Kir­chen­fi­nan­zen: Soli­da­ri­tät ist gefragt

  • Wird die Kir­che in Zukunft genug Geld haben, um alle ihre Lei­stun­gen finan­zie­ren zu können?
  • Die Römisch-Katho­li­sche Zen­tral­kon­fe­renz (RKZ) wirkt als Schar­nier zwi­schen den ver­schie­den­ar­ti­gen Struk­tu­ren der Kan­to­ne, hat aber nur einen begrenz­ten Handlungsspielraum.
  • Für RKZ-Prä­si­dent Luc Hum­bel und Gene­ral­se­kre­tär Dani­el Kosch heisst der zen­tra­le Begriff in der Fra­ge der Kir­chen­fi­nan­zen Solidarität.
 Die Auf­ga­ben der Kir­chen sind breit: Got­tes­dien­ste, Seel­sor­ge­ge­sprä­che, Reli­gi­ons­un­ter­richt, Sozi­al­ar­beit. Dazu kommt der bau­li­che Unter­halt der Kir­chen, Pfarr­häu­ser und Pfar­rei­hei­me. Das alles kostet Geld.

Unter­schied­li­che Res­sour­cen – je nach Kanton

Wie die Kir­chen zu die­sem Geld kom­men, das ist – schwei­ze­ri­scher Föde­ra­lis­mus – von Kan­ton zu Kan­ton unter­schied­lich. Beson­ders wich­tig ist, so Dani­el Kosch, dass nicht nur die Model­le der Kir­chen­fi­nan­zie­rung unter­schied­lich sind, son­dern auch ihre Lei­stungs­fä­hig­keit. Folg­lich ver­fü­gen die Kir­chen je nach Kan­ton über ganz unter­schied­li­che Res­sour­cen. Die­se sind ist nicht zuletzt abhän­gig von der Steu­er­kraft in den Kan­to­nen, die sich auch in den Kir­chen­steu­ern spie­gelt. Und in man­chen Kan­to­nen sind die Unter­neh­men von der Kir­chen­steu­er befreit.«Wir spre­chen von einer Spann­wei­te von 100 bis 700 Fran­ken pro Katho­lik und Jahr, wel­che den Kirch­ge­mein­den und Kan­to­nal­kir­chen zur Ver­fü­gung ste­hen», erläu­tert Dani­el Kosch. In der Fol­ge zei­gen sich Unter­schie­de in der Brei­te des Ange­bots und bei den Gehäl­tern der Mit­ar­bei­ten­den im kirch­li­chen Dienst.

Gesamt­schwei­ze­ri­sche Auf­ga­ben sicherstellen

Einen Finanz­aus­gleich, wie ihn die Schweiz auf staat­li­cher Ebe­ne zwi­schen den Kan­to­nen kennt, gibt es in der Kir­che nicht. Mit der RKZ steht der katho­li­schen Kir­che seit 1971 aber eine Orga­ni­sa­ti­on zur Ver­fü­gung, die sich um die Finan­zie­rung gesamt­schwei­ze­ri­scher kirch­li­cher Auf­ga­ben küm­mert. Dazu gehö­ren ins­be­son­de­re das Sekre­ta­ri­at der Bischofs­kon­fe­renz, natio­na­le oder sprach­re­gio­na­le Fach­stel­len wie Migra­tio, Ver­bän­de und die Medi­en­ar­beit.Die Finan­zie­rung die­ser Auf­ga­ben, sagt RKZ-Prä­si­dent Luc Hum­bel, funk­tio­niert dank dem Bei­trags­schlüs­sel unter den RKZ-Mit­glie­dern gut, denn die­ser trägt den jewei­li­gen finan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten Rech­nung und stärkt damit die Soli­da­ri­tät zwi­schen finanz­stär­ke­ren und ‑schwä­che­ren kan­to­nal­kirch­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen. Die von der RKZ mit­fi­nan­zier­ten Auf­ga­ben machen aber gera­de ein­mal 1 bis 2 Pro­zent des gesam­ten Haus­halts der römisch-katho­li­schen Lan­des­kir­chen aus.

