aus. Der Ver­ein such­te ver­geb­lich das Gespräch mit Kir­chen­rat und Stif­tung und sah sich gezwun­gen, den Nut­zungs­ver­trag zu kün­di­gen. Aus­lö­ser für die Absa­gen war das von der Kirch­ge­mein­de fremd­ver­mie­te­te Pfarr­haus. Gäste, die im Klo­ster Bein­wil eine Aus­zeit in Stil­le such­ten, sahen ihre Erwar­tun­gen bedroht und hiel­ten nach einem ruhi­ge­ren Ort Aus­schau. Die Pro­ble­ma­tik um das seit 2009 an Exter­ne ver­mie­te­te Pfarr­haus habe immer bestan­den, erklär­te Wil­den auf die expli­zi­te Fra­ge, doch mit den weit über dem übli­chen Mass lie­gen­den Stor­nie­run­gen ging es nun um die Sub­stanz.Hoff­nun­gen, mit der Kirch­ge­mein­de und der Stif­tung eine Lösung zu fin­den, erfüll­ten sich nicht, und so macht sich nun die Gemein­schaft an die Vor­be­rei­tun­gen für den Aus­zug. Im Gespräch mit den Betei­lig­ten wird deut­lich, dass allen bewusst ist, wie schwie­rig die Situa­ti­on für alle ist. Die Stif­tung sucht neue Nut­zer, die Gemein­schaft einen neu­en gast­freund­li­chen Ort. «Wir sind kein klas­si­sches Klo­ster, son­dern ver­ste­hen uns als öku­me­ni­sche Gemein­schaft von Män­nern und Frau­en, die einen kirch­li­chen Auf­trag in der Gesell­schaft aus­üben», sagt Wil­den.Regu­la Vogt-Kohler

Lan­ge Geschich­te mit Blü­te­zeit im Hochmittelalter

Das Klo­ster Bein­wil ent­stand um die Wen­de um 1100 als Filia­le des Bene­dik­ti­ner­klo­sters Hir­sau im Schwarz­wald. Der Stand­ort am mitt­le­ren Lauf der Lüs­sel erscheint aus heu­ti­ger Sicht sehr abge­le­gen, war jedoch kein Nie­mands­land. Es war der loka­le Adel, der die Abtei grün­de­te, und bereits die Kel­ten waren am Pass­wang prä­sent. Um 530 soll der iri­sche Wan­der­mönch Fri­do­lin am Stand­ort einer kel­ti­schen Kult- und Begräb­nis­stät­te den Vor­gän­ger­bau der heu­ti­gen Johan­nes-Kapel­le errich­tet haben.Bis ins 13. Jahr­hun­dert erleb­te das Klo­ster Bein­wil, dem rund 150 Jah­re lang auch ein Frau­en­kon­vent ange­schlos­sen war, eine Blü­te­zeit. Danach folg­te eine Pha­se des Nie­der­gangs, die ihren Grund auch im Kon­flikt zwi­schen Solo­thurn und Basel um die Hoheit am Pass­wang hat­ten. Der aus heu­ti­ger Sicht schwer nach­voll­zieh­ba­re Ver­lauf der Kan­tons­gren­zen ist ein Abbild der teil­wei­se erfolg­rei­chen Ver­su­che der Stadt Solo­thurn, ihren Besitz über den Jura­kamm in Rich­tung Nor­den aus­zu­deh­nen. Plün­de­run­gen und Brand­schat­zun­gen setz­ten dem Klo­ster schwer zu.1648 zogen die Mön­che nach Maria­stein aus. Ein hal­bes Jahr­hun­dert zuvor war das Spiess­haus als Schu­le errich­tet wor­den. Mit Bau­jahr 1594 ist die­ses Gebäu­de der heu­te älte­ste Teil der Klo­ster­an­la­ge. Hoff­nun­gen auf eine Rück­kehr zer­schlu­gen sich, und mit dem Brand im August 1978 war ein abso­lu­ter, auch äus­ser­lich unüber­seh­ba­rer Tief­punkt erreicht.Nach dem Wie­der­auf­bau über­nahm die Stif­tung Bein­wil die Eigen­tü­mer­schaft der Klo­ster­an­la­ge. Die Ära einer ersten öku­me­ni­schen Gemein­schaft ende­te 2007 nach Tur­bu­len­zen. Vor rund zehn Jah­ren sorg­te eine neu­for­mier­te öku­me­ni­sche Gemein­schaft für eine Neu­be­le­bung des Klo­sters.beinwil.org
Redaktion Lichtblick
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