Bon­do muss mit der Gefahr leben

Bon­do muss mit der Gefahr leben

Bon­do muss mit der Gefahr leben

Ein Jahr nach dem ver­hee­ren­den Berg­sturz am Piz Cengalo

Am 23. August 2017 lösten sich am Piz ­Cen­ga­lo Gesteins­mas­sen und ver­ur­sach­ten eine gewal­ti­ge Schlamm­la­wi­ne, die acht Todes­op­fer for­der­te und mas­si­ve ­Zer­stö­rung anrich­te­te. Ein Jahr spä­ter ist Bon­do auf dem Weg zurück in die Nor­ma­li­tät. Ent­war­nung gibt es jedoch nicht. ­Cari­tas Schweiz ver­tritt in der Spenden­kommission die Inter­es­sen der Stif­tung Glückskette. Ein Jahr nach der Kata­stro­phe sind die Spu­ren der Zer­stö­rung in Bon­do noch immer sicht­bar. Zugleich ist aber auch erkenn­bar, dass sich das Ber­gel­ler Dorf am Ein­gang des Sei­ten­tals Val Bon­das­ca auf dem Weg ­zurück in die Nor­ma­li­tät befin­det. Das Geschie­be­becken ist aus­ge­bag­gert, die zer­stör­ten Häu­ser sind abge­ris­sen, der Wieder­aufbau der Infra­struk­tur ist in Pla­nung und zum Teil schon im Gang. Die Gefah­ren, die vom Berg aus­ge­hen, sind aber nicht ver­schwun­den. Star­ke Som­mer­ge­wit­ter kön­nen jeder­zeit neue Mur­gän­ge aus­lö­sen. Am 7. ­August wur­de bekannt, dass der Berg nach einer ruhi­gen Pha­se im Juli erneut in Bewe­gung gera­ten ist.

Gewit­ter sor­gen für Unruhe 

Anna Gia­co­metti, Prä­si­den­tin der Gemein­de Bre­ga­glia, ist froh, wenn die defi­ni­ti­ven Schutz­bau­ten ein­mal erstellt sein wer­den: «Die pro­vi­so­ri­schen Bau­ten geben uns Schutz. Aber wenn es im Val Bon­das­ca gewit­tert, dann sind die Leu­te hier beun­ru­higt.» Am 23. August 2017 don­ner­ten drei Mil­lio­nen Kubik­me­ter Berg­sturz­ma­te­ri­al vom Piz Cen­ga­lo ins Bon­das­ca-Tal und lösten meh­re­re Mur­gang­schü­be aus. Acht Wan­de­rer star­ben in der Val Bon­das­ca. 150 Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner in Bon­do muss­ten für Wochen ihre Woh­nun­gen ver­las­sen. Drei Gewer­be­be­trie­be wur­den von den Mur­gän­gen in Mit­lei­den­schaft gezo­gen. Neun Gebäu­de mit Total­scha­den wur­den kürz­lich abge­ris­sen. Ein Teil der beschä­dig­ten Gemein­de­infra­struk­tur befin­det sich im Wie­der­auf­bau, Trink­was­ser- und Strom­ver­sor­gung funk­tio­nie­ren schon seit eini­ger Zeit. «Gibt es kei­ne gros­sen Mur­gän­ge mehr, dann soll­ten alle Pro­jek­te 2023 abge­schlos­sen sein», sagt Gia­co­metti. Auch ein ver­grös­ser­tes Geschie­be­becken wird der Bevöl­ke­rung bis zu die­sem Zeit­punkt mehr Schutz bie­ten.

Koor­di­nier­ter Ein­satz der Spenden

Die im zwei­stel­li­gen Mil­lio­nen­be­reich lie­gen­den Kosten der Räu­mungs- und Wie­der­in­stand­stel­lungs­ar­bei­ten sowie der neu zu errich­ten­den Schutz­bau­ten wer­den mehr­heit­lich durch Bund, Kan­ton und die Gemein­de finan­ziert. Die­se aus­ser­or­dent­li­chen Aus­ga­ben sind für Bre­ga­glia eine hohe Bela­stung. Hier kann Anna Gia­co­metti auf die Unter­stüt­zung der Hilfs­wer­ke zäh­len: «Wir sind dank­bar für jede Spen­de, die für uns getä­tigt wur­de. Wir hof­fen, so alle Kosten bewäl­ti­gen zu kön­nen und die Steu­ern im Tal nicht erhö­hen zu müssen.» 
Blick aus dem Post­au­to im Juli 2018: Die Spu­ren des Berg­stur­zes sind in Bon­do immer noch sicht­bar. | © zvG.
Damit die Spen­den­gel­der koor­di­niert und nach ein­heit­li­chen Kri­te­ri­en ein­ge­setzt wer­den, hat die Bünd­ner Regie­rung eine Spen­den­kom­mis­si­on ein­ge­setzt. Cari­tas Schweiz ver­tritt dar­in die Inter­es­sen der Stif­tung Glücks­ket­te. Die­se hat Cari­tas Schweiz man­da­tiert für die Umset­zung jener Hil­fe, die mit den Glücks­ket­te-Spen­den finan­ziert wer­den soll. Aus­ser­dem hat die Cari­tas der Gemein­de aus ihren eige­nen Spen­den einen ersten Bei­trag von einer Mil­li­on Fran­ken zur Ver­fü­gung gestellt: Die Spen­den­kom­mis­si­on kann die­sen Bei­trag dort ein­set­zen, wo der Bedarf am dring­lich­sten ist. Auch betrof­fe­ne Pri­vat­per­so­nen und KMUs, die sich nach Ver­si­che­rungs­lei­stun­gen mit Rest­ko­sten kon­fron­tiert sehen, kön­nen bei der Kom­mis­si­on einen Antrag auf einen Bei­trag stel­len. Dass die Spen­den­gel­der nach dem effek­ti­ven Bedarf und nicht nach dem Giess­kan­nen­prin­zip aus­ge­gos­sen wer­den, ist Anna Gia­co­metti sehr wich­tig.

Gelernt, mit der Gefahr zu leben

Noch hat das Ber­gell nicht voll­stän­dig zur Nor­ma­li­tät zurück­keh­ren kön­nen. Am Piz Cen­ga­lo sind wei­te­re Fels­mas­sen absturz­ge­fähr­det und im Val Bon­das­ca lie­gen schät­zungs­wei­se 1,5 Mil­lio­nen Kubik­me­ter Schutt­ma­te­ri­al, wel­che sich bei Stark­nie­der­schlä­gen rasch in einen neu­en Mur­gang ent­wickeln kön­nen. Damit die Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner der Orts­tei­le Bon­do, Pro­mon­to­g­no, Sot­to­pon­te und Spi­no, die in unmit­tel­ba­rer Nähe der Bon­das­ca leben, ruhig schla­fen kön­nen, wird der Berg mit Radar­mes­sun­gen über­wacht. Zudem löst ein Alarm­sy­stem ein Signal aus, sobald sich neue Mur­gän­ge bil­den. Bon­do hat ler­nen müs­sen, mit der Gefahr zu leben.Sil­va­no Allen­bach,  Lei­ter Fach­stel­le Kata­stro­phen­hil­fe Schweiz, Cari­tas Schweiz
Redaktion Lichtblick
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