Die Kraft der Prop­stei Wislikofen

Die Kraft der Prop­stei Wislikofen

 
  • Immer wie­der wird die Prop­stei Wis­li­kofen von Besu­chern als Ort zum Inne­hal­ten, Ent­schleu­ni­gen und Auf­tan­ken gelobt.
  • Das Bil­dungs­haus der römisch-katho­li­schen Kir­che im Aar­gau mit sei­ner rei­chen Ver­gan­gen­heit scheint über eine beson­de­re Aus­strah­lung zu ver­fü­gen. Hori­zon­te hat die­ser Kraft der Prop­stei Wis­li­kofen nach­ge­spürt. Eine «Tour d’ho­ri­zon», in wel­cher der Glau­be und das Gebet, aber auch die Geo­bio­lo­gie eine Rol­le spielen.
 «Mich lässt erstau­nen, welch vie­le Lei­den in die­ses Haus mit hin­ein­ge­tra­gen wer­den und wie viel Kraft, Zuver­sicht und Freu­de die Semi­nar­teil­neh­mer mit hin­aus­neh­men: Ein Stück Hei­lung.», schrieb eine lang­jäh­ri­ge Kurs­lei­te­rin zum 40-Jahr-Jubi­lä­um der Prop­stei Wis­li­kofen 2016. Mit ihrem Ein­druck steht die Ver­fas­se­rin obi­ger Zei­len nicht allei­ne da: ein über­wie­gen­der Teil der Prop­stei-Besu­che­rin­nen und –besu­cher hebt die Ruhe und die stim­mi­ge Atmo­sphä­re des alten Gebäu­des her­vor. Die Prop­stei Wis­li­kofen sei ein Ort zum Inne­hal­ten und Ener­gie­tan­ken. Im ehe­ma­li­gen Bene­dik­ti­ner­klo­ster mit sei­ner fast 900-jäh­ri­gen Geschich­te schei­nen beson­de­re Kräf­te zu wir­ken. Der Begriff «Kraft­ort» dräng­te sich auf und ver­an­lass­te Hori­zon­te, genau­er nach­zu­fra­gen.

Zonen mit erhöh­ter Energie

Die Geo­bio­lo­gie benutzt den Begriff «Kraft­ort» für Punk­te und Zonen mit erhöh­ter natür­li­cher Ener­gie. Weil in der Geo­bio­lo­gie die uns bekann­ten wis­sen­schaft­li­chen Metho­den an ihre Gren­zen stos­sen, wird sie als «Grenz­wis­sen­schaft» oder Erfah­rungs­wis­sen­schaft bezeich­net. Die waadt­län­di­sche Bau­in­ge­nieu­rin und Geo­bio­lo­gin Blan­che Merz lei­ste­te Pio­nier­ar­beit bei der Erfor­schung von Kraft­or­ten. In ihrem Werk «Orte der Kraft in der Schweiz» aus dem Jahr 1998 schreibt sie: «Die­se Ener­gie, die sich nicht nur füh­len, son­dern auch mes­sen lässt, hat sich der Mensch zu allen Zei­ten nutz­bar gemacht.» Gemes­sen wird die Ener­gie eines Ortes bis heu­te mit dem Bio­me­ter, einer Schei­be mit einer Mess­ska­la, die Ener­gie­zu­stän­de des Men­schen auf­nimmt und sicht­bar macht. Die Ener­gie wird in Bovis­ein­hei­ten gemes­sen (sie­he auch unten­ste­hen­den Ergän­zungs­text). Als Anzei­ge für die Bovis­ein­hei­ten dient ein Pen­del, das über der Schei­be schwingt.

Ein Kraft­platz mitt­le­rer Intensität

Einen sol­chen Kraft­platz, der Men­schen Ener­gie zufüh­ren kann, hat die For­schungs­stel­le Kraft- und Kul­tur­or­te Schweiz auch in der Prop­stei Wis­li­kofen fest­ge­stellt. Die 2004 gegrün­de­te Insti­tu­ti­on testet und pro­to­kol­liert die Strah­lungs­in­ten­si­tät und ‑qua­li­tät an aus­ge­wähl­ten Orten, die sie auf ihre kul­tu­rel­le Geschich­te hin unter­sucht. So auch die Prop­stei Wis­li­kofen. Stel­len­lei­te­rin Andrea Fisch­ba­cher erklärt: «Die For­schungs­stel­le Kraft- und Kul­tur­or­te Schweiz stellt in der Prop­stei Wis­li­kofen einen Ort der Kraft in der Alten Sakri­stei fest.» Auf Nach­fra­ge ergänzt die Reli­gi­ons­wis­sen­schaf­te­rin, Bio­gra­fin und Schü­le­rin von Blan­che Merz, es hand­le sich beim gefun­de­nen Kraft­ort um einen von mitt­le­rer Inten­si­tät. Eine Zahl in Bovis­ein­hei­ten nennt sie bewusst nicht, da es sich dabei um eine fle­xi­ble Grös­se hand­le, die von meh­re­ren Fak­to­ren beein­flusst wer­de. Jedoch sei die Ener­gie im Ver­gleich zum umlie­gen­den Gebiet an die­sem Punkt kon­stant erhöht.

