Bür­ger wol­len refor­mier­te Kir­che Vill­mer­gen retten

Bür­ger wol­len refor­mier­te Kir­che Vill­mer­gen retten

  • Eine Grup­pe Kir­chen­mit­glie­der orga­ni­siert am 4. Novem­ber eine Kul­tur­nacht zugun­sten des Kirchenerhalts.
  • «Die Reno­va­ti­on ist ohne Steu­er­erhö­hung zu machen und gün­sti­ger als von der Kir­chen­pfle­ge behaup­tet», erklärt Initi­ant Rudolf Thomann.
  • Der Wider­stand gegen die Abriss­plä­ne mobi­li­siert über Kon­fes­si­ons­gren­zen hinaus.
 Infol­ge von Kir­chen­aus­trit­ten und weg­ster­ben­den Kirch­gän­gern lich­ten sich die Rei­hen in den Kir­chen. Die Refor­mier­ten trifft das bis jetzt stär­ker als die Katho­li­ken. Man­cher­orts wird bereits über die Umnut­zung von Got­tes­häu­sern dis­ku­tiert (Hori­zon­te berich­te­te).

Kir­chen­pfle­ge befür­wor­tet Ver­kauf des Kirchengrundstücks

In Vill­mer­gen soll gar die aus den 1960er Jah­ren stam­men­de refor­mier­te Kir­che abge­ris­sen wer­den. Sie ist stark bau­fäl­lig, eine Reno­va­ti­on gestal­tet sich teu­er. Nun regt sich jedoch Wider­stand. Ver­schie­de­ne Mit­glie­der der Kirch­ge­mein­de sowie zahl­rei­che Sym­pa­thi­san­ten – auch Katho­li­ken – enga­gie­ren sich für den Erhalt der Kir­che. «Unse­re Kir­che muss nicht abge­ris­sen wer­den, «erklärt der pen­sio­nier­te Bezirks­leh­rer und Bio­lo­gie Rudolf Tho­mann, der seit ein paar Wochen auch in der Öffent­lich­keit für das Anlie­gen wei­belt.Über die Zukunft der refor­mier­ten Kir­che Vill­mer­gen wird bereits seit län­ge­rem dis­ku­tiert. Die Kir­chen­pfle­ge emp­fiehlt den Ver­kauf des gesam­ten Grund­stückes. An der aus­ser­or­dent­li­chen Kirch­ge­mein­de­ver­samm­lung vom 14. Sep­tem­ber 2016 wur­de ein Antrag ange­nom­men, wonach ein Inve­stor über­nimmt die gesam­te Lie­gen­schaft im Bau­recht über­nimmt und eine Über­bau­ung im sozi­al gemein­schaft­li­chen Sinn rea­li­siert. Vor­geh­se­hen war, dass her­nach die Kirch­ge­mein­de in die­ser Über­bau­ung einen Mehr­zweck­raum mie­tet oder kauft.

Got­tes­dien­ste künf­tig im Altersheim

Weil in einer Wohn­zo­ne aber kein Mehr­zweck­raum für öffent­li­che Nut­zung gebaut wer­den darf, stellt die Kir­chen­pfle­ge an der Kirch­ge­mein­de­ver­samm­lung vom 22. Novem­ber 2017 nun einen Ände­rungs­an­trag. Die Kirch­ge­mein­de mie­tet anders­wo pas­sen­de Räum­lich­kei­ten für das kirch­li­che Leben in der Gemein­de Vill­mer­gen. Got­tes­dien­ste und ande­re kirch­li­che Ver­an­stal­tun­gen wür­den fort­an im Senio­ren­zen­trum «Obe­re Müh­le» statt­fin­den. «Die Refor­mier­te Lan­des­kir­che begrüsst die­ses Vor­ha­ben», erklärt Kir­chen­pfle­ge­prä­si­den­tin Ber­ta Hüb­scher. Es wür­de also wei­ter­hin mög­lich sein, Got­tes­dien­ste in Vill­mer­gen zu besu­chen.Rudolf Tho­mann hin­ge­gen ist über­zeugt, dass es nicht soweit kom­men müs­se. «Die Reno­va­ti­on kostet nicht 1,5 Mil­lio­nen Fran­ken wie von der Kir­chen­pfle­ge behaup­tet, son­dern nur etwa 700 000 Fran­ken». Finan­ziert wer­den kön­ne sie über einen Teil­ver­kauf des Grund­stücks, erklärt Rudolf Tho­mann gegen­über Hori­zon­te. Ver­kauft wer­den müs­se dem­nach nur der unbe­bau­te Teil der Par­zel­le sowie der Teil mit dem Pfarr­haus, das vom Pfar­rer ohne­hin nicht mehr bewohnt wer­de. «Es wäre scha­de, wenn wir unse­re Kir­che ver­lie­ren wür­den», so Rudolf Tho­mann.

