Hier schlägt das Herz der Pfarrei

  • Das Pfar­rei­se­kre­ta­ri­at funk­tio­niert als moder­ner Dienst­lei­stungs­be­trieb in der Pfarrei.
  • Die Arbeit als Pfar­rei­se­kre­tä­rin wer­de unter­schätzt, sagen Béa­tri­ce Demuth und Ruth Hun­zi­ker. Bei­de enga­gie­ren sich im Vor­stand des Ver­eins der Pfar­rei­se­kre­tä­rin­nen.
  • Der Ver­ein fei­ert aktu­ell sein 20-jäh­ri­ges Bestehen. Seit Grün­dung unter­stützt er sei­ne Mit­glie­der durch Wei­ter­bil­dung und Erfah­rungs­aus­tausch in ihrer anspruchs­vol­len Tätigkeit.
 «Ich habe noch nie einen Arbeits­tag erlebt, an dem alles so gelau­fen ist, wie geplant», sagt Béa­tri­ce Demuth. Sie arbei­tet seit zehn Jah­ren auf dem Sekre­ta­ri­at der Pfar­rei Herz Jesu in Lenz­burg. Zudem enga­giert sie sich als Vize­prä­si­den­tin im Ver­ein der Pfar­rei­se­kre­tä­rin­nen. Anläss­lich des 20-jäh­ri­gen Bestehens des Ver­eins geben Béa­tri­ce Demuth und die Prä­si­den­tin Ruth Hun­zi­ker Ein­blick in die Arbeit auf dem Pfar­rei­se­kre­ta­ri­at und im Ver­eins­vor­stand.

Chro­nisch unterschätzt

Béa­tri­ce Demuth und Ruth Hun­zi­ker haben einen Job, bei dem das ech­te Leben regel­mäs­sig über die Schwel­le der Büro­tür her­ein­bricht. Ruth Hun­zi­ker, seit 14 Jah­ren tätig in der Pfar­rei Aller­hei­li­gen in der Stadt Basel, sagt: «Wenn jemand einen Todes­fall mel­det oder an der Türe um Almo­sen bit­tet, for­dert das unse­re unmit­tel­ba­re Auf­merk­sam­keit. Alles ande­re muss dann war­ten.» Eine Pfar­rei­se­kre­tä­rin kennt die Pfar­rei­an­ge­hö­ri­gen und hat ein offe­nes Ohr, muss aber den­noch die Anfor­de­run­gen an einen moder­nen Dienst­lei­stungs­be­trieb erfül­len — Buch­hal­tung und Mail­ver­kehr müs­sen rasch und zuver­läs­sig erle­digt wer­den. Ein Span­nungs­feld. Die Arbeit der Pfar­rei­se­kre­tä­rin wer­de chro­nisch unter­schätzt, sind sich Béa­tri­ce Demuth und Ruth Hun­zi­ker einig. Das Pfar­rei­se­kre­ta­ri­at ist zen­tra­ler und pro­fes­sio­nel­ler Dienst­lei­stungs­be­trieb inner­halb der katho­li­schen Kir­che. Das Herz, das im rich­ti­gen Takt schla­gen muss, damit die Pfar­rei funk­tio­niert.

Selb­stän­dig und sozi­al kompetent

Ruth Hun­zi­ker und Béa­tri­ce Demuth sagen uni­so­no: «Es gibt kei­nen viel­sei­ti­ge­ren Beruf als den unse­ren.» Ent­spre­chend anspruchs­voll liest sich das Anfor­de­rungs­pro­fil an eine Pfar­rei­se­kre­tä­rin (Män­ner gibt es nur ver­ein­zelt, was am ehe­sten auf die vie­len Teil­zeit­pen­sen zurück­zu­füh­ren ist): Neben einer kauf­män­ni­sche Aus­bil­dung bringt sie hohe Sozi­al­kom­pe­tenz, Selb­stän­dig­keit und viel Gelas­sen­heit mit. Sie ist vor­aus­schau­end, mag den Kon­takt mit Men­schen und ver­liert auch in hek­ti­schen Zei­ten nicht den Über­blick. Ruth Hun­zi­ker: «Es gibt Gesprä­che, die gehen unter die Haut. Vie­le Pfar­rei­mit­glie­der ken­ne ich per­sön­lich und begeg­ne ihnen beim Ein­kau­fen, im Ver­ein oder beim Spa­zier­gang. Da hat Ver­schwie­gen­heit ober­ste Prio­ri­tät.»

