Auf dem Weg zum «Grü­nen Güggel»

Auf dem Weg zum «Grü­nen Güggel»

  • Beim The­ma Bewah­rung der Schöp­fung gehen die römisch-katho­li­sche und die refor­mier­te Lan­des­kir­che Aar­gau mit gutem Bei­spiel voran.
  • Sie rufen ihre Kirch­ge­mein­den auf, die­sen Herbst gemein­sam mit ihnen das Umwelt­zer­ti­fi­kat «Grü­ner Güg­gel» in Angriff zu nehmen.
  • Der «Grü­ne Güg­gel» ist ein Umwelt­ma­nage­ment­sy­stem, das Kirch­ge­mein­den bei der Ver­bes­se­rung ihrer Umwelt­lei­stung hilft. In der Schweiz gibt es bereits 16 zer­ti­fi­zier­te Kirch­ge­mein­den, jedoch kei­ne im Aargau.
 Punk­to umwelt­freund­li­cher Fort­be­we­gung macht die Kirch­ge­mein­de Brugg schon mal einen guten Ein­druck. Zum Gespräch mit Hori­zon­te erscheint Kir­chen­pfle­ger Jürg Wald­mei­er näm­lich mit dem Fahr­rad. Wenig spä­ter kommt der Sakri­stan aus der Kir­che und schwingt sich eben­falls aufs Velo, um dem Fei­er­abend ent­ge­gen zu radeln. Trotz­dem kommt in der näch­sten Zeit viel Arbeit auf den Pasto­ral­raum Regi­on Brugg-Win­disch zu. Im Rah­men des Umwelt­ma­nage­ment­sy­stems Grü­ner Güg­gel wer­den die Ver­ant­wort­li­chen ver­schie­den­ste Berei­che wie Strom- und Was­ser­ver­brauch, Hei­zungs­steue­rung, Beleuch­tung, Stand­by-Strom, ener­gie­ef­fi­zi­en­te Gerä­te, Papier­ver­brauch, Abfall­auf­kom­men und Grün­an­la­gen über­prü­fen, um ein paar bereits vor­han­de­ne Ideen zu erwäh­nen.

Im Kon­voi lie­gen indi­vi­du­el­le Abste­cher und Umwe­ge drin

Im ver­gan­ge­nen Febru­ar hat­te der Kir­chen­rat der Römisch-Katho­li­schen Lan­des­kir­che des Kan­tons Aar­gau beschlos­sen, das Umwelt­ma­nage­ment­sy­stem Grü­ner Güg­gel für sei­ne im Moment im Umbau befind­li­che Ver­wal­tungs­lie­gen­schaft an der Feer­stras­se 8 in Aar­au ein­zu­füh­ren. Gleich­zei­tig beschloss er, die Kirch­ge­mein­den im Aar­gau zu moti­vie­ren, sich der Lan­des­kir­che im Sin­ne eines Kon­vois anzu­schlies­sen, um die Schrit­te in die­sem Pro­zess gemein­sam anzu­ge­hen. Mar­cel Not­ter, der Gene­ral­se­kre­tär der Römisch-Katho­li­schen Lan­des­kir­che Aar­gau, erklärt die Idee des geplan­ten Kon­vois so: «Indem die Kirch­ge­mein­den in die­sem Pro­zess zur glei­chen Zeit die glei­chen Schrit­te ange­hen, ent­ste­hen Syn­er­gien». Den­noch kön­ne sich jede Kirch­ge­mein­de für die ein­zel­nen Schrit­te die für sie nöti­ge Zeit neh­men. «Wir star­ten gemein­sam und kom­men gemein­sam an. Indi­vi­du­el­le Abkür­zun­gen, Umwe­ge oder Abste­cher lie­gen aber durch­aus drin», nimmt Mar­cel Not­ter das Bild des Kon­vois auf.

Pasto­ral­raum Regi­on Brugg-Win­disch ist dabei

Nach­dem der Brug­ger Kir­chen­pfle­ge­prä­si­dent Hans Schil­ling bereits im ver­gan­ge­nen Jahr vor­ge­schla­gen hat­te, ein Nach­hal­tig­keits­kon­zept zu erar­bei­ten, muss­te die Kir­chen­pfle­ge des Pasto­ral­raums Regi­on Brugg-Win­disch nicht lan­ge über­le­gen, als der Auf­ruf der Lan­des­kir­che kam, sich am Umwelt­ma­nage­ment­sy­stem Grü­ner Güg­gel zu betei­li­gen. Vor kur­zem beschloss sie, den Weg zum Grü­nen Güg­gel in Angriff zu neh­men.