Dua­les System hat sich bewährt

Wäre es denn aus Sicht der RKZ wün­schens­wert, wenn die Steu­ern, wie bei­spiels­wei­se in Deutsch­land, auf der Ebe­ne der Bis­tü­mer erho­ben wür­den? Eine müs­si­ge Fra­ge, ent­geg­nen Luc Hum­bel und Dani­el Kosch uni­so­no. In der Schweiz sei das dua­le System der Unter­tei­lung der Kir­che in pasto­ra­le Räu­me wie Bis­tü­mer und Pfar­rei­en und staats­kir­chen­recht­li­che Kör­per­schaf­ten in den Kan­to­nen und Kirch­ge­mein­den gewach­sen und habe sich bewährt.«Wir wer­den dar­um sogar benei­det», sagt Luc Hum­bel dazu. Denn durch das dua­le System ste­hen den Kir­chen auf orga­ni­sa­to­ri­scher Ebe­ne kom­pe­ten­te Katho­li­kin­nen und Katho­li­ken zur Ver­fü­gung, die sich im Sinn des bewähr­ten Miliz­sy­stems neben­amt­lich in Kir­chen­be­hör­den enga­gie­ren. «Das dua­le System ist ein Wert für sich», stellt der RKZ-Prä­si­dent fest.

Schwin­den­de Solidarität

Kurz­fri­stig haben Kon­junk­tur­schwan­kun­gen und damit ver­bun­den höhe­re Arbeits­lo­sig­keit sicher Aus­wir­kun­gen auf die Kir­chen­fi­nan­zen. Das aber gehen der Prä­si­dent und der Gene­ral­se­kre­tär der RKZ prag­ma­tisch an.  – Und ganz ohne ein Jam­mern, wie man es von Finanz­ver­ant­wort­li­chen in der Poli­tik kennt.Eine Her­aus­for­de­rung sieht Luc Hum­bel mit Blick in die wei­te­re Zukunft aber schon auf die Kir­chen­fi­nan­zie­rung zukom­men. «Wenn Kir­chen­mit­glie­der bei Vor­lie­gen der Steu­er­rech­nung allein auf den Betrag schau­en, der sich spa­ren lässt, wird vie­les ver­lo­ren gehen», sagt der RKZ-Prä­si­dent. Mit «vie­les» meint er hier nicht allein die Geld­sum­me, son­dern auch die Tra­die­rung des Glau­bens und den Soli­da­ri­täts­ge­dan­ken, der bei einem Kir­chen­aus­tritt ver­lo­ren gehe.

Kir­che muss zei­gen, was sie tut

Denn auch die Kin­der von aus­ge­tre­te­nen Per­so­nen wären künf­tig nicht mehr Mit­glied. Ohne Berüh­rungs­punk­te zum kirch­li­chen Leben wer­de zuneh­mend in Ver­ges­sen­heit gera­ten, wel­che Lei­stun­gen die Kir­che erbrin­ge. Dar­um sei es von gros­ser Bedeu­tung, dass die Kir­chen in der Öffent­lich­keit und in den Medi­en prä­sent sind und zei­gen, wel­chen Bei­trag sie zum Zusam­men­le­ben einer Gesell­schaft lei­sten.Mit der sich ver­än­dern­den Gesell­schaft ver­än­dern sich die Auf­ga­ben der Kir­che. Und dafür wer­den die Kir­chen­be­hör­den mit den ihnen zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­teln nach bewähr­tem Muster die nöti­gen Finan­zen bereit­stel­len. Das ist für Luc Hum­bel und Dani­el Kosch eine Auf­ga­be der Kir­chen­be­hör­den, der sie sich ger­ne stel­len. Und die Kir­che kann, das ist für Luc Hum­bel genau­so wich­tig wie alle finanz­stra­te­gi­schen Fra­gen, dabei immer auf die bedeu­ten­de Arbeit ganz vie­ler Frei­wil­li­ger zählen.
Anne Burgmer
mehr zum Autor
nach
soben