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Schon als kleiner Bube kannte ich diese Bauernsprüche und hatte Freude, wenn am 2. Februar, dem Tag von Mariä Lichtmess, ein Schönwettertag war. Denn dann war die Hoffnung gross, dass noch lange Schnee lag und man beim nahen Hügel im Dorf noch lange Skifahren und Schlitteln konnte.
Die Grossmutter legte Wert darauf, an Mariä Lichtmess den Gottesdienst zu besuchen und Kerzen mit zur Segnung zu nehmen. Schon einen Tag später drängte sie uns Kinder, wieder mit in die Kirche zu kommen, um den Blasius-Segen zu erhalten. Da wir in einem katholischen Dorf aufwuchsen, wurde am 3. Februar zum Fest des Heiligen Blasius auch ein Schulgottesdienst gehalten, an dem alle Klassen anwesend sein mussten.
Bald darauf kam der Gedenktag der Heiligen Agatha, der Schutzpatronin gegen Feuer. Am 5. Februar besuchten wir vor dem Gottesdienst die Bäckerei und kauften einige Mutschli (vergleichbar einem Schlumbi). Nicht etwa zum Essen, NEIN, diese wurden zur Messe gebracht und vom Pfarrer gesegnet. Die Grossmutter hat das Mutschli dann ein ganzes Jahr im Chuchichästli aufbewahrt. Als ich ihr einmal altes Brot zu Paniermehl gemahlen habe, fragte ich: «Muttis (so nannten wir unsere Grossmutter), darf ich das harte Mutschli im Chasten auch gleich mitmahlen?» «Nein, wo denkst du hin. Das brauche ich und liegt dort, damit kein Blitz und Unwetter dem Haus schadet!» Das hat mir sehr imponiert.
Leider hat das Magische, das in diesem Erlebten mitschwang, unsere Zeit etwas verlassen. Vielleicht ist es gut so, vielleicht auch nicht. Andererseits ist gerade an Neujahr und darüber hinaus bis zum Februar doch die Sehnsucht nach dem Guten, das uns durch das Jahr begleiten soll, sehr präsent. Wie viele schöne und unterhaltsame WhatsApp habe ich, und ich denke Sie ebenso, über den Jahreswechsel erhalten. Allen gemeinsam war und ist: Der gute Wunsch, der Segen zum und fürs neue Jahr.
Einander zum Segen werden, das ist der Wunsch und die Botschaft des Brauchtums zu Mariä Lichtmess, Blasius, Agatha und der guten Wünsche zum Jahreswechsel. Wir sind gerufen, anderen zum Segen zu werden – einander zum Guten und Positiven zu verhelfen.
Martin Tanner, Gemeindeleiter Seelsorgeeinheit Sissach-Gelterkinden