Umfra­ge zeig­te: Über 80 Pro­zent gegen Abrisspläne

Bei den deut­lich tie­fe­ren Kosten stützt sich der pen­sio­nier­te Bezirks­leh­rer auf eine in Auf­trag gege­be­ne Exper­ti­se. «Wir haben gebe­ten, nur das wirk­lich Not­wen­di­ge zu prü­fen.» Dies jedoch ver­ken­ne die Fak­ten, kri­ti­siert Kir­chen­pfle­ge­prä­si­den­tin Ber­ta Hüb­scher. Wenn man schon reno­vie­re, müs­se man es rich­tig machen. «Auch muss man mit Über­ra­schun­gen rech­nen, die Mehr­ko­sten ver­ur­sa­chen».«Wir haben noch­mals einen Kosten­vor­anschlag in Auf­trag gege­ben, der die Kosten­ge­nau­er auf­zei­gen soll», erklärt Ber­ta Hüb­scher. Die­ser wird an der Kirch­ge­mein­de­ver­samm­lung vom 22. Novem­ber vor­ge­stellt. «Die Kir­chen­pfle­ge möch­te die Kir­che auch behal­ten. Dies muss aber finan­zi­ell trag­bar sein, ohne dass der Steu­er­fuss erhöht wer­den muss.»Rudolf Tho­mann ist über­zeugt, dass es ohne Steu­er­erhö­hung geht und ver­weist auf die Mög­lich­keit, die Kir­chen­räu­me an Exter­ne zu ver­mie­ten. Das bringt jähr­lich etwa 25 000 Fran­ken. Zudem sei­en die vie­le Leu­te den Abriss der Kir­che. «In einer nicht reprä­sen­ta­ti­ven Umfra­ge der Woh­le­ner Zei­tung spra­chen sich über 80 Pro­zent für den Erhalt der Kir­che aus.» Zudem unter­stütz­ten ver­schie­de­ne Gewer­be­trei­ben­de, aber auch Katho­li­ken das Anlie­gen zum Erhalt der refor­mier­ten Kir­che in Vill­mer­gen.

Kul­tur­nacht zugun­sten der Kir­che am 4. November

Am kom­men­den Sams­tag, den 4. Novem­ber, orga­ni­siert ein Grup­pe um Rudolf Thom­man eine Kul­tur­nacht in der refor­mier­ten Kir­che Vill­mer­gen. Das Gan­ze ver­ste­he sich als Mani­fe­sta­ti­on für den Erhalt der Kir­che. «Es lies­sen sich ohne Pro­ble­me zehn Grup­pen fin­den, die gra­tis auf­tre­ten wer­den», so Rudolf Tho­mann. Der Ein­tritt ist frei, es gibt eine Kol­lek­te zugun­sten des Kir­chen­er­halts. Die Stun­de der Wahr­heit folgt dann an der Kirch­ge­mein­de­ver­samm­lung am 22. Novem­ber. Die anwe­sen­den Kir­chen­mit­glie­der wer­den dann noch­mals über den Erhalt ihrer Kir­che entscheiden. 
Andreas C. Müller
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