«Bet­ter when I’m dancing»

Mit dem Ange­bot «round­about» ver­mit­telt das Blaue Kreuz Mäd­chen und jun­gen Frau­en seit sieb­zehn Jah­ren Selbst­ver­trau­en und gesun­des Kör­per­ge­fühl. Im Kan­ton Aar­gau unter­stütz­ten nun ver­mehrt auch katho­li­sche Kirch­ge­mein­den die «roundabout»-Tanzgruppen.Justin Tim­ber­la­ke singt in Fis­lis­bach. Am Don­ners­tag­abend vor den Sport­fe­ri­en ertönt sei­ne Stim­me im Jugend­raum des refor­mier­ten Kirch­ge­mein­de­hau­ses – ver­stärkt durch Laut­spre­cher­bo­xen. Und Fio­na, Jani­ne und Mar­ti­na, Ele­na, Seli­na, Lua­na und Renée sind gekom­men, um zu tan­zen.

Spie­gel­wand

Die sie­ben 11- bis 15-jäh­ri­gen Mäd­chen bewe­gen sich vor der hohen Spie­gel­wand im Rhyth­mus der Musik. Ihren Blick rich­ten sie abwechs­lungs­wei­se auf ihr eige­nes Spie­gel­bild und auf ihre Lei­te­rin Fla­via Niggli. Die 21-Jäh­ri­ge klatscht in die Hän­de und lei­tet über zum Kraft­trai­ning. Neben Tanz­schrit­ten gehö­ren auch Rumpf­beu­gen und Hal­tungs­übun­gen ins Trai­nings­pro­gramm der Fis­lis­ba­cher «round­about» Grup­pe. In der Schweiz exi­stie­ren fast 100 Tanz­grup­pen unter die­sem Namen. Gegrün­det im Jahr 2000 als mäd­chen­spe­zi­fi­sches Gesund­heits­för­de­rungs- und Prä­ven­ti­ons­an­ge­bot vom Blau­en Kreuz, hat sich das Tanz­an­ge­bot im Bereich Street­dance zu einem natio­na­len Netz­werk ent­wickelt.

Unter­stüt­zung vor Ort

Vor Ort sucht «round­about» jeweils Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen wie Kirch­ge­mein­den, offe­ne Jugend­ar­beit oder Ver­ei­ne, die das Tanz­an­ge­bot finan­zi­ell und orga­ni­sa­to­risch unter­stüt­zen. So ist die Refor­mier­te Kirch­ge­mein­de Mel­lin­gen für die Tanz­grup­pe, die in Fis­lis­bach trai­niert, mit­ver­ant­wort­lich und über­nimmt alle orga­ni­sa­to­ri­schen Auf­ga­ben. Von den sieb­zehn Grup­pen im Aar­gau wer­den fünf von refor­mier­ten Kirch­ge­mein­den, die ande­ren von der offe­nen Jugend­ar­beit oder Ver­ei­nen unter­stützt. Drei noch jun­ge Grup­pen in Schöft­land, Woh­len und Sig­gen­thal sind öku­me­nisch ver­an­kert.

Öku­me­ne pflegen

Lau­ra Oli­ve­r­io küm­mert sich als kan­to­na­le Lei­te­rin von «round­about» um die Grün­dung neu­er Tanz­grup­pen und um die Betreu­ung der bestehen­den Grup­pen. Sie erklärt: «Seit dem Jahr 2015 arbei­ten wir auch mit der römisch-katho­li­schen Kir­che im Aar­gau zusam­men.» Wenn eine neue Grup­pe ent­ste­hen soll, fragt sie bei­de Kirch­ge­mein­den vor Ort als Part­ner an. Lara Tedes­co, Pasto­ral­as­si­sten­tin in Aus­bil­dung, ist für die «roundabout»-Gruppe in Woh­len ver­ant­wort­lich: «Bei uns kam die Anfra­ge von Wil­ly Deck, Mit­ar­bei­ter der Fach­stel­le Jugend und jun­ge Erwach­se­ne der Lan­des­kir­che Aar­gau. Unge­fähr gleich­zei­tig beka­men auch unse­re refor­mier­ten Kol­le­gin­nen eine Anfra­ge. So haben wir gemein­sam geplant.», sagt sie. Seit April 2015 tref­fen sich zehn Mäd­chen mit ihren zwei Lei­te­rin­nen. Und das Ange­bot wächst wei­ter, wie Lara Tedes­co erzählt: «Näch­stes Schul­jahr wer­den wir wahr­schein­lich eine zwei­te Grup­pe grün­den.» «round­about» ermög­li­che Mächen, auch aus­ser­halb der Schu­le zu einer Grup­pe zu gehö­ren – ins­be­son­de­re pro­fi­tier­ten auch Kin­der aus schwie­ri­gen finan­zi­el­len oder fami­liä­ren Ver­hält­nis­sen vom Ange­bot, fin­det sie. Ande­rer­seits kön­ne die öku­me­ni­sche Arbeit gepflegt wer­den.

Bes­ser, wenn ich tanze

In Fis­lis­bach läuft der Song «Bet­ter when I’m dancing». Er bringt die Gefüh­le der Mäd­chen auf den Punkt. Auch sie füh­len sich bes­ser, wenn sie tan­zen. Für die Zeit des «round­about» Trai­nings schüt­teln die Tän­ze­rin­nen ihren All­tags­bal­last ab. «Den Kör­per spü­ren, ihn schät­zen ler­nen und zufrie­den sein mit sich sel­ber sind wich­ti­ge Zie­le von round­about.», erklärt Fla­via Niggli. «Und wer sei­nen Kör­per for­dert, darf und soll ihm auch etwas zurück­ge­ben.» Des­halb gehört zu jedem Trai­ning eine Pau­se, in der geges­sen und getrun­ken wird. Aber auch das Zusam­men­sein, das Wit­zeln und Plau­dern sind wich­tig. «round­about» ist als Ort gedacht, wo Mäd­chen Selbst­ver­trau­en tan­ken und Freund­schaf­ten pfle­gen kön­nen. «round­about» soll Mäd­chen rund­um stär­ken. Für das Blaue Kreuz ist das ent­schei­dend in der Prä­ven­ti­on gegen Mager­sucht und ande­re Sucht­er­kran­kun­gen bei jun­gen Frau­en. Natio­na­les Netz­werk «round­about» ist ein mäd­chen­spe­zi­fi­sches Prä­ven­ti­ons­an­ge­bot, initi­iert vom Blau­en Kreuz Schweiz. Natio­nal exi­stie­ren etwa 100 «roundabout»-Tanzgruppen mit 1000 Teil­neh­me­rin­nen und 230 frei­wil­lig enga­gier­ten Grup­pen­lei­te­rin­nen. In den ein­zel­nen Gemein­den wer­den die Grup­pen durch eine Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­on wie Kirch­ge­mein­den oder Jugend­ar­beit unter­stützt. Im Aar­gau bestehen fast zwan­zig Grup­pen in elf Gemein­den. Das Ange­bot steht inter­es­sier­ten Mäd­chen zwi­schen 8 und 12, sowie jun­gen Frau­en zwi­schen 12 und 20 Jah­ren offen, unab­hän­gig von Kon­fes­si­on oder Reli­gi­on. www.roundabout-network.org 
Marie-Christine Andres Schürch
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