Noch ganz am Anfang

Iris Bäris­wyl, Lei­te­rin Fach­be­reich Sozia­les ist die Umwelt­be­auf­trag­te des Pasto­ral­raums Regi­on Brugg-Win­disch. Von Sei­ten der Kir­chen­pfle­ge hat Jürg Wald­mei­er die Ver­ant­wor­tung für die Ein­füh­rung des Umwelt­ma­nage­ment­sy­stems über­nom­men. Bei­de beto­nen, sie stün­den noch ganz am Anfang des Pro­zes­ses, der geschätz­te zwei bis drei Jah­re in Anspruch neh­men wer­de. Iris Bäris­wyl erklärt, wel­che Schrit­te bereits erfolgt sind: «Anläss­lich eines Tref­fens unse­rer Pfar­rei­rä­te, Kir­chen­pfle­ge­rin­nen und –pfle­ger und dem Seel­sor­ge­team wur­de das Anlie­gen kom­mu­ni­ziert und das wei­te­re Vor­ge­hen bespro­chen. Wir haben Ideen für ver­schie­de­ne Berei­che in der Kir­che gesam­melt.»Sowohl der Umwelt­be­auf­trag­ten wie auch der Kir­chen­pfle­ge ist es wich­tig, Mit­ar­bei­ten­de und Bevöl­ke­rung ins Boot zu holen. Jürg Wald­mei­er sagt: «Ich will nicht mei­ne Anlie­gen in den Vor­der­grund stel­len, son­dern erfah­ren, was die Leu­te in ihrer täg­li­chen Arbeit für die Pfar­rei­en bewegt.» Die prak­tisch Täti­gen sähen am besten, wo Hand­lungs­be­darf bestehe, ist er über­zeugt.

Klei­ner Play­er, gros­ses Thema

Dass die Kir­che sich für den spar­sa­men Umgang mit Res­sour­cen ein­setzt, fin­det Kir­chen­pfle­ger Jürg Wald­mei­er rich­tig. Einer­seits gehe es dabei um Respekt und Ver­ant­wor­tung für die künf­ti­gen Gene­ra­tio­nen, ande­rer­seits bie­te kirch­li­ches Umwelt­ma­nage­ment die Chan­ce, die brei­te Bevöl­ke­rung anzu­spre­chen. «Unser Pasto­ral­raum ist zwar ein klei­ner Play­er, aber der öko­lo­gi­sche Fuss­ab­druck ist ein gros­ses und wich­ti­ges The­ma.» In die­ses wich­ti­ge The­ma wird der Pasto­ral­raum Regi­on Brugg-Win­disch in den kom­men­den zwei Jah­ren Arbeit und Geld inve­stie­ren. Laut Lan­des­kir­che wird der Auf­wand für Beratungs‑, Mate­ri­al- und Zer­ti­fi­zie­rungs­ko­sten pro Kalen­der­jahr rund 2’500 bis 3’000 betra­gen. Der zeit­li­che Auf­wand umfasst zir­ka acht bis zehn Sit­zun­gen pro Jahr, dazwi­schen fal­len die ver­ein­bar­ten Arbei­ten an. Der Weg zum Umwelt­ma­nage­ment­sy­stem Grü­ner Güg­gel erfolgt in zehn Schrit­ten: Eine Umwelt­grup­pe erar­bei­tet in einem Umwelt­pro­gramm die wich­tig­sten Mass­nah­men. «Schöp­fungs­leit­li­ni­en» hal­ten die wich­tig­sten Grund­sät­ze für das umwelt­ge­rech­te Gemein­de­le­ben fest. Kla­re Abläu­fe und Ver­ant­wort­lich­kei­ten stel­len sicher, dass Umwelt­fra­gen regel­mäs­sig bear­bei­tet wer­den.

10-Punk­te-Pro­gramm

Die Schwer­punk­te setzt die Kirch­ge­mein­de sel­ber: Sie kann je nach Mög­lich­kei­ten und Prio­ri­tä­ten ihre Akzen­te set­zen beim Spa­ren von Ener­gie und Was­ser, bei der Umge­bungs­ge­stal­tung, bei der För­de­rung der Viel­falt von ein­hei­mi­schen Pflan­zen und Tie­ren auf dem Kir­chen­are­al, beim Ein­kauf von umwelt­ge­rech­ten Pro­duk­ten oder bei der Abfall­tren­nung. Durch­läuft eine Kirch­ge­mein­de das vor­ge­ge­be­ne 10-Punk­te-Pro­gramm und lässt sie ihr Umwelt­ma­nage­ment von einer qua­li­fi­zier­ten Fach­per­son begut­ach­ten, erhält sie vom Ver­ein oeku Kir­che und Umwelt das Zer­ti­fi­kat Grü­ner Güg­gel. Von Sei­ten des Ver­eins «oeku Kir­che und Umwelt» führt und beglei­tet ein kirch­li­cher Umwelt­be­ra­ter das Umwelt­team des Pasto­ral­raums durch alle Schrit­te.

