Bad Zurzach: Ein Abgang mit vielen Nebengeräuschen
- Der bei vielen Menschen beliebte Seelsorger Marcus Hüttner verlässt den Wallfahrtsort Bad Zurzach. Es übernimmt Andreas Stüdli.
- Während Marcus Hüttner selber zu den Gründen schweigt, äussern sich Kirchenpflegen und verschiedene in den Pastoralraumprozess involvierte Personen unterschiedlich. Viele fragen sich: Wurde Marcus Hüttner verdrängt?
- Das Bistum forderte zunächst die Demission von Marcus Hüttner und dem mitleitenden Priester Andreas Stüdli, entsprach aber schliesslich den Forderungen des Pfarreienverbandes.
Als Hoffnungsträger war er 2016 angetreten, um die Gemeindeleitung in Bad Zurzach zu übernehmen und den Pastoralraum mit den umliegenden Pfarreien zu realisieren. Nach nunmehr bald vier Jahren fällt die Bilanz ernüchternd aus: Marcus Hüttner verlässt Bad Zurzach.
Leserbriefschreiber: «Verdrängte der Ex-Banker den Diakon?»
«Marcus Hüttner hatte einfach nicht die erforderlichen Führungsqualitäten, um ein solches Projekt erfolgreich umzusetzen», erklärt Felix Vögele, Präsident des für die Pastoralraumgründung erforderlichen Zweckverbandes der Kirchenpflegen. «Man hat ihn rausgemobbt», sagen andere, die ihren Namen aber nicht öffentlich machen wollen.Ein offenes Geheimnis war, dass Marcus Hüttner mit dem mitleitenden Priester, Andreas Stüdli, das Heu nicht auf der gleichen Bühne hatte. «Verdrängte der Ex-Banker den Diakon?», fragte unlängst ein Leser in einem Schreiben, das die «Botschaft» veröffentlichte.
Ist das Modell der ausserordentlichen Leitung schuld?
Tatsächlich erklären mehrere Personen, die unmittelbar am Pastoralraumprojekt beteiligt waren, aber ihren Namen unter keinen Umständen öffentlich machen wollen, dass Markus Hüttner übel mitgespielt worden sei. Marcus Hüttner sei eine integre Person. Das Problem sei wohl das Modell der ausserordentlichen Leitung gewesen, hört man. Wenn sich da ein mitleitender Priester nicht angemessen zurücknehmen könne und Exponenten der Kirchenpflege den Priester hoffierten, der vielleicht auch darum besser ankomme, weil er mehr Zeit habe und nicht noch zu einer Familie schauen müsse, dann komme es nicht gut.Felix Vögele, Präsident des Pfarreienverbandes, also eines Gremiums, in welchem alle Kirchenpflegen vertreten sind, verwahrt sich entschieden gegen derartige Vorwürfe. Es sei Marcus Hüttner gewesen, der sich letztlich gegen eine Zusammenarbeit mit Andreas Stüdli gestellt habe, obwohl man auf verschiedene Art und Weise versucht habe, zwischen den beiden Seelsorgenden zu vermitteln.
Kirchenpflegerin: «Er hat die Erwartungen nicht erfüllt»
Laut Silvia Indermühle, der Präsidentin der Kirchenpflege Bad Zurzach, habe man es mit Supervision versucht und angeregt, die beiden Seelsorgenden mögen räumlich getrennt voneinander im Pfarreienverband wirken. Jedoch ohne Erfolg.Felix Vögele erklärt zudem, man habe stets transparent über die laufende Situation informiert und alle Entscheide in Protokollen festgehalten. Für Mobbingvorwürfe von Leuten, die sich nicht namentlich äussern wollen, habe er kein Verständnis. Nicht zuletzt habe Marcus Hüttner «die Erwartungen eines proaktiven Handelns, welche als Leitungsperson erforderlich ist, nicht erfüllt», erklärt Alice Fischer, Präsidentin der Kirchenpflege Wislikofen-Rümikon und Mitglied des Vorstandes Pfarreienverband Zurzach-Studenland.
Marcus Hüttner: «Habe sehr Belastendes erlebt!»
«Es gab Spannungen, und das Vertrauen, das ich für meine Leitungsaufgaben gebraucht hätte, war nicht mehr da», erklärt Marcus Hüttner gegenüber Horizonte. «Was ich im letzten halben Jahr erlebt habe, war sehr belastend für mich und meine Familie», so der Diakon weiter. Er persönlich sei nun dankbar und froh, dass er eine neue berufliche Perspektive habe und nach vorn schauen könne. Auf weitere Details zu seiner Demission im Pfarreienverband Zurzach-Studenland wollte der Seeslorger zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiter eingehen.Das Bistum hat mittlerweile Andreas Stüdli mit der Projektleitung für die Bildung des Pastoralraums beauftragt. Dieser wird auf Oktober hin bereits administrativ errichtet. Hani Vonlanthen und eine weitere Seelsorgeperson unterstützen Andreas Stüdli und Stefan Günther in seelsorgerischen Belangen. Denn bis zur definitiven Erfüllung aller Vorgaben für den Pastoralraum dürfte das Bistum keine personellen Vorschläge zur Überwindung der gegenwärtigen Vakanzen machen. Auf Marcus Hüttner wartet derweil, wie Recherchen von Horizonte ergaben, Anfang Oktober ein Neuanfang im benachbarten Pastoralraum Surbtal-Würenlingen.