Bewah­ren, tra­die­ren, öffnen

  • Den Ver­ein der Freun­de des Klo­sters Maria­stein gibt es seit 50 Jahren.
  • Er unter­stützt das Klo­ster im Kan­ton Solo­thurn ideell und finanziell.
  • Solan­ge es Men­schen gebe, wer­de es Fra­gen nach Halt, Gegen­ent­wür­fen, Ori­en­tie­rung, Wer­ten und Glau­ben geben. Und solan­ge habe ein Klo­ster sei­ne Berech­ti­gung, sagt Prä­si­dent Glenn Stei­ger im Interview.

Was sieht der Ver­ein als sei­ne Auf­ga­ben an?

Glenn Stei­ger: Die Haupt­auf­ga­be ist die Finan­zie­rung von Pro­jek­ten im und rund um das Klo­ster, also bei­spiels­wei­se Sanie­run­gen. Seit der Grün­dung waren das über 3 Mil­lio­nen Fran­ken, die der Ver­ein bei­gesteu­ert hat. Im Schnitt sind das 60 000 Fran­ken pro Jahr, momen­tan sind es rund 120 000 im Jahr. Auch die Zeit­schrift, frü­her «Maria­stein» heu­te «Zeit Schrift Maria­stein», ist ein wich­ti­ges Pro­jekt, das mass­geb­lich vom Ver­ein mit­fi­nan­ziert wird. Sie stellt eine Art Ver­eins­pu­bli­ka­ti­ons­or­gan dar und ist gleich­zei­tig das Sprach­rohr des Klo­sters. Für die Zukunft ist ange­dacht, dass ein Teil der Öffent­lich­keits­an­läs­se, die bereits exi­stie­ren, vom Ver­ein im Patro­nat über­nom­men wird. Dabei sol­len Ver­an­stal­tun­gen, die bis­her ein­ma­lig statt­ge­fun­den haben, wie bei­spiels­wei­se der Tag der Jugend, wie­der­keh­rend ein­ge­führt werden.

Bei Dis­kus­sio­nen brin­gen wir Denk­an­stös­se von «vor den Klo­ster­mau­ern» ein. Ich hof­fe, dass wir das Klo­ster in Zukunft bei eini­gen Auf­ga­ben ent­la­sten kön­nen. Wir haben unter den Mit­glie­dern vie­le Men­schen mit Fach­wis­sen, die sich frei­wil­lig ein­brin­gen. Im Vor­stand haben wir zum Bei­spiel einen Archi­tek­ten, der in der Infra­struk­tur­grup­pe mit­ar­bei­tet oder Histo­ri­ker, die in der Redak­ti­on der Zeit­schrift oder am Buch über den Ver­ein arbeiten.

Der Ver­ein ist für Men­schen aller Kon­fes­sio­nen offen. Wer enga­giert sich bei Ihnen?

Die Mit­glie­der sind mehr­heit­lich katho­lisch, vie­le stam­men aus dem Kan­ton Solo­thurn und der Regi­on Basel. Eini­ge Men­schen hier haben noch immer eine star­ke Bin­dung zu Maria­stein. Es ist ein Anker für den Zusam­men­halt des Kan­tons, auch im tra­di­tio­nel­len Sin­ne. Neben den katho­li­schen gibt auch eini­ge refor­mier­te Mit­glie­der. Alle füh­len sich dem Ort auf irgend­ei­ne Art verbunden.

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Was ist die Moti­va­ti­on Ihrer Mit­glie­der, sich für das Klo­ster einzusetzen?

Ich den­ke, das ist sehr divers. Eini­ge sind regel­mäs­si­ge Kirch­gän­ger, die das Klo­ster erhal­ten wol­len. Dann gibt es Men­schen von wei­ter weg, die sich dar­über freu­en, mit Infor­ma­tio­nen über das Klo­ster ver­sorgt zu wer­den. Dar­un­ter sind auch älte­re Men­schen, denen es viel­leicht nicht mehr mög­lich ist, selbst zum Klo­ster zu kom­men. Und es sind Leu­te dabei, die sich all­ge­mein lokal engagieren.


Freun­de des Klo­sters Mariastein

Der Ver­ein der Freun­de des Klo­sters Maria­stein wur­de 1974 gegrün­det. Er ging aus den Bemü­hun­gen her­vor, das Klo­sters Maria­stein staats­recht­lich wie­der her­zu­stel­len, nach­dem das Klo­ster 1874 im Zuge des Kul­tur­kamp­fes auf­ge­ho­ben wur­de. Der Ver­ein unter­stützt das Klo­ster seit 50 Jah­ren mate­ri­ell und ideell. Die Finan­zie­rung von Restau­rie­run­gen und bau­li­chen Instand­hal­tun­gen ist eine wich­ti­ge Auf­ga­be des Ver­eins. Glenn Stei­ger ist seit 2020 Prä­si­dent des Vereins.

Wie sind Sie selbst denn dazu gekom­men und was bedeu­tet Ihr Enga­ge­ment für das Klo­ster Maria­stein per­sön­lich für Sie?

Durch mein poli­ti­sches Enga­ge­ment. Bei einem Podi­um in der öku­me­ni­schen Kir­che in Flüh kam Maria­no Tschu­or, Pro­jekt­lei­ter des Pro­jekts «Maria­stein 2025», auf mich zu, wir tausch­ten uns ein wenig aus und blie­ben in locke­rem Kon­takt, der mit der Zeit immer enger wur­de. Aus­ser­dem ken­ne ich eini­ge der Mön­che per­sön­lich, da ich in Bätt­wil auf­ge­wach­sen bin.

Maria­stein ist ein wich­ti­ger Ort für mei­ne Hei­mat. Ich mag ihn sehr und ich mag auch die Mön­che per­sön­lich. Aus­ser­dem fin­de ich es span­nend, in das Klo­ster­le­ben ein­zu­tau­chen. Ich mei­ne, wer kann schon die­se Erfah­rung machen und, wenn auch par­ti­ell, am Klo­ster­le­ben teil­ha­ben? Das ist sehr beeindruckend.

Ich will die Augen nicht ver­schlies­sen vor dem, was da auf uns zukommt und den­ken: «Das wird sich schon alles rich­ten» und in 20 Jah­ren steht man da ohne Geld und es ist nie­mand mehr hier. Es kom­men immer weni­ger Men­schen hier­her, vor allem immer weni­ger jun­ge Menschen.

Was macht Klö­ster aus? Braucht es Klö­ster noch in der heu­ti­gen Zeit?

Hier gibt es eine Men­ge Ange­bo­te wie Schwei­ge­se­mi­na­re, Kur­se zu bibli­schen The­men und so wei­ter. Maria­stein ist dar­über hin­aus ein wich­ti­ger Wall­fahrts- und Pil­ger­ort. Hier kön­nen Men­schen erfah­ren, dass der Glau­be Halt und Ori­en­tie­rung geben kann. Hier kann ich gebor­gen sein und wer­de auf­ge­fan­gen in schwie­ri­gen Lebens­si­tua­tio­nen. Das fehlt vie­len Men­schen. Die­se The­men sind sehr aktu­ell und sie wer­den nicht an Rele­vanz ver­lie­ren. Solan­ge es Men­schen gibt, wird es Fra­gen nach Halt, nach Gegen­ent­wür­fen, nach Ori­en­tie­rung, nach Wer­ten, nach Glau­ben geben.

Eva Meienberg
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