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Wo und wie fühlt es sich himm­lisch an? Wann kann ich sagen, das ist wie im Him­mel?

Die Kinder der Erstkom­mu­nion in Ober­dorf hat­ten die Auf­gabe dazu Sätze aufzuschreiben. Das The­ma der Erstkom­mu­nion war: Da berühren sich Him­mel und Erde. Ich habe gemerkt, dass das gar nicht so ein­fach ist. Denn wenn ich selb­stver­ständlich vom «über­tra­ge­nen» Him­mel sprach, haben die Kinder den blauen Him­mel im Kopf gehabt. Ich meine so ein­fach ist das wirk­lich nicht. Für einen 9- jähri­gen Men­schen.

Erst als die zwei Bedeu­tun­gen von Him­mel ver­standen wur­den, erst da war klar was für ein Him­mel gemeint war. Im Englis­chen gibt es dafür zwei Worte. Es gibt «sky» und «heav­en». Bei­des bedeutet Him­mel und doch ist da ein him­mel­weit­er Unter­schied. Sky ist der geografis­che, und Heav­en der himm­lis­che, innere Ort. Gerne teile ich mit Ihnen die Kinder­ant­worten. Tief­sin­nig, schön, ein­fach und erfrischend sind sie, die Antworten.

«Ich füh­le mich himm­lisch, wenn ich frei bin und nie­mand mir sagen muss, was ich machen soll. Wenn ich meine Katzen stre­ich­le. Himm­lisch ist es, wenn ich in zwei Minuten ein­schlafen kann. Wenn ich gewinne. Ich wün­sche mir, dass meine Fam­i­lie immer bei mir bleibt. Ich füh­le mich himm­lisch, wenn ich einen schö­nen Son­nenun­ter­gang sehe. Wenn ich nicht sterbe. Wenn ich keine Angst habe. Wenn der Krieg auf der Welt aufhört. Wenn ich meinen Soloauftritt hin­ter mir habe und alles gut ging. Wenn …»

Wir feiern Christi Him­melfahrt. Dieses Fest, das zwis­chen Ostern und Pfin­g­sten ste­ht. Das Him­melfahrts­fest gibt es seit dem 4. Jahrhun­dert. Zuvor wurde es gemein­sam mit der Aufer­ste­hung an Ostern gefeiert. Sozusagen ein Komb­ifest. Heute feiern wir es oft­mals draussen, unter freiem Him­mel.

Him­melfahrt oder Auf­fahrt ist kein geografis­ch­er, tat­säch­lich­er Ortswech­sel. Die Wolke, die Jesus den Blick­en der Jünger entzieht, ist schon im Alten Tes­ta­ment ein Sym­bol der Erschei­n­ung und Gegen­wart Gottes. Jesus geht in der Gegen­wart Gottes ganz auf. Über alle Gren­zen hin­aus. Und was bleibt ist nicht Nebel.

Aufer­ste­hung, Him­melfahrt, Pfin­g­sten waren für den bib­lis­chen Men­schen grosse Ereignisse, die ganz tief, emo­tion­al aufwüh­lend, trau­rig, befreiend, göt­tlich waren. Ganz dicht. Voller Gefüh­le und vielle­icht auch ver­bun­den mit einem benebel­ten Zus­tand oder Zeit. Wie wir das auch ken­nen, wenn wir eine ausseror­dentliche emo­tionale Sit­u­a­tion erleben. Mit der Zeit klärten sich die Sinne und sie sahen klar­er. Ver­standen Jesus. Dies kann man nur in Bildern beschreiben. Wie soll man solche Erleb­nisse in Worte fassen.

Vielle­icht so, in dem für Him­mel mehr als eine Bedeu­tung möglich ist. Vielle­icht so, dass es mehr gibt als wir sehen kön­nen und es eben geheimnisvoll bleibt. Vielle­icht so, dass wir nicht alles aussprechen und benen­nen müssen. Dass es sich wieder himm­lisch anfühlen kann. Dass es nach ein­er Zeit der Trauer wieder klar­er und ruhiger wird. Vielle­icht so, dass wir Him­mel auf Erde erleben kön­nen. Dass wir auf Erden dem Him­mel ganz nah sein kön­nen.

Sabine Brantschen, Ober­dorf

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