Eine Por­ti­on Zuver­sicht für die Syn­ode der Landeskirche

Aus ihrer hell­vio­let­ten Stoff­ta­sche zog Hele­na Jep­pe­sen-Spuh­ler einen weis­sen Bän­del: «Mein Namens­schild von der Syn­ode, die ‘Ein­tritts­kar­te’ in den Vati­kan», erklär­te sie den Syn­oda­len der Aar­gau­er Lan­des­kir­che. Den gan­zen Okto­ber über war der Vati­kan ihr Arbeits­ort gewe­sen. Als Teil­neh­me­rin der Welt­syn­ode hat­te Hele­na Jep­pe­sen-Spuh­ler zusam­men mit 360 wei­te­ren Teil­neh­mern, davon etwa 260 Bischö­fe und Kar­di­nä­le, über die Zukunft der Kir­che dis­ku­tiert und am 29. Okto­ber über das Schluss­do­ku­ment abgestimmt.

Hele­na Jep­pe­sen-Spuh­ler ist im Aar­gau auf­ge­wach­sen, in Wis­li­kofen. So hat­te sie vor dem Par­la­ment der Aar­gau­er Lan­des­kir­che ein «Heim­spiel» und die Syn­oda­len erfuh­ren aus erster Hand, wie an der Welt­syn­ode gear­bei­tet wor­den war und wel­che Erfah­run­gen und Erkennt­nis­se Jep­pe­sen-Spuh­ler dort gewon­nen hatte.

Gleich viel Rede­zeit für jeden und jede

Von Mon­tag bis Sams­tag fan­den Dis­kus­sio­nen in Klein­grup­pen an run­den Tischen statt. Die The­men­blöcke waren «Gemein­schaft», «Auf­trag» und «Teilhabe/Partizipation». Kar­di­nä­le und Bischö­fe sas­sen zusam­men mit Lai­en am Tisch, alle hat­ten die glei­che Rede­zeit. Jep­pe­sen-Spuh­ler sag­te: «Für eini­ge Bischö­fe war das unge­wohnt und manch einer dach­te, er kön­ne noch etwas anfü­gen, nach­dem die Frau am Tisch gespro­chen hat.» Doch die pro­fes­sio­nel­le Mode­ra­ti­on an jedem Tisch sowie der Umstand, dass die Teil­neh­men­den ein­an­der an den run­den Tischen in die Augen schau­en muss­ten, habe der Dis­kus­si­on gutgetan.

Auf den Knopf drücken

«Ich war gut vor­be­rei­tet, weil bei uns in der Schweiz der Syn­oda­le Pro­zess gut orga­ni­siert wor­den ist», sag­te Jep­pe­sen-Spuh­ler. Und doch habe es etwas Mut gebraucht, in der Ver­samm­lungs­hal­le auf den Knopf zu drücken und zu sagen: «Ich will jetzt reden.» Die Frau­en, die an der Welt­syn­ode teil­nah­men, hät­ten sich dort gut ein­brin­gen kön­nen, sag­te Jep­pe­sen-Spuh­ler: «Die Frau­en haben einen Unter­schied gemacht, obwohl sie weni­ge waren.» Ihr sei in Rom klar gewor­den, dass sich das Prin­zip der Syn­oda­li­tät durch­set­zen wer­de, so sei es auch im Schluss­do­ku­ment festgehalten.

Alle müs­sen sich wiederfinden

Das zen­tra­le Schwei­zer Anlie­gen, der Zugang der Frau­en zu allen Ämtern in der katho­li­schen Kir­che, sei schwie­rig zu dis­ku­tie­ren gewe­sen, fasst Hele­na Jep­pe­sen-Spuh­ler zusam­men und erklärt: «Die Rol­le der Frau ist im Schluss­do­ku­ment ein Abschnitt, mit dem ich nicht ganz glück­lich bin. Man muss die­ses Doku­ment aber als Ver­hand­lungs­do­ku­ment betrach­ten, in dem sich alle wie­der­fin­den müs­sen, damit der Syn­oda­le Pro­zess wei­ter­ge­hen kann.»

Muti­ge Voten auch von Kardinälen

Noch etwas beton­te Jep­pe­sen-Spuh­ler: «Der Moment, als die Rol­le der Frau­en bespro­chen wur­de, war der stärk­ste Moment der Welt­syn­ode. End­lich gab es muti­ge Voten, auch von Kar­di­nä­len. Ich hat­te das Gefühl, dass da der Hei­li­ge Geist wirkt.»

Zwar sei noch nicht mög­lich gewor­den, was die Schweiz for­der­te, doch Hele­na Jep­pe­sen-Spuh­ler glaubt, dass sich die­se Kul­tur ändert. Sie habe gemerkt, dass Papst Fran­zis­kus in der Frau­en­fra­ge im Moment noch zurück­hal­te: «Viel­leicht, weil er zeit­le­bens zu wenig her­aus­ge­for­dert war, in der Pasto­ral mit Frau­en zu arbei­ten. Ich weiss noch nicht, was Fran­zis­kus braucht, um in die­ser Fra­ge muti­ger zu werden.»

Die Schweiz wird in Rom gehört

Hele­na Jep­pe­sen-Spuh­ler sieht nicht in erster Linie Pro­ble­me, son­dern vie­le ver­schie­de­ne Hand­lungs­an­sät­ze, sie hat gemerkt, dass vie­le Din­ge mög­lich sind, wenn die Kir­che vor Ort ein­fach han­delt. So for­der­te sie die Syn­oda­len auf: «Wir müs­sen Vor­schlä­ge brin­gen für das Dia­ko­nat der Frau. Wir kön­nen nicht ein­fach war­ten, bis Rom ent­schei­det. Wir müs­sen mit star­ken Anlie­gen und For­de­run­gen kom­men. Weil die Schweiz viel theo­lo­gi­sches Wis­sen und pasto­ra­le Erfah­rung ein­bringt, wird sie in Rom gehört.» Aus­pro­bie­ren und Her­aus­for­dern sind ihrer Mei­nung nach die wich­ti­gen Stich­wor­te. «Ich bin sicher, dass wir da nicht gestoppt wer­den. Auch die Schwei­zer Bischofs­kon­fe­renz muss sich Kom­pe­ten­zen herausnehmen.»

Der welt­wei­te Pro­zess der Syn­ode geht wei­ter, im näch­sten Herbst fin­det in Rom der zwei­te Teil der Welt­syn­ode statt. Hele­na Jep­pe­sen-Spuh­ler wird auch dann wie­der dabei sein.

Marie-Christine Andres Schürch
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