Wich­ti­ge Kul­tur- und Glaubensorte

Clau­dia Men­nen schaut skep­tisch. Seit 2007 lei­tet sie die Geschicke der Prop­stei Wis­li­kofen. Dass sich aus­ge­rech­net in der Alten Sakri­stei ein Kraft­punkt befin­den soll, erstaunt sie. Denn die­ser Raum war als einer der letz­ten erst im 17. Jahr­hun­dert an die Kir­chen­fas­sa­de ange­baut wor­den. Vor­her war an die­ser Stel­le grü­ne Wie­se. Jedoch ist die Alte Sakri­stei kein düste­res Umklei­de­käm­mer­lein. Der Raum mit sei­nem qua­dra­ti­schen Grund­riss, den Kir­chen­fen­stern und dem Decken­ge­wöl­be hat etwas Sakra­les. Zonen mit erhöh­ter Ener­gie befin­den sich häu­fig in Sakral­räu­men, wie die Geo­bio­lo­gin und Kraft­or­te­for­sche­rin Blan­che Merz in ihrem Buch fest­hielt. Die For­schungs­stel­le Kraft- und Kul­tur­or­te Schweiz betont auf ihrer Web­sei­te die kul­tur­ge­schicht­li­che Bedeu­tung von Kraft­or­ten: «An den bekann­ten Orten der Kraft fand seit der Jung­stein­zeit die Ent­wick­lung unse­rer Kul­tur statt. Die Erfor­schung von Orten der Kraft hat nichts mit Eso­te­rik zu tun. Unse­re For­schungs­lei­stung ist eine rein kul­tur­ge­schicht­li­che. Ein gesell­schaft­lich genutz­ter Kraft­ort war ein Ort der Macht und des Glau­bens. Die natür­li­chen Kräf­te ermög­lich­ten Hand­lun­gen, die der Gemein­schaft zugu­te kamen. Prie­ste­rin­nen und Prie­ster lei­te­ten die Men­schen an.

Kraft des Glau­bens ver­wan­delt den Raum

«Ich will die Wir­kung von Kraft­or­ten nicht ver­leug­nen und habe sol­che Ener­gien auch schon am eige­nen Kör­per erfah­ren, etwa in der Emma-Kunz-Grot­te und in der Ranft­ka­pel­le», sagt Clau­dia Men­nen. «Das fand ich inter­es­sant, aber nicht lebens­be­ein­flus­send. Kraft, Her­aus­for­dern­des und Heil­sa­mes fin­de ich viel mehr im Biblio­dra­ma, in der Medi­ta­ti­on und im Aus­tausch mit ande­ren Men­schen«. Sie ist über­zeugt davon, dass es einen Raum beein­flusst, was Men­schen dar­in tun. «Die spi­ri­tu­el­len Kur­se prä­gen die Prop­stei und die Klo­ster­ar­chi­tek­tur för­dert die spi­ri­tu­el­le Hal­tung der Teil­neh­men­den. «Dass Men­schen hier in der Prop­stei Tran­szen­die­ren­des tun, beein­flusst die Atmo­sphä­re viel stär­ker als ein geo­bio­lo­gi­scher Kraft­ort.» Als Bei­spiel nennt sie den im Jahr 2014 neu ange­bau­ten Bene­dikt­saal: «In den weni­gen Jah­ren hat sich die Qua­li­tät im Saal ver­än­dert. Ich fin­de, man kann spü­ren, dass dar­in 30 bis 40 Mal im Jahr Medi­ta­tio­nen oder Biblio­dra­ma statt­fin­den. Die Kraft der glau­ben­den Men­schen hat den Raum ver­wan­delt.»

