Bischof Felix Gmür äussert sich zum vielfältigen Wirken der Jugendlichen in der Kirche

Bischof Felix Gmür äussert sich zum vielfältigen Wirken der Jugendlichen in der Kirche

«Wichtig ist, dass man sich engagiert»

Bischof Felix Gmür äussert sich zum vielfältigen Wirken der Jugendlichen in der Kirche

«Wenn jemand seinen Weg sucht, so will ich das unter­stützen», sagt Bischof Felix Gmür. Der Gottes­di­enst spielt eine zen­trale Rolle bei der Weit­er­gabe des Glaubens. Wichtig sei es, erfahren zu kön­nen, dass Gott da ist, sagt Gmür.2018 find­et in Rom die Bischof­ssyn­ode zum The­ma «Die Jugendlichen, der Glaube und die Beru­fungsentschei­dung» statt. Zur Vor­bere­itung hat Papst Franziskus mit­tels Frage­bo­gen die Mei­n­ung der Jugendlichen einge­holt. Kom­men diese Antworten auch zum Bis­tum? Felix Gmür: Die Resul­tate der Umfrage kom­men via Jugend­bis­chöfe zur Bischof­skon­ferenz und gehen dann nach Rom. Entschei­dend ist: Man fragt die Betrof­fe­nen und lädt sie an die Syn­ode ein. Das ist etwas, was die Kirche schon immer kon­nte, und mal bess­er, mal weniger gut gelebt hat: die betrof­fe­nen Leute ein­beziehen. Man spricht nicht über die Jugendlichen, son­dern mit den Jugendlichen.Wie kom­men denn die Stim­men der Jugend nach Solothurn? Die Stim­men hören wir auf vie­len Kanälen. Eine Quelle sind die Fach­stellen und die Jugend­kom­mis­sio­nen. Dann bin ich selb­st sehr viel unter­wegs in den Regio­nen unseres Bis­tums, im Aus­tausch mit den Leuten. Meist beschränken sich die Feed­backs nicht auf einen einzi­gen Aspekt wie «Jugend». Son­dern da redet dann ein­er über Jugend­seel­sorge und schimpft gle­ich noch über den Lehrplan 21 und beklagt sich, die Jugendlichen kämen nicht in die Kirche, weil die Kirchen­musik alt­modisch sei. Das bet­rifft zwar alles die Jugend, es sind aber ganz ver­schiedene Aspek­te. Eine gute Quelle sind die mehreren hun­dert Fir­mungen in unserem Bis­tum pro Jahr. An den vorgängi­gen Tre­f­fen mit den Fir­man­den kommt vieles zur Sprache, was die Jugendlichen bewegt.Welche prä­gende Kirch­en­er­fahrung haben Sie sel­ber als Kind und Jugendlich­er gemacht? Was mich geprägt hat, ist unter anderem der Besuch der Messe jeden Son­ntag. Weil es regelmäs­sig war und trotz­dem jeden Son­ntag wieder ein wenig anders. Die Liturgie ist ja reich an ganz ver­schiede­nen Aspek­ten. Ein­er­seits ist sie ein ganzheitlich­es Erleb­nis, es gibt etwas zu spüren, schmeck­en, riechen und jede Menge zu sehen. Dann ist es auch ein intellek­tuelles Erleb­nis, denn man hört das Wort Gottes und eine Predigt. Dann singt man, wobei Leib und Seele einge­bun­den sind. Das Geschehen ist darauf konzen­tri­ert, dass Gott jet­zt da unter den Men­schen ist. Der Glaube wird nicht durch Diskus­sio­nen weit­ergegeben, son­dern durch die exis­ten­zielle Auseinan­der­set­zung mit Gott im Feiern der Liturgie.Auch bei den Min­is­tran­ten habe ich sehr viel Frei­heit genossen, wir kon­nten unsere eige­nen Ideen ein­brin­gen, zum Beispiel beim Organ­isieren unser­er Lager. Das finde ich auch heute bei den Jugend­ver­bän­den super: Die Jun­gen kön­nen ihre Ideen ver­wirk­lichen und müssen Ver­ant­wor­tung übernehmen. Und trotz­dem sind sie nicht allein, son­dern haben die Pfar­rei im Rück­en.Sie haben die exis­ten­zielle Erfahrung der Liturgie beschrieben. Doch selb­st die Jugendlichen von Jung­wacht Blau­r­ing, die der Kirche nah­este­hen, sind nur sel­ten im Gottes­di­enst anzutr­e­f­fen. Das ist so. Auch manche Min­is­tran­ten gehen vor allem dann in den Gottes­di­enst, wenn sie sel­ber im Ein­satz sind. Deshalb ist es gut, wenn sie möglichst oft Dienst haben (lacht). Aber man muss auch sagen, dass Kinder heute in ein­er völ­lig anderen Welt aufwach­sen als ich damals. Wir hat­ten zu Hause keinen Fernse­her. Heute ist es vielle­icht eher in einem Taizé­gottes­di­enst, der viel ruhiger ist, wo die Jugendlichen eine mys­tis­che Erfahrung machen kön­nen. Wichtig scheint mir die Erfahrung, dass Gott da ist, dass er erfahrbar wird.Also gel­ten dem Bis­tum nicht auss­chliesslich diejeni­gen Jugendlichen, welche die Lobpreis­abende von Ado­ray besuchen, als hoff­nungsvolle Jugend? Die einen sind bei Ado­ray, andere in der Jubla, wieder andere bei den Min­is­tran­ten. Man sollte nicht das eine gegen das andere ausspie­len. Das ist Vielfalt. Wichtig ist, dass man sich engagiert. Wenn jemand seinen Weg sucht, will ich das unter­stützen. Das Schöne an Ado­ray ist die Anbe­tung. Man ist ein­fach vor Gott und betet. Das bedeutet nicht jedem gle­ich viel, aber das Schöne in der katholis­chen Kirche ist ja, dass es so viele ver­schiedene Fröm­migkeits­for­men gibt. Da besitzt unsere Kirche einen riesi­gen Reich­tum.Inter­view: Andreas Wiss­miller, Marie-Chris­tine Andres

Authentische Beziehungsarbeit

Vom 3. bis 28. Okto­ber 2018 find­et in Rom eine Bischof­ssyn­ode zum The­ma «Jugend, Glauben und Beru­fung» statt. Noch bis Ende 2017 kon­nten Jugendliche ihre Sicht dem Vatikan via Beant­wor­tung eines Online-Frage­bo­gens dar­legen. Während die Ergeb­nisse dieser Umfrage noch nicht vor­liegen, präsen­tiert Jugend­bischof Mar­i­an Ele­gan­ti in der neusten Aus­gabe der Kirchen­zeitung die Resul­tate ein­er Befra­gung von Insti­tu­tio­nen sowie haupt- und ehre­namtlich Täti­gen im Bere­ich Jugen­dar­beit. Der Erfolg kirch­lich­er Jugen­dar­beit werde in hohem Masse an ein­er authen­tis­chen, dial­o­gis­chen Beziehungsar­beit fest­gemacht, hält Ele­gan­ti fest. Dabei spiele das eigene Vor­bild in Glaubens­fra­gen eine entschei­dende Rolle.
Redaktion Lichtblick
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