Bänk­li-Akti­on der Fach­stel­le Diakonie

Bänk­li-Akti­on der Fach­stel­le Diakonie

  • «Bei uns haben alle Platz!» Mit die­sem Slo­gan und einer Bänk­li-Akti­on den Dienst am Näch­sten sicht­bar machen. Die Idee stammt von der Fach­stel­le Dia­ko­nie der Römisch-Katho­li­schen Kir­che im Aargau.
  • Rund 40 Bänk­li aller Art, gestal­tet von Krea­ti­ven wie den «Bad Boys», ste­hen rund ein Jahr nach dem Start der dia­ko­ni­schen Offen­si­ve mitt­ler­wei­le im Kir­chen­aar­gau. Eine Jury wird im Rah­men eines Wett­be­werbs die besten Bän­ke prä­mie­ren. Doch nicht alle Bänk­li wur­den mit offe­nen Armen entgegengenommen.
 «Wie bit­te, ein Bänk­li? Nur damit ich nach­her wie­der alle Jugend­li­chen vor der Kir­che habe, die nur Lärm und Abfall pro­du­zie­ren?»; «So etwas stel­le ich bestimmt nicht auf. Bei mir haben nicht alle Platz. Ich will doch kei­ne Mas­sen­mör­der in der Kir­che haben!» Dies zwei Bei­spie­le von nega­ti­ven Voten, mit denen Oli­via Con­rad von der Fach­stel­le Dia­ko­nie kon­fron­tiert wur­de, als sie auf Tour­nee war, um all­fäl­li­gen Mit­be­wer­bern der Bänk­li-Akti­on den Slo­gan-Auf­kle­ber «Bei uns haben alle Platz» zu über­rei­chen.

Das Posi­ti­ve im Plus

«In einer Pfar­rei hat­ten sie ein Bänk­li auf­ge­stellt, auf das alle etwas schrei­ben konn­ten», ergänzt die aus­ge­bil­de­te Sozi­al­ar­bei­te­rin. «Vie­les stand auf dem Bänk­li. Auch The­men wie Trau­ern oder Homo­se­xu­el­le. Eines Tages war das Wort ‚Homo­se­xu­el­le’ durch­ge­stri­chen.»«Mitt­ler­wei­le sind im Aar­gau den­noch 40 Bänk­li gebaut. Total unter­schied­li­che. Genau die­se Viel­falt ist Kurt Adler und mir von der Fach­stel­le Dia­ko­nie wich­tig. Denn es spielt kei­ne Rol­le, wel­che Men­schen ihr auf euer Bänk­li ein­lädt. Wich­tig ist, dass ihr sie ein­lädt», erklärt Oli­via Con­rad. In Möh­lin waren es die Jugend­li­chen der Reli­tref­fen der 6. bis 8. Klas­se, die sich der Bänk­li-Akti­on annah­men. Ent­stan­den ist eine leicht zu trans­por­tie­ren­de Bank mit inte­grier­ten Pflanz­ge­fäs­sen samt Apfel- und Birn­baum.

Bänk­li als belieb­tes Foto-Sujet

In Baden leg­te sich der frei­wil­lig in der Pfar­rei enga­gier­te Hans Heim in Sachen Bänk­li ins Zeug. «Vor allem die Got­tes­dienst-Besu­che­rin­nen und Besu­cher haben stets Freu­de, vor und nach dem Kirch­gang auf dem Bänk­li zu ver­wei­len», berich­tet der Jugend­ar­bei­ter in Aus­bil­dung, Robert Beri­sha.Um die Bedeu­tung des Mit­ein­an­ders her­aus­zu­strei­chen, wur­den in Rhein­fel­den bun­te Stüh­le von Men­schen aus der Pfar­rei zusam­men­ge­tra­gen und zu einer Stuhl-Bank ver­bun­den. «Unse­re Bank wur­de am Pfar­rei­fest ein­ge­weiht. Seit­dem dient sie Men­schen aus der direk­ten Umge­bung täg­lich zur klei­nen Erho­lung. Zudem stellt sich immer wie­der jemand hin und foto­gra­fiert das Bänk­li samt dem Mot­to ‚Bei uns haben alle Platz’», erzählt Rado Stecki vom Pfar­rei­team.

