Bira­man­de­ep Singh: Tra­di­tio­nell, mode­be­wusst und cool

  • Bira­man­de­ep Singh ist 25 Jah­re alt.
  • Der Sikh stu­diert an der Uni­ver­si­tät Bern Betriebs­wis­sen­schaft und Geschichte.
 Was Mode angeht, bin ich eher prak­tisch ver­an­lagt. Bei der Wahl mei­ner Klei­der steht an erster Stel­le, dass ich mich wohl­füh­le. Unwohl ist mir, wenn ich mei­ne Haa­re nicht bedecke. Des­halb tra­ge ich im- mer einen Tur­ban. Ein­zig in der Bade­an­stalt ver­zich- te ich auf eine Kopf­be­deckung. Das hat rein prak- tische Grün­de: In der Badi bin­de ich mei­ne lan­gen Haa­re zu einem Dutt, damit sie nicht nass wer­den.

Mag star­ke Farben

Seit fünf Jah­ren tra­ge ich den soge­nann­ten Dastar, so nen­nen wir Sikhs den gros­sen Tur­ban. Vor­her fühl­te ich mich für die­sen Schritt noch nicht erwach­sen genug und trug eine klei­ne­re Ver­si­on, bei der man die kur­ze Stoff­bahn am unte­ren Hin­ter­kopf zu einem Kno­ten bin­det. Der gros­se Tur­ban hin­ge­gen ist ein drei Meter lan­ges Tuch. Den Tur­ban bin­de ich mir jeden Mor­gen. Wenn es eilt, schaf­fe ich es in fünf Minu­ten. Aber ich neh­me mir auch ger­ne Zeit, mache es zum Ritu­al und höre dazu gute Musik. Dann kann es schon zwan­zig Minu­ten dau­ern, bis alles sitzt.Ich mag es, auf­zu­fal­len. Des­halb wäh­le ich für den Tur­ban oft ganz bewusst eine star­ke Far­be. Ein­zig wäh­rend den Prü­fun­gen an der Uni­ver­si­tät bin ich bei der Farb­aus­wahl zurück­hal­ten­der. Die Far­be mei­nes Dastars beein­flusst die Wahl der Klei­der. Aber auch das Umge­kehr­te ist mög­lich: Auf­grund eines T‑Shirts oder einer Hose wäh­le ich eine bestimm­te Far­be für die Kopfbedeckung. 

Pro­biert alles aus

Ich wer­de häu­fig auf mein Out­fit ange­spro­chen. Pas­san­ten und Pas­san­tin­nen sagen, dass ich cool aus­se­he. Oft folgt dann die Fra­ge nach mei­ner Reli­gi­on. Der Tur­ban drückt mei­ne Zuge­hö­rig­keit zur Sikh-Gemein­schaft aus. Das bedeu­tet mir viel. Er sym­bo­li­siert aber auch Gerech­tig­keit und die Gleich­be­rech­ti­gung aller Men­schen. Das in Indi­en geleb­te Kasten­sy­stem leh­nen wir Sikhs ab, weil unser Mono­the­is­mus nicht zwi­schen Men­schen ver­schie­de­ner Her­kunft unter­schei­det. Vor Gott sind wir alle gleich.Dass ich für mein Out­fit für eine tra­di­tio­nel­le Hoch­zeit einen blau­en Tur­ban aus­ge­wählt habe, hat kei­ne ande­re Bedeu­tung, als dass er zu mei­nem Anzug passt. Ich liess die­ses Jackett und die Hose übri­gens in Indi­en nähen. Eigent­lich kau­fe ich mei­ne Klei­der hier in der Schweiz. Aber gewis­se Stof­fe fin­de ich ein­fach nur in Indi­en. Des­halb brin­ge ich von Rei­sen ger­ne auch mal Tex­ti­li­en mit nach Hau­se.Da ich mich in die­sem Out­fit wohl­füh­le, wür­de ich es auch bei ande­ren Anläs­sen tra­gen oder damit im Tram nach Hau­se fah­ren. Was ich hin­ge­gen nicht anzie­he, sind indi­sche Gewän­der. Ich habe es ver­sucht, denn mein Mot­to ist: Ich pro­bie­re alles an und ent­schei­de dann. Der Fall war aber schnell klar: dar­in füh­le ich mich nicht gut. 
Marie-Christine Andres Schürch
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