55 Jah­re Kampf für die Frauenordination

55 Jah­re Kampf für die Frauenordination

55 Jah­re Kampf für die Frauenordination

Die Rück­schau der Theo­lo­gin Ida Raming ist auch eine Dokumentation

Die 87-jäh­ri­ge deut­sche Theo­lo­gin Ida Raming setzt sich seit dem 2. Vati­ka­ni­schen Kon­zil (1962–1965) für die Zulas­sung von Frau­en zu allen Kir­chen­äm­tern der römisch-katho­li­schen Kir­che ein. Ent­täuscht über die Aus­blen­dung der Katho­li­kin­nen und ihrer Anlie­gen durch die «rei­ne Män­ner­ver­samm­lung» des Kon­zils liess sie sich nicht davon abhal­ten, zu Beginn der 70er-Jah­re einen Uni­pro­fes­sor zu fin­den, der sich bereit erklär­te, ihre Dis­ser­ta­ti­on über den Aus­schluss der Frau vom Prie­ster­amt zu betreu­en. «Das war in der dama­li­gen Situa­ti­on eine gros­se Sel­ten­heit. Denn die Pro­fes­so­ren bemüh­ten sich – mit nur ganz weni­gen Aus­nah­men – eher dar­um, ihre Loya­li­tät gegen­über dem kirch­li­chen Lehr­amt unter Beweis zu stel­len.»Doch Rom bewegt sich nicht. Nach dem trau­ri­gen Höhe­punkt von 1994 – der pol­ni­sche Papst ver­sieht das Nein mit einem «End­gül­tig» – reisst Ramings Gedulds­fa­den. Sie lässt sich 2002 mit sechs Mit­strei­te­rin­nen von Bischof R. Bra­schi zur Prie­ste­rin wei­hen – und wird exkom­mu­ni­ziert. Aus die­ser per­sön­li­chen Per­spek­ti­ve erfolgt der auch dank zahl­rei­chen biblio­gra­fi­schen Anga­ben auf­schluss­rei­che Rück­blick Ramings. Es wird ­einem klar, dass das bis heu­te mehr­heit­lich als Auf­bruch wahr­ge­nom­me­ne 2. Vati­ka­ni­sche Kon­zil doch eine gewich­ti­ge Schlag­sei­te hat­te, näm­lich das kom­plet­te Igno­rie­ren der Glau­bens­schwe­stern. Ein Umstand, der heu­te, auf dem Hin­ter­grund der Missbrauchs­skandale und epi­de­mi­schen Kir­chen­aus­trit­te, die Fra­ge der Lang­zeit­wir­kung eines gros­sen Feh­lers des Kon­zils auf­wirft.Ramings Doku­men­ta­ti­on ent­hält auch den Brief einer enga­gier­ten Katho­li­kin an Bun­des­ju­stiz­mi­ni­ster Hei­ko Maas, in dem die­ser auf­ge­for­dert wird, das im deut­schen Grund­ge­setz garan­tier­te Gleich­be­rech­ti­gungs­prin­zip von Frau­en und Män­nern bei der römisch-katho­li­schen Kir­che durch­zu­set­zen. Hoch­do­tier­te Bischö­fe und Erz­bi­schö­fe wür­den aus Steu­er­gel­dern von Män­nern und Frau­en bezahlt, obwohl es sich um einen Beruf han­delt, den Frau­en gar nicht ergrei­fen könn­ten. Auch die­se juri­sti­sche Schie­ne lässt sich bis in die Zeit des Kon­zils zurück­ver­fol­gen, als die schwei­ze­ri­sche Juri­stin Ger­trud Hein­zel­mann ihre berühm­te Ein­ga­be an das Kon­zil mach­te und dar­in die Gleich­stel­lung der Geschlech­ter in der katho­li­schen Kir­che und die Frau­en­or­di­na­ti­on ver­lang­te. Fort­ge­führt wird die­ser Rechts­weg durch die neu­ste Peti­ti­on der katho­li­schen Reform­be­we­gung «Wir sind Kir­che» an den deut­schen Bun­des­tag. Gefor­dert wird dar­in, dass der Staat das Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bot durch­set­zen und die katho­li­sche Kir­che zwin­gen soll, Wei­he­äm­ter für Frau­en zu öff­nen.Deni­se Buser, Prof. Dr. iur., Titu­lar­pro­fes­so­rin für kan­to­na­les öffent­li­ches Recht an der Juri­sti­schen Fakul­tät der Uni­ver­si­tät Basel Ida Raming, 55 Jah­re Kampf für Frau­en­or­di­na­ti­on in der katho­li­schen Kir­che, Eine Pio­nie­rin hält Rück­schau: Per­so­nen – Doku­men­te – Ereig­nis­se – Bewe­gun­gen, LIT-Ver­lag Mün­ster 2018, 128 Sei­ten, Fr. 19.90.
Redaktion Lichtblick
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