Am 14. Mai 1948 rief David Ben-Guri­on den unab­hän­gi­gen Staat Isra­el aus

Am 14. Mai 1948 rief David Ben-Guri­on den unab­hän­gi­gen Staat Isra­el aus

Vom Schmelz­tie­gel zur gespal­te­nen Gesellschaft

Am 14. Mai 1948 rief David Ben-Guri­on den unab­hän­gi­gen Staat Isra­el aus

Meh­re­re Reli­gio­nen, ver­schie­de­ne Völ­ker und Ein­wan­de­rer von allen Kon­ti­nen­ten machen den eth­nisch-reli­gi­ös-kul­tu­rel­len Mix des jun­gen Staa­tes Isra­el aus. Statt ­jedoch einen Schmelz­tie­gel der Kul­tu­ren her­aus­zu­bil­den, zer­fällt die Gesell­schaft 70 Jah­re nach der Staats­grün­dung in immer klei­ne­re Gruppen.Euro­pä­isch gegen ori­en­ta­lisch, reli­gi­ös gegen säku­lar, links gegen rechts: Dem Traum Theo­dor Herzls und der zio­ni­sti­schen Bewe­gung einer ein­heit­li­chen jüdi­schen Nati­on steht heu­te ein extrem hete­ro­ge­nes Isra­el gegen­über. Inte­gra­ti­on und Abgren­zung sind in gewis­ser Wei­se bereits in der Ent­ste­hung des Staa­tes ange­legt: Expli­zit defi­niert die Unab­hän­gig­keits­er­klä­rung von 1948 Isra­el als jüdi­schen Staat. Vor der Staats­grün­dung auf dem Gebiet leben­de Mus­li­me, Chri­sten, Dru­sen und Bahai wur­den ein­ge­glie­dert. Als Staats­bür­ger mit glei­chen Rech­ten gehö­ren sie dazu, doch blei­ben sie als nicht­jü­di­sche Min­der­hei­ten im jüdisch gepräg­ten Estab­lish­ment aus­sen vor. Die­ses trägt zuneh­mend reli­gi­ös-natio­na­le Züge.

Meh­re­re Einwanderungswellen

Von Anfang an hat­te der neue Staat den Anspruch, Heim­stät­te für Juden aus aller Welt zu sein. Leb­ten bei Staats­grün­dung 650 000 Juden im Land, ver­dop­pel­te sich ihre Zahl durch Ein­wan­de­rung bereits in den ersten drei Jah­ren. Inzwi­schen ist sie auf 6,5 Mil­lio­nen gestie­gen – rund drei­vier­tel der Staats­bür­ger. Von die­sen wie­der­um sind die mei­sten im Land gebo­re­ne Israe­lis. Die heu­ti­ge Zusam­men­set­zung der jüdi­schen Bevöl­ke­rung Isra­els ist das Ergeb­nis meh­re­rer Ein­wan­de­rungs­wel­len. Die ersten Immi­gran­ten nach der Staats­grün­dung waren euro­päi­sche Juden, Über­le­ben­de der Scho­ah. Es folg­ten Juden aus Asi­en und Afri­ka.

Getrenn­te Parallelwelten

Von einer Gesell­schaft mit einer kla­ren Mehr­heit habe sich Isra­el in eine Gesell­schaft ver­wan­delt, in der es weder kla­re Mehr­hei­ten noch Min­der­hei­ten gebe, sagt Prä­si­dent Reu­ven Riv­lin regel­mäs­sig. Damit beklagt er den Zer­fall der Gesell­schaft in Par­al­lel­wel­ten: Jede Grup­pe füh­le sich glei­cher­mas­sen dis­kri­mi­niert und in ihrer Iden­ti­tät durch die ande­ren Grup­pen gefähr­det. Die Grä­ben ver­lau­fen nicht nur zwi­schen Juden, Mus­li­men und Chri­sten. Allein die jüdi­sche Com­mu­ni­ty zer­fällt in stren­g­re­li­giö­se, moder­ne, tra­di­tio­nel­le und säku­la­re Grup­pen. Aus­tausch und Inter­ak­ti­on zwi­schen ihnen gibt es kaum. Ähn­li­ches gilt für die ande­ren reli­giö­sen Gemein­schaf­ten.

Kei­ne Christenverfolgung

Die Chri­sten sind eine der klein­sten israe­li­schen Min­der­hei­ten. Seit es das Chri­sten­tum gibt, gehö­ren sie zum gesell­schaft­lich-reli­giö­sen Flicken­tep­pich der Regi­on – und ste­hen doch zwi­schen allen Stüh­len. Obwohl sie mehr­heit­lich Ara­ber mit israe­li­schem Pass sind, füh­len sie sich kul­tu­rell eher als Palä­sti­nen­ser. Den­noch gehört das Chri­sten­tum zusam­men mit dem Islam, dem dru­si­schen Glau­ben und dem Glau­ben der Bahai zu den aner­kann­ten Reli­gio­nen. Und der Staat garan­tiert sei­nen Bür­gern Reli­gi­ons­frei­heit. Chri­sten­ver­fol­gung wie in man­chen ara­bi­schen Staa­ten der Regi­on gibt es in Isra­el nicht.Andrea Krog­mann, kna; kath.ch
Redaktion Lichtblick
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