Glauben bekennen … aber wie?
Matthäus 4,23f.Er zog in ganz Galiläa umher, lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden. Und sein Ruf verbreitete sich in ganz Syrien. Man brachte alle Kranken mit den verschiedensten Gebrechen und Leiden zu ihm, … und er heilte sie.Einheitsübersetzung 2016 Glauben bekennen … aber wie?
Das Apostolische Glaubensbekenntnis gehört fest zur Tradition der Kirche, und ich meine damit nicht nur die römisch-katholische Konfession. Denn das
«Apostolikum» kennen auch die Kirchen der Reformation. Nur übersetzen diese den Text quasi vollständig und nehmen für das griechische «καθολική» («katholike») das deutsche Wort «allgemein», während unsere Kirche hier einfach «katholisch» schreibt, was zur irrtümlichen Meinung führen kann, es sei als konfessionelle Aussage gemeint. Dieses hartnäckige Festhalten an dieser Zweideutigkeit und übersetzerischen Unredlichkeit lässt heute manche Katholiken das Glaubensbekenntnis nur noch zögerlich in den Mund nehmen. Das ist jedoch nur eine (kleine) Schwierigkeit des offiziellen Glaubensbekenntnisses.Der im Frühling verstorbene deutsche Theologe Hubertus Halbfas hatte in seinem vor über zehn Jahren erschienenen Buch «Glaubensverlust» darauf hingewiesen, dass unser traditionelles Glaubensbekenntnis den historischen Jesus und sein heilvolles Wirken unter den Menschen vollständig aussen vor lässt. Im kirchlichen Glaubensbekenntnis, das in der Liturgie jedes Sonntags seinen festen Platz hat, werden die Jungfrauengeburt Jesu, sein Leiden, sein Tod und seine Auferstehung als Glaubensgut bekannt. Mit keinem Wort wird jedoch erwähnt, wie dieser Jesus gelebt hat. Kein Wort darüber, dass er sich – getragen von der Liebe des Vaters – selbst vom radikalen Lieben hat leiten lassen; dass er die Not der Bedürftigen, das Leiden der Geschundenen, das Elend der Geschlagenen zum Zentrum seines Handelns gemacht hat. Die Kraft dazu gab ihm das unumstössliche Vertrauen in Gott.Nichts davon klingt in unserem offiziellen Glaubensbekenntnis an. Vielmehr erweckt dieses den Eindruck, dass unser Glaube kaum etwas mit den wirklichen Herausforderungen des Lebens zu tun hat. Aber tatsächlich ist das Gegenteil der Fall! Dieser Jesus hat in seinem Leben und Wirken das Reich Gottes verkündet mit klaren Worten und mit bewegenden Zeichen. Nicht seine Herkunft und Geburt haben die Menschen begeistert, sondern die Kraft seiner Liebe, die Zärtlichkeit seiner Berührungen, die Wärme seines Ansehens, die Befreiung seiner Versöhnung.
Das macht den Glauben konkret und für alle nachvollziehbar, und deshalb bekennen wir ihn als den Christus.Nicht das Bezeugen von theologischen Wahrheiten weist uns als Christinnen und Christen aus, sondern das Bekennen eines Glaubens, der tut, was Jesus tat. Eines Glaubens, der Jesu Einladung «tut dies zu meinem Gedächtnis» nicht als liturgische Formel nimmt, sondern als persönliche Ermunterung, den Glauben im Lebensvollzug zu bekennen.Dieses Bekenntnis dürfen die Menschen heute von uns Christinnen und Christen erwarten: Dass wir hinstehen, auch mitten in die brenzligen Situationen und Spannungen des Lebens, wie die hl. Elisabeth. Dass wir bekennen, was wir glauben: Dass dieser Jesus eine Botschaft und eine Kraft hat, die dem Leben hier und jetzt Hoffnung gibt, ganz konkret und immer noch!
Felix Terrier,
Priester und Gemeindeleiter im Seelsorgeverband Angenstein und Leiter des Pastoralraumes Birstal