Im Span­nungs­feld erfolg­reich wirken

Der Ver­ein der Pfar­rei­se­kre­tä­rin­nen unter­stützt als Arbeit­neh­mer-Orga­ni­sa­ti­on sei­ne Mit­glie­der dar­in, in die­sem Span­nungs­feld erfolg­reich zu wir­ken. Als Béa­tri­ce Demuth als Teil­neh­men­de den Kurs «Neu im Pfar­rei­se­kre­ta­ri­at» besuch­te, hat­te sie ein Aha-Erleb­nis: «Ich merk­te, dass ande­re Pfar­rei­se­kre­tä­rin­nen in ihrem Arbeits­all­tag mit den glei­chen Schwie­rig­kei­ten kämp­fen.» Weil vie­le Sekre­tä­rin­nen auf ihrem Pfarr­amt auf sich allei­ne gestellt sind, schät­zen die 350 Mit­glie­der den Aus­tausch sehr.

Dis­kus­sio­nen mit Bett­lern und Kirchenkritikern

Mit­ein­an­der fin­det man Lösun­gen für Her­aus­for­de­run­gen, mit denen jede Pfar­rei­se­kre­tä­rin kon­fron­tiert ist: hart­näcki­ge oder gar gewalt­be­rei­te Bett­ler, Kir­chen­aus­trit­te und fru­strier­te Kir­chen­kri­ti­ker. Den Hin­ter­blie­be­nen eines Aus­ge­tre­te­nen erklä­ren zu müs­sen, dass ein kirch­li­ches Begräb­nis nicht vor­ge­se­hen ist, gehört zu den unan­ge­neh­men Auf­ga­ben einer Sekre­tä­rin. Des­halb wünsch­ten sich die bei­den Pfar­rei­se­kre­tä­rin­nen, Aus­ge­tre­te­ne wür­den ihre Ange­hö­ri­gen über ihren Schritt infor­mie­ren.  Seit 20 Jah­ren bie­tet der Ver­ein der Pfar­rei­se­kre­tä­rin­nen Wei­ter­bil­dun­gen an, die auf sol­che Situa­tio­nen aus dem Arbeits­all­tag der Pfar­rei­se­kre­tä­rin­nen zuge­schnit­ten sind.

Wei­ter­bil­dung ist zentral

Alle zwei Jah­re fin­den zwei­tä­gi­ge Kur­se statt. Sie befas­sen sich mit The­men zur Arbeit der Pfar­rei­se­kre­tä­rin­nen. Ein wich­ti­ges Gefäss ist der jähr­li­che Info­tag, mit Wis­sens­wer­tem aus Beruf und Kir­che. Es kom­men Ver­tre­ter aus dem kauf­män­ni­schen Bereich, aus dem Manage­ment oder der Kom­mu­ni­ka­ti­on zu Wort, und manch­mal ist ein Ver­tre­ter des Bis­tums Basel anwe­send, um die Infor­ma­tio­nen der Bis­tums­lei­tung zu über­brin­gen. Alle zwei Jah­re fin­det ein Impuls­tag statt. Die­ser ist als Bil­dungs- und «Auftank»tag gedacht.Die Vor­stands­mit­glie­der inve­stie­ren viel Zeit und Herz­blut in die Arbeit für den Ver­ein. Die Prä­si­den­tin Ruth Hun­zi­ker tauscht sich jede Woche mit der Sekre­tä­rin Rita von Büren auf der Geschäfts­stel­le in Zofin­gen aus oder trifft sich mit ihr für Sit­zungs­vor­be­rei­tun­gen und Arbeits­ab­spra­chen. Dazu kom­men meh­re­re Stun­den Arbeit unter der Woche und am Wochen­en­de sowie zwei­mal im Jahr die Vor­stel­lung des Ver­eins im Kurs des Bis­tums «Neu im Pfar­rei­se­kre­ta­ri­at» in Luzern. Ruth Hun­zi­ker sagt: «Die Mit­glie­der, der Vor­stand und die Sekre­tä­rin lie­gen mir sehr am Her­zen und da möch­te ich das Best­mög­li­che für uns.»

Ent­wick­lungs­mög­lich­keit durch neu­en Lehr­gang «Lei­tungs­as­si­stenz SPI»

Mit der Wei­ter­bil­dung «Lei­tungs­as­si­stenz SPI» gibt es für Pfarr­se­kre­tä­rin­nen die Mög­lich­keit, ihre Auf­trags­fel­der zu erwei­tern. Der Lehr­gang wird vom Schwei­ze­ri­schen Pasto­ral­so­zio­lo­gi­schen Insti­tut in St. Gal­len ange­bo­ten. Der Ver­ein durf­te sei­ne Wün­sche ein­brin­gen und ist erfreut, dass es im Beruf der Pfar­rei­se­kre­tä­rin eine wei­te­re Aus­bil­dungs­mög­lich­keit gibt. Das Ange­bot stiess auf gros­ses Inter­es­se und der erste Kurs war innert kur­zer Zeit aus­ge­bucht. Im Mai die­sen Jah­res beginnt ein zwei­ter Lehr­gang, den auch Béa­tri­ce Demuth berufs­be­glei­tend besu­chen wird. 
Marie-Christine Andres Schürch
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