«Alle müs­sen den Sinn erkennen»

Sor­gen ange­sichts des bevor­ste­hen­den Auf­wands macht sich Jürg Wald­mei­er kei­ne. Er ver­spü­re eher Neu­gier und ver­spricht sich von der bevor­ste­hen­den Zeit eini­ge Aha-Erleb­nis­se. Vor­aus­set­zung dafür sei aber, dass man mit Offen­heit an die Sache her­an­ge­he und der Pro­zess von allen Betrof­fe­nen mit­ge­tra­gen wer­de. «Alle müs­sen einen Sinn in den Mass­nah­men erken­nen.» Ins­ge­samt ver­spre­che er sich vom Weg zum Grü­nen Güg­gel Mehr­wert, nicht Mehr­be­la­stung, sagt der Kir­chen­pfle­ger.

Holz-Pfarr­haus genügt heu­ti­gen Ansprü­chen nicht

Wich­tig sei, bei den Bemü­hun­gen zum Umwelt­schutz nicht übers Ziel hin­aus zu schies­sen, gibt Jürg Wald­mei­er zu beden­ken. Ein Kir­chen­dach vol­ler Solar­pa­nels passt nicht über­all ins Orts­bild. In Brugg steht das alte Pfarr­haus sinn­bild­lich für die­se Grat­wan­de­rung zwi­schen Res­sour­cen­spa­ren und Kul­tur­gut­be­wah­ren. Das über hun­dert Jah­re alte Holz­haus ist das älte­ste Pfarr­haus im Pasto­ral­raum. Es ist ein Zeit­zeu­ge aus der Anfangs­zeit der Katho­li­ken in Brugg, das dem dama­li­gen Pfar­rer als Woh­nung dien­te. Ein in die Jah­re gekom­me­nes Bau­werk, das heu­ti­gen Ansprü­chen einer zeit­ge­mäs­sen Nut­zung nicht mehr genügt und aus ener­gie­tech­ni­scher Sicht sanie­rungs­be­dürf­tig ist. In sol­chen Fäl­len braucht es Augen­mass und inno­va­ti­ve Ideen. «Wir müs­sen uns sel­ber Rechen­schaft able­gen, was für uns als Pasto­ral­raum wich­tig und mach­bar ist», sagt Jürg Wald­mei­er. Das deckt sich mit der Phi­lo­so­phie des Grü­nen Güg­gels: «Sie bestim­men sel­ber, wel­che Berei­che prio­ri­tär behan­delt wer­den. Auch über vor­ge­schla­ge­ne Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge ent­schei­det immer die Kirch­ge­mein­de, ob sie umge­setzt, ver­scho­ben oder gar nicht rea­li­siert wer­den», schreibt die Lan­des­kir­che in ihrem Info­brief.

Kirch­ge­mein­den kön­nen sich bis Ende Sep­tem­ber anmelden

Die Umwelt­be­auf­trag­te Iris Bäris­wyl freut sich auf die kon­kre­te Umset­zung der Ideen und dar­auf, dass die Kirch­ge­mein­de­mit­glie­der ihre Ideen in Arbeits­grup­pen ein­brin­gen kön­nen. Ab Anfang Sep­tem­ber wer­de der Pasto­ral­raum die Öffent­lich­keit über den geplan­ten Weg zum Grü­nen Güg­gel infor­mie­ren und Inter­es­sier­te anspre­chen. Die Anmel­de­frist für inter­es­sier­te Kirch­ge­mein­den läuft noch bis am 28. Sep­tem­ber. Das Info­schrei­ben der Lan­des­kir­che und die Anmel­dung für Kirch­ge­mein­den fin­den Sie hierWei­te­re Infos zum Umwelt­ma­nage­ment­sy­stem Grü­ner Güg­gel fin­den Sie auf der Web­sei­te des Ver­eins oeku Kir­che und Umwelt
Marie-Christine Andres Schürch
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