Stein­ge­wor­de­ner Glaube

Mit dem viel­fäl­ti­gen Kurs­an­ge­bot, das spi­ri­tu­el­le und tran­szen­die­ren­de Erfah­run­gen ermög­licht, führt das Bil­dungs­haus der katho­li­schen Kir­che im Aar­gau eine lan­ge Tra­di­ti­on fort. Die Kraft der Gebe­te und des Glau­bens wir­ken in der Prop­stei seit dem Jahr 1137, als Bene­dik­ti­ner aus St. Bla­si­en das erste klei­ne Klo­ster errich­te­ten. Bern­hard Lind­ner, Mit­ar­bei­ter bei Bil­dung und Prop­stei, sagt: «Die Prop­stei ist ein Kraft­ort durch ihre jahr­hun­der­te­al­te christ­li­che Tra­di­ti­on. Man steht qua­si auf dem ‚Glau­bens­bo­den’ vie­ler Men­schen, auf ‚hei­li­gem Boden’, da Got­tes Nähe immer wie­der erfah­ren wur­de.» Hori­zon­te befrag­te Prop­stei-Besu­cher, ob und falls ja wes­halb die Prop­stei für sie ein Kraft­ort sei. Die gros­se Mehr­heit bestä­tig­te, dass der Ort ihnen neue Ener­gie ver­lei­he. Und fast alle merk­ten an, dass ihnen die alten Gemäu­er ein Gefühl des Auf­ge­ho­ben­seins ver­mit­tel­ten.

Kon­flik­te haben Spu­ren hinterlassen

Die rei­che Ver­gan­gen­heit scheint jedoch an eini­gen Stel­len die Ener­gie des Ortes zu beein­träch­ti­gen, wie die For­schungs­stel­le Kraft- und Kul­tur­or­te Schweiz in ihrem State­ment fest­hält: «Wie in allen geschichts­träch­ti­gen Gebäu­den sind auch in der Prop­stei nicht alle Plät­ze auf­bau­end und zum Wohl­füh­len geeig­net. Einer­lei, ob die Kon­flik­te die kirch­li­chen oder welt­li­chen Macht­ver­hält­nis­se regel­ten, sie hin­ter­lies­sen ihre Spu­ren. Die Besu­che­rin, der Besu­cher wird im kon­tem­pla­tiv-ent­schleu­nig­ten Rah­men des ein­la­den­den Hau­ses ler­nen, acht­sam auf die Kräf­te­ver­tei­lung zu reagie­ren und sich genau dort auf­zu­hal­ten, wo es ihr und ihm wohl ist.»

«Ach, Gott wohnt an die­sem Ort»

Auch dies­be­züg­lich ist Clau­dia Men­nen kri­tisch: «Wir Men­schen kön­nen durch unse­re auf­bau­en­de Zuwen­dung Räu­me besee­len – auch schreck­li­che Orte». Und das «Wohl­füh­len» ist ihr viel zu banal: «Leben heisst doch lie­ben und geliebt wer­den, es hat mit in-Bezie­hung-sein zu tun. Das ist viel mehr als wohl­füh­len.» Des­halb sei ihr beson­ders wich­tig, dass das Bil­dungs­haus Men­schen in Kon­takt brin­ge. Der Auf­ent­halt in der Prop­stei gebe den Besu­che­rin­nen und Besu­chern Kraft durch die Kom­bi­na­ti­on von Ruhe, Gebor­gen­heit und dem Semi­nar­an­ge­bot. «Wun­der­schön fin­de ich, wenn beim Abschied jemand sagen kann: ‚Ach, Gott wohnt an die­sem Ort – und ich wuss­te es nicht.’» www.propstei.ch / www.kraftorte.ch 