Skate­bord-Bänk­li von den «Bad Boys»

Aus Suhr berich­tet Sil­via Her­göth Cali­vers: «Was ich gemerkt habe aus der Reak­ti­on von Arbeits­kol­le­gin­nen und ‑kol­le­gen: Wir den­ken oft zu ‚klas­sisch’, zu kon­ser­va­tiv. Eine Bank muss so und so aus­se­hen. Und wir den­ken ver­schie­den: Die einen haben Freu­de an der Ori­gi­na­li­tät und die ande­ren ver­mis­sen die Funk­tio­na­li­tät. Die jun­gen Erwach­se­nen haben einen völ­lig ande­ren Blick als wir Erwach­se­nen. All das war im Zusam­men­hang mit der Bänk­li-Rea­li­sa­ti­on anre­gend.»«Upcy­cling statt weg­wer­fen, Mobi­li­tät in jedem Brett und bequem für alle Alters­stu­fen.». So lau­tet der Kurz­be­schrieb des Skate­board-Bänk­li der Seel­sor­ge­stel­le Berg­die­ti­kon. Rea­li­siert vom Buben­treff «Bad Boys». Micha­el Jablo­now­ski: «Es sind die Senio­ren, die nach dem Got­tes­dienst die­se Bank den ande­ren Bän­ken vor­zie­hen. Sie sind begei­stert, wie bequem sie ist und wie toll die Jugend­li­chen gear­bei­tet haben.

Sogar als Sprung­brett nutzbar

Die Idee mit den alten Skate­board­decks gefällt den Senio­ren gut. Mit etwas Aus­ge­dien­tem etwas Neu­es zu schaf­fen, ist ganz in ihrem Sinn.» Der Fach­ver­ant­wort­li­che Reli­gi­ons­un­ter­richt und Kate­che­se im Pasto­ral­raum am Mut­schel­len wei­ter: «Jüngst waren die Kin­der­gärt­ler zu Besuch und haben die Sitz­ebe­nen an den Sei­ten als Sprung­brett genutzt. Sogar als Spiel­ge­rät taugt die­se Bank.»Schö­ne Geschich­ten also, wel­che dank der Bänk­li-Akti­on der Fach­stel­le Dia­ko­nie im Kir­chen­aar­gau geschrie­ben wer­den. Gleich­wohl beschäf­ti­gen die kri­ti­schen Rück­mel­dun­gen. Ende Juli war Oli­via Con­rad zu Gast im öku­me­ni­schen Som­mer­got­tes­dienst in Möh­lin und brach­te die erwähn­ten Abwehr­re­ak­tio­nen ein. Dort nahm sie poin­tiert Stel­lung zu den weni­ger erfreu­li­chen Reak­tio­nen.

Wett­be­werb dau­ert noch bis Ende August 

«Der Pfar­rer, wel­cher der pro­ble­ma­ti­schen Jugend­li­chen wegen ein Bänk­li abmon­tier­te, hät­te viel­leicht weni­ger Lärm und Abfall gehabt, wenn er ein­fach mal zu den jun­gen Men­schen hin­ge­ses­sen wäre, um mit ihnen zu plau­dern. Hät­te er sich erklä­ren kön­nen, hät­ten die Jugend­li­chen zumin­dest die Mög­lich­keit gehabt, sein Anlie­gen zu hören. Oder was hät­tet ihr mit dem Bänk­li gemacht, wo das Wort ‚Homo­se­xu­el­le’ durch­ge­stri­chen wur­de? Ich hät­te mit einem dicken Fil­zer dar­über geschrie­ben: Jetzt erst recht!»Noch bis Ende August 2019 kön­nen Bänk­li-Krea­tio­nen unter dem Mot­to «Bei uns haben alle Platz» bei der Fach­stel­le Dia­ko­nie gemel­det wer­den. Danach wird eine Jury, zusam­men­ge­setzt aus Kir­chen­rä­tin Clau­dia Cha­puis, Syn­ode­prä­si­dent Dani­el Holen­stein und der lan­des­kirch­li­chen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­ant­wort­li­chen Esther Kuster, die Wer­ke beur­tei­len und die Bänk­li qua­si aufs Podest hieven.
Andreas C. Müller
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