Aar­gau­er Klostergemeinschaften

Aar­gau­er Klostergemeinschaften

  • Seit frü­he­ster Zeit kennt die christ­li­che Tra­di­ti­on zwei Haupt­for­men christ­li­chen Lebens: das Leben in Pfar­rei­en und Bis­tü­mern oder in Ordens­ge­mein­schaf­ten und Klöstern.
  • Im Bis­tum Basel gibt es rund 500 Pfar­rei­en und gut 100 Klö­ster bzw. reli­giö­se Gemeinschaften.
  • Im Aar­gau haben wir mit den Klö­stern im Fahr, in Her­met­schwil und im Lau­ren­zen­bad drei bekann­te Klö­ster. Aber das ist noch nicht alles. Hori­zon­te war auf Spu­ren­su­che im Aargau.
Eine Beson­der­heit bil­det das Klo­ster Fahr, eine voll­stän­dig von Zür­cher Boden umschlos­se­ne, 1,48 ha gros­se Exkla­ve des Kan­tons Aar­gau. Erst seit 1. Janu­ar 2008 gehört das Klo­ster Fahr zum Gemein­de­ge­biet von Würen­los. Vie­len Men­schen ist vor allem der Restau­ra­ti­ons­be­trieb bekannt. Doch neben­an im etwas abge­schlos­se­ne­ren Teil leben 20 Bene­dik­ti­ne­rin­nen. «Bene­dik­t­i­ni­sches Leben ist mass­voll in allen Din­gen – mass­voll beten, arbei­ten, essen, trin­ken, schla­fen», erklärt Prio­rin Ire­ne. Das Bene­dik­ti­ne­rin­nen­klo­ster unter­steht seit jeher dem Klo­ster Ein­sie­deln und damit des­sen Abt. Gegrün­det wur­de es im Jahr 1130 als Schen­kung des Frei­herrn Lütold II. von Regens­berg an das Klo­ster Ein­sie­deln. Doch auch wenn alles beschau­lich wir­ken mag: Der Wan­del macht auch vor Klo­ster­mau­ern kei­nen Halt. Prio­rin Ire­ne: «Es geht immer wie­der um die Fra­ge, wie kön­nen ver­schie­de­ne Auf­ga­ben wahr­ge­nom­men wer­den? Wel­che gehö­ren zu unse­rem Grund­auf­trag? Wel­che kön­nen los­ge­las­sen wer­den? So haben wir uns z.B. vor sechs Jah­ren ent­schie­den die Bäue­rin­nen­schu­le auf­zu­ge­ben. Dafür haben wir den Gäste­be­reich mehr aus­ge­baut.» Wich­tig sei, «dass wir eine Visi­on haben und uns nicht nur um uns sel­ber krei­sen.»

Klo­ster­ge­mein­schaft Wet­tin­gen-Meh­rerau lebt bei Bregenz 

Auf eine tur­bu­len­te Geschich­te blicken die Mön­che der Klo­ster­ge­mein­schaft Wet­tin­gen-Meh­rerau zurück. «Wir sind jene Gemein­schaft, die 1841 vom Kan­ton Aar­gau auf­ge­ho­ben und des Lan­des ver­wie­sen wur­de. Das Eigen­tum wur­de ein­ge­zo­gen und vom Staat kas­siert», erklärt Abt Vin­zenz. Die Mönchs­ge­mein­schaft liess sich nach drei­zehn­jäh­ri­ger Suche im ehe­ma­li­gen Bene­dik­ti­ner­klo­ster Meh­rerau nahe Bre­genz nie­der. Heu­te leben dort 27 Mön­che. Abt Vin­zenz sieht die Klo­ster­ge­mein­schaf­ten als wich­ti­ge Leucht­punk­te im gesell­schaft­li­chen Leben: «Wenn über­all ent­schleu­nigt wird, wenn die Fra­ge nach „Aus­zei­ten“ im Leben hoch­kom­men, so kön­nen Klö­ster Orte sein, die dem Men­schen beim Suchen nach sich selbst hel­fen. „Wo bin ich?“ „Wo gehö­re ich hin?“ „Was ist die Grund­la­ge mei­nes Lebens?“ Um die­sen und vie­len soge­nann­ten Sinn­fra­gen nach­zu­spü­ren braucht es vor allem drei Din­ge: Ruhe und Zeit und Mut. Das „und — und“ ist bewusst gesetzt. Denn alle die­se Punk­te brau­chen eine Balan­ce, damit im Suchen­den eine Ant­wort und Balan­ce rei­fen kann.»Cla­ra-Schwe­stern in St. Lau­ren­zen: «Wir beten um Berufungen» Der Wunsch war eine Blei­be auf einem Hügel. Statt­des­sen leben drei Cla­ra-Schwe­stern glück­lich mit meh­re­ren Dackeln und einem Labra­dor in einer Tal­sen­ke in Erlins­bach. Denn das Lau­ren­zen­bad ist ein spi­ri­tu­el­ler Ort. Nach dem Zer­fall oder der Zer­stö­rung der Kapel­le wur­de die St. Lau­ren­zen­quel­le im aus­ge­hen­den 19. Jahr­hun­dert als Heil­bad genutzt. Zuletzt dien­te das Gebäu­de im Lau­ren­zen­bad hun­dert Jah­re lang als Pfle­ge­heim. Die Lei­tung inne hat die Obe­rin, genannt Frau Mut­ter, Sr. Mir­jam. Die Über­al­te­rung ist bei den Cla­ra-Schwe­stern nicht The­ma, da sie noch rela­tiv jung sind. Sr. Mir­jam: «Hin und wie­der mel­det sich eine Inter­es­sen­tin. Wir beten um Beru­fun­gen, aber der Herr selbst muss es der jun­gen Frau ins Herz legen, so dass sie sich nur für IHN ent­schei­det und ande­res las­sen kann.»

