Eine Portion Zuversicht für die Synode der Landeskirche
- Am Mittwoch, 8. November 2023, fand die Herbstsynode der Römisch-Katholischen Kirche im Aargau statt.
- Die Synodalen setzten sich kontrovers mit der vom Kirchenrat beantragten Erhöhung des Zentralkassenbeitrags um 0,1 Prozent auseinander – und lehnten diese mehrheitlich ab.
- Eine wohltuende Portion Zuversicht brachte Helena Jeppesen-Spuhler in die Versammlung ein. Sie berichtete von der Weltsynode in Rom, an der sie als eine von 54 stimmberechtigten Frauen mit Bischöfen und Kardinälen auf Augenhöhe diskutierte.
Aus ihrer hellvioletten Stofftasche zog Helena Jeppesen-Spuhler einen weissen Bändel: «Mein Namensschild von der Synode, die ‘Eintrittskarte’ in den Vatikan», erklärte sie den Synodalen der Aargauer Landeskirche. Den ganzen Oktober über war der Vatikan ihr Arbeitsort gewesen. Als Teilnehmerin der Weltsynode hatte Helena Jeppesen-Spuhler zusammen mit 360 weiteren Teilnehmern, davon etwa 260 Bischöfe und Kardinäle, über die Zukunft der Kirche diskutiert und am 29. Oktober über das Schlussdokument abgestimmt.
Helena Jeppesen-Spuhler ist im Aargau aufgewachsen, in Wislikofen. So hatte sie vor dem Parlament der Aargauer Landeskirche ein «Heimspiel» und die Synodalen erfuhren aus erster Hand, wie an der Weltsynode gearbeitet worden war und welche Erfahrungen und Erkenntnisse Jeppesen-Spuhler dort gewonnen hatte.
Gleich viel Redezeit für jeden und jede
Von Montag bis Samstag fanden Diskussionen in Kleingruppen an runden Tischen statt. Die Themenblöcke waren «Gemeinschaft», «Auftrag» und «Teilhabe/Partizipation». Kardinäle und Bischöfe sassen zusammen mit Laien am Tisch, alle hatten die gleiche Redezeit. Jeppesen-Spuhler sagte: «Für einige Bischöfe war das ungewohnt und manch einer dachte, er könne noch etwas anfügen, nachdem die Frau am Tisch gesprochen hat.» Doch die professionelle Moderation an jedem Tisch sowie der Umstand, dass die Teilnehmenden einander an den runden Tischen in die Augen schauen mussten, habe der Diskussion gutgetan.
Auf den Knopf drücken
«Ich war gut vorbereitet, weil bei uns in der Schweiz der Synodale Prozess gut organisiert worden ist», sagte Jeppesen-Spuhler. Und doch habe es etwas Mut gebraucht, in der Versammlungshalle auf den Knopf zu drücken und zu sagen: «Ich will jetzt reden.» Die Frauen, die an der Weltsynode teilnahmen, hätten sich dort gut einbringen können, sagte Jeppesen-Spuhler: «Die Frauen haben einen Unterschied gemacht, obwohl sie wenige waren.» Ihr sei in Rom klar geworden, dass sich das Prinzip der Synodalität durchsetzen werde, so sei es auch im Schlussdokument festgehalten.
Alle müssen sich wiederfinden
Das zentrale Schweizer Anliegen, der Zugang der Frauen zu allen Ämtern in der katholischen Kirche, sei schwierig zu diskutieren gewesen, fasst Helena Jeppesen-Spuhler zusammen und erklärt: «Die Rolle der Frau ist im Schlussdokument ein Abschnitt, mit dem ich nicht ganz glücklich bin. Man muss dieses Dokument aber als Verhandlungsdokument betrachten, in dem sich alle wiederfinden müssen, damit der Synodale Prozess weitergehen kann.»
Mutige Voten auch von Kardinälen
Noch etwas betonte Jeppesen-Spuhler: «Der Moment, als die Rolle der Frauen besprochen wurde, war der stärkste Moment der Weltsynode. Endlich gab es mutige Voten, auch von Kardinälen. Ich hatte das Gefühl, dass da der Heilige Geist wirkt.»
Zwar sei noch nicht möglich geworden, was die Schweiz forderte, doch Helena Jeppesen-Spuhler glaubt, dass sich diese Kultur ändert. Sie habe gemerkt, dass Papst Franziskus in der Frauenfrage im Moment noch zurückhalte: «Vielleicht, weil er zeitlebens zu wenig herausgefordert war, in der Pastoral mit Frauen zu arbeiten. Ich weiss noch nicht, was Franziskus braucht, um in dieser Frage mutiger zu werden.»
Die Schweiz wird in Rom gehört
Helena Jeppesen-Spuhler sieht nicht in erster Linie Probleme, sondern viele verschiedene Handlungsansätze, sie hat gemerkt, dass viele Dinge möglich sind, wenn die Kirche vor Ort einfach handelt. So forderte sie die Synodalen auf: «Wir müssen Vorschläge bringen für das Diakonat der Frau. Wir können nicht einfach warten, bis Rom entscheidet. Wir müssen mit starken Anliegen und Forderungen kommen. Weil die Schweiz viel theologisches Wissen und pastorale Erfahrung einbringt, wird sie in Rom gehört.» Ausprobieren und Herausfordern sind ihrer Meinung nach die wichtigen Stichworte. «Ich bin sicher, dass wir da nicht gestoppt werden. Auch die Schweizer Bischofskonferenz muss sich Kompetenzen herausnehmen.»
Der weltweite Prozess der Synode geht weiter, im nächsten Herbst findet in Rom der zweite Teil der Weltsynode statt. Helena Jeppesen-Spuhler wird auch dann wieder dabei sein.