2018/16 – Urs Brunner

Oster­er­fah­rung nach dem Krieg

Eine gute Stu­di­en­kol­le­gin ver­lor im Jugo­sla­wi­en­krieg ihren ein­zi­gen Bru­der. Der Schmerz war für sie und ihre Fami­lie uner­mess­lich, eben­so Rache­ge­füh­le und Wut. Jah­re spä­ter erzähl­te sie mir, dass ihr nach die­sem Ver­lust die Augen auf­gin­gen, wie Adam und Eva in der Erzäh­lung vom Para­dies. Sie sah, so sag­te sie mir, «wie böse die Men­schen waren».Der lan­ge Weg der Trau­er, neue Erfah­run­gen von geleb­tem Leben und die Zwie­spra­che mit Gott gaben ihr neue Lebens­kraft. Rück­blickend hat­te sie manch­mal den Ein­druck, die Augen sei­en ihr ein zwei­tes Mal auf­ge­gan­gen: Wie die Jün­ger von Emma­us habe sie erfah­ren, dass sie auf ihrem Weg der Trau­er und der Wut beglei­tet wur­de.Das Gespräch mit die­ser ehe­ma­li­gen Stu­di­en­kol­le­gin war viel län­ger als die­se Zei­len. Für mich war es eine Oster­er­fah­rung. Auf­er­ste­hung ist nicht Geschich­te. So wie Tod und Krieg Rea­li­tät sind, so kann auch Auf­er­ste­hung eine Erfah­rung sein. Viel­leicht nicht in drei Tagen, son­dern in einem lan­gen Pro­zess inten­si­ven Lebens.Urs Brun­ner, Pasto­ral­ver­ant­wort­li­cher des Bis­tums Basel
Redaktion Lichtblick
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