Kraft­or­te-For­schung in der Schweiz

Die Geo­bio­lo­gin Blan­che Merz erklär­te in ihrem Werk «Orte der Kraft in der Schweiz», dem Klas­si­ker aus dem Jahr 1998: «Orte der Kraft sind als Teil eines umfas­sen­den ener­ge­ti­schen Zusam­men­spiels Quel­len von Kraft­li­ni­en, die sich über alle Kon­ti­nen­te erstrecken. Um sol­che Orte fest­zu­stel­len, ohne sich dabei einer Illu­si­on oder Phan­ta­sie hin­zu­ge­ben, ste­hen kei­ne festen Ana­ly­se­me­tho­den noch Mess­in­stru­men­te zur Ver­fü­gung, die­se fein­stoff­li­chen Ener­gien zu erfassen.»Eine der besten bis jetzt zur Ver­fü­gung ste­hen­den bio­phy­si­ka­li­schen Metho­den, um die glo­ba­le vibra­to­ri­sche Qua­li­tät eines Ortes mit unter­schied­li­chen Wer­ten anzu­ge­ben, ist das sogen­an­te Bio­me­ter mit Anga­ben in Bovis­mess­ein­hei­ten. Der fran­zö­si­sche Phy­si­ker Alfred Bovis, gebo­ren 1871 in Niz­za, arbei­te­te eine Ska­la aus, die nach­träg­lich vom Inge­nieur Simo­ne­ton geeicht wur­de. Es ist eine mit Hil­fe des radi­äs­the­ti­schen Pen­dels ver­fah­ren­de Metho­de, die aber sub­jek­tiv bleibt, denn der Mensch ist das emp­find­lich­ste Mess­in­stru­ment. Blan­che Merz hielt fest, dass 6500 Bovis­ein­hei­ten ein neu­tra­ler Wert sind. Ein guter Boden, eine gute Frucht oder ein gutes Nah­rungs­mit­tel zwi­schen 7000 und 9000 Bovis­ein­hei­ten erreich­ten. Was unter dem neu­tra­len Wert liegt, bedeu­tet Orte oder Gege­ben­hei­ten, die uns Ener­gie ent­zie­hen. Andrea Fisch­ba­cher von der For­schungs­stel­le Kraft­or­te Schweiz merkt jedoch an, dass sich die Bovis­wer­te im Ver­lauf der ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­te kon­ti­nu­ier­lich erhöht haben, auf der gan­zen Welt. Die Grün­de dafür sei­en nicht bekannt. Somit sei­en die Bovis­wer­te, wel­che Blan­che Merz in ihrem Buch angibt, über­holt. Die For­schungs­stel­le sel­ber nennt für Kraft­or­te kei­ne Zah­len: «Die Schwin­gun­gen eines Ortes kön­nen nicht mit einem fixen Wert ver­se­hen wer­den. Jeder Ort ist Teil eines dyna­mi­schen Systems, das schwan­ken­de Wer­te auf­weist. Aus die­sem Grund erfas­sen wir die Rela­tio­nen von neu­tra­len und effek­ti­ven Wer­ten und erlan­gen auf die­sem Wege signi­fi­kan­te Aus­sa­gen.», schreibt die Insti­tu­ti­on auf ihrer Webseite.Die For­schung­stel­le Kraft- und Kul­tur­or­te Schweiz exi­stiert seit dem Jahr 2004. Gelei­tet wird sie von Dr. Andrea Fisch­ba­cher, Reli­gi­ons­wis­sen­schaf­te­rin, Bio­gra­fin und Schü­le­rin von Blan­che Merz. Blan­che Merz’ Basis­ar­beit wird hier wei­ter­ge­führt und im Sin­ne der Natur­wis­sen­schaf­te­rin und Geo­bio­lo­gin ste­tig um neue For­schungs­er­geb­nis­se erwei­tert. Das Vor­ge­hen rich­tet sich nach wis­sen­schaft­li­chen Kriterien. 

Orte der Kraft im Aargau

 

Die For­schungs­stel­le Kraft- und Kul­tur­or­te Schweiz bie­tet fol­gen­de Füh­run­gen zu Kraft- und Kul­tur­or­ten im Aar­gau an:

-Bad Zurz­ach mit Veren­a­mün­ster und ehe­ma­li­ger Quelle -Königs­fel­den / Vindonissa -Lin­ner Lin­de — der Kultbaum -Busch­berg / Martinsweg -Baden / Tüfelschäller -Brem­gar­ten Kirchenbezirk -Ober­lunk­ho­fen — Steinkreissystem -Jonen­tal -Auw — Geburts­ort der Hei­li­gen Bernarda -Klo­ster Gna­den­thal, Niederwil -Klo­ster Hermetschwil -Sar­menstorf-Rund­weg -Vill­mer­gen-Titi­stei -Schloss Hall­wyl-Titi­stei -Vom Erd­mann­li- zum Bettelstein -Habs­burg — die Stammburg -Stauf­berg — der alte Heiligenberg -Staf­fel­bach — Kul­t­hü­gel — Kultsteine -Rund um den sagen­haf­ten Egelsee -Zister­zi­en­ser­klo­ster Wettingen -Wet­tin­ger Sul­perg mit klei­ner Baumkathedrale
Wei­te­re Infos auf www.kraftorte.ch
Marie-Christine Andres Schürch
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