Das Klo­ster Muri lebt heu­te im Tirol

Das Klo­ster Muri ist eines der bedeu­tend­sten Wahr­zei­chen im Aar­gau und geniesst natio­na­le Aus­strah­lung. Doch ähn­lich wie die ehe­ma­li­gen Mön­che des Klo­sters Wet­tin­gen, wur­den auch die Ordens­brü­der des Klo­sters Muri ver­trie­ben. Josef Kunz, Histo­ri­ker und Mit­glied der Ver­ei­ni­gung Freun­de des Klo­ster Muri, erklärt: «1841 hob die Aar­gau­er Regie­rung unter Feder­füh­rung des dama­li­gen Regie­rungs­ra­tes Augu­stin Kel­ler alle acht Klö­ster im Kan­ton Aar­gau auf, so auch das Klo­ster Muri. Abt Adal­bert Reg­li muss­te damals zusam­men mit sei­nen Mön­chen an einem kal­ten Janu­ar­tag des Jah­res 1841 das Klo­ster ver­las­sen. Dar­auf­hin nahm die Regie­rung des Kan­tons Obwal­den die Mön­che auf, damit die­se an der dor­ti­gen, Latein­schu­le in Sar­nen unter­rich­ten wür­den. Für den Abt war das aber kei­ne Dau­er­lö­sung, so mach­te er sich auf die Suche nach einem Ort, wo die Mönchs­ge­mein­schaft wei­ter­le­ben könn­te. Dank der Hil­fe der Habs­bur­ger, spe­zi­ell von Kai­ser Fer­di­nand in Wien, wur­de er in Gries im Süd­ti­rol fün­dig.» Heu­te leben dort rund 18 Mön­che – fast alles Schwei­zer. Kir­chen­recht­lich heisst das Klo­ster heu­te «Muri-Gries».

Klo­ster St. Mar­tin in Her­met­schwil-Staf­feln: Hostienbäckerei 

Wer eine kur­ze Aus­zeit benö­tigt, fährt zum Klo­ster­stift St. Mar­tin. Sanft plät­schert das Was­ser in den Brun­nen, der geschmückt ist mit der Hl. Maria. Hier lei­tet Äbtis­sin Ange­li­ka die Klo­ster­ge­mein­schaft. Neben die­sen geist­li­chen Übun­gen nimmt die Arbeit einen wich­ti­gen Teil des Tages ein: z.B. nähen von Para­men­ten, Hosti­en­bäcke­rei, Sakri­stanen-dienst, Imke­rei, Kar­ten- und Ker­zen­her­stel­lung, Haus- und Gar­ten­ar­beit. «Als Aar­gau­er Klo­ster backen wir vor allem für die Pfar­rei­en der Pasto­ral­räu­me im Aar­gau und für den Wall­fahrts­ort der Bene­dik­ti­ner in Maria­stein. Nur Zöli­a­kie-Hosti­en ver­schicken wir in Kleinst­men­gen in der gan­zen Schweiz», schreibt Äbtis­sin Ange­li­ka auf Anfra­ge. Das Bene­dik­ti­ne­rin­nen­klo­ster St. Mar­tin unter­steht dem Abt von Muri, bzw. Muri-Gries. Anfäng­lich war Muri ein rei­nes Män­ner­klo­ster. Im Jahr 1083 — im Zuge der soge­nann­ten Hir­sau­er (Klö­ster-) Reform, wan­del­te sich Muri in ein soge­nann­tes Dop­pel­klo­ster. Auf Bit­te der Non­nen beim Hl. Stuhl in Rom wur­de das Klo­ster im Jahr 1636 zur Abtei erho­ben. Nebst Aus­hil­fe-Prie­stern kom­me auch Abt Beda monat­lich ins Klo­ster, um die hei­li­ge Mes­se zu feiern. 
Andreas C. Müller
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