«Bei uns haben alle Platz»

  • Das Offe­ne Pfarr­haus der Römisch-Katho­li­schen Pfar­rei in Aar­au öff­net sei­ne Türen jeden Tag und heisst alle will­kom­men, ganz nach dem Mot­to: «Bei uns haben alle Platz». 
  • Es ist ein Ort der Begeg­nung, ein leben­di­ger Treff­punkt. Vie­le ver­schie­de­ne Grup­pen unter­schied­li­cher Aus­rich­tung bele­ben das Haus. Der Gar­ten bie­tet eine nach­hal­ti­ge Wirk­stät­te und der Spiel­platz Raum für Familien. 
  • Hei­di Emmen­eg­ger ist gemein­sam mit Michel­le Ober­le ver­ant­wort­lich für den Bereich Dia­ko­nie im Offe­nen Pfarr­haus. Sie gab Susan­ne Sie­ben­haar von der Fach­stel­le Dia­ko­nie Ein­blick in ihre Arbeit.


Im Ein­gangs­be­reich des Pfarr­hau­ses emp­fängt einen auf der lin­ken Sei­te Moha­med Aly in unse­rem Info­fen­ster. Er ist der Prak­ti­kant von Hei­di Emmen­eg­ger und gibt den Besu­che­rin­nen und Besu­chern eine erste Ori­en­tie­rung. Das Info­fen­ster ist erste Anlauf­stel­le und Info­dreh­schei­be. Es ermög­licht einen direk­ten und nie­der­schwel­li­gen Kon­takt der Sozi­al­ar­bei­ten­den zu den Besuchenden.

Hei­di Emmen­eg­ger, wem begeg­nen Sie im Offe­nen Pfarr­haus?
Hei­di Emmen­eg­ger: Durch das Info­fen­ster sind wir direkt prä­sent und erle­ben den All­tag im Offe­nen Pfarr­haus. Wir sind im Kon­takt mit den Men­schen, die hier ein- und aus­ge­hen und ken­nen ihre Nöte und Sor­gen. Wir bera­ten Men­schen, die Hil­fe oder Infor­ma­tio­nen suchen, aber auch die­je­ni­gen, die sich hier frei­wil­lig enga­gie­ren. Dazu gehö­ren die ver­schie­de­nen Nut­zer­grup­pen, wie zum Bei­spiel die Jugend­ver­bän­de Pfadi und Jub­la, der Frau­en­bund oder die Senio­rin­nen und Senio­ren des Diens­tags­ca­fés. Dane­ben laden wir jeden drit­ten Don­ners­tag im Monat zu einem offe­nen Mit­tags­tisch und jeden ersten Mitt­woch zum Soli­lunch, der die ver­schie­de­nen Gäste und Grup­pen zusam­men­führt. Im Offe­nen Pfarr­haus fin­det auch der Reli­gi­ons­un­ter­richt für die Kin­der statt und Got­tes­dienst­be­su­chen­de gehen ein und aus.

Serie Dia­ko­nie, Teil 1: Offe­nes Pfarr­haus in Aarau

Die Fach­stel­le Dia­ko­nie der Katho­li­schen Lan­des­kir­che Aar­gau setzt sich dafür ein, dass Soli­da­ri­tät in der Kir­che gelebt und prak­ti­ziert wird. Mit einer Arti­kel­se­rie zur Dia­ko­nie macht sie das dia­ko­ni­sche Schaf­fen in der Kir­che, in Ver­ei­nen und sozia­len Insti­tu­tio­nen sicht­bar. | www.kathaargau.ch/diakonie

Bei unse­rer Arbeit heis­sen wir alle Men­schen mit einem freund­li­chen Lächeln hier im Haus will­kom­men. Das ist der Schlüs­sel, um Kon­tak­te zu knüp­fen und um eine Brücke zu bau­en. Wir ver­su­chen, Syn­er­gien zwi­schen den Men­schen und Bedürf­nis­sen her­zu­stel­len, um auch dort Brücken zu bau­en. Es gibt Men­schen, für die das Offe­ne Pfarr­haus für eine gewis­se Zeit ein zwei­tes Zuhau­se ist. Wir sind eine Anlauf­stel­le für die unter­schied­lich­sten Fra­gen, und das macht die Arbeit jeden Tag spannend.

Im zwei­ten Stock des Pfarr­hau­ses befin­det sich die Cari­tas Aar­gau. Ist das prä­gend für die Besu­cher­schaft?
Durch die Flücht­lings­hil­fe der Cari­tas Aar­gau ist das Haus in die­ser Nut­zer­grup­pe bekannt. Auch besu­chen vie­le Men­schen mit einem Asyl­sta­tus das Pfarr­haus. Das Netz­werk Asyl Aar­gau bie­tet zwei­mal wöchent­lich den offe­nen Treff­punkt Café Cont­act an, und wir ergän­zen das Ange­bot mit unse­rem eige­nen Frei­tags­treff. Es wird Kaf­fee getrun­ken, gespielt und gelernt. Auch unab­hän­gig von einer Orga­ni­sa­ti­on kom­men Men­schen hier­her und tref­fen sich, um zum Bei­spiel in Form eines Tan­dems gemein­sam zu ler­nen. Men­schen mit Flucht­hin­ter­grund und mit einem Asyl­sta­tus wün­schen sich Begeg­nun­gen mit Men­schen, die hier ansäs­sig sind oder schon län­ger in der Schweiz leben. Sie möch­ten ler­nen, wie das Zusam­men­le­ben hier funk­tio­niert und sich ori­en­tie­ren kön­nen. Dass es Räu­me gibt, in wel­chen die­se Begeg­nun­gen statt­fin­den kön­nen, macht die­ses offe­ne Haus so notwendig.

Was braucht es, damit das Offe­ne Pfarr­haus funk­tio­niert?
Es braucht eine gute Struk­tur mit Regeln, nach denen sich alle rich­ten müs­sen. Men­schen, die unse­re Räu­me nut­zen, kön­nen etwas zurück­ge­ben in Form eines frei­wil­li­gen Ein­sat­zes. Kürz­lich ist in einem sol­chen Ein­satz im Gar­ten eine öko­lo­gi­sche Klein­struk­tur aus Stei­nen ent­stan­den. Es ist für uns wich­tig, dass wir gewis­se Pro­jek­te in die Hän­de von Frei­wil­li­gen geben kön­nen, damit wie­der Raum für Neu­es ent­ste­hen kann.

Marie-Christine Andres Schürch
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