Der Him­mel ist in mir

Der Him­mel ist in mir

Korin­ther­brief 3,16Wisst ihr nicht, dass ihr Got­tes Tem­pel seid und der Geist Got­tes in euch wohnt?Ein­heits­über­set­zung 2016 

Der Him­mel ist in mir

Wir ste­hen bereits wie­der mit­ten im Monat Novem­ber. Die kirch­li­chen Feste von Aller­hei­li­gen und Aller­see­len sind vor­bei. Sie haben uns vom Him­mel erzählt. Auch die ver­schie­de­nen Toten­ge­denk­fei­ern oder Fried­hofs­be­su­che lösen doch immer mal wie­der ein Nach­den­ken über den Him­mel aus. Wo sind denn unse­re Ver­stor­be­nen jetzt genau? Es sagt sich für uns Chri­sten so leicht: «Sie sind im Him­mel.» Doch wo oder was ist denn die­ser Him­mel, von dem wir oft mit so gros­ser Selbst­ver­ständ­lich­keit spre­chen? Am Ende des Kir­chen­jah­res erzäh­len auch die bibli­schen Lesun­gen in den Got­tes­dien­sten nicht sel­ten vom Him­mel, vom Reich Got­tes und von dem, was nach die­ser Welt kommt.Ich erin­ne­re mich noch gut an ein Ereig­nis aus der Zeit, in der ich Reli­gi­ons­un­ter­richt erteil­te. Wir hat­ten gera­de das Vater­un­ser zum The­ma. Da ent­stand unter den Kin­dern eine Dis­kus­si­on, wo denn jetzt die­ser himm­li­sche Vater genau zu fin­den wäre. Was ist denn da mit «Him­mel» genau gemeint? Ist es ein­fach der Him­mel über uns, dort wo die Son­ne scheint und die Flug­zeu­ge flie­gen? Oder ist damit viel­leicht doch was ande­res gemeint? Ein Kind mein­te dann: «Mei­ne Oma ist auch im Him­mel, aber sie schwebt ja des­we­gen auch nicht ein­fach in den Wol­ken.»Eine, die für sich die Fra­ge nach dem Him­mel ganz klar beant­wor­tet hat, ist die hei­li­ge Eli­sa­beth von der Drei­fal­tig­keit. Seit ihrer Erst­kom­mu­ni­on glüh­te in ihr die Lie­be Got­tes. Als ihr eines Tages die Prio­rin des Kar­mels sag­te, dass der Name Eli­sa­beth «Woh­nung Got­tes» bedeu­te, sah sie dar­in ihre Beru­fung: «In mei­nem Innern fin­de ich Gott; er ver­lässt mich nie; er ist in mir und ich in ihm, das ist mein Leben.» Im Alter von 21 Jah­ren tritt sie in den Kar­mel von Dijon ein. In einem ihrer Brie­fe schreibt sie: «Mir scheint, ich habe mei­nen Him­mel auf Erden gefun­den, denn der Him­mel ist Gott, und Gott ist in mei­nem Her­zen.»Na ja … für eine Kar­me­li­tin ist das ja auch ein­fach! Die hat viel Zeit und ein beschau­li­ches Leben hin­ter Klo­ster­mau­ern. Aber wie ist das bei mir? Wenn ich in den Spie­gel schaue – glau­be ich dann, dass Gott in mir wohnt? Oder wenn ich schlecht gelaunt bin oder trau­rig? Und wenn mir kör­per­li­ches oder see­li­sches Leid wider­fährt … wie siehts dann aus mit die­ser Gegen­wart Got­tes?Eli­sa­beth von der Drei­fal­tig­keit hat vie­le Lai­en beglei­tet, die sich schwer taten mit die­sem Ver­trau­en und die­sem Glau­ben, mit die­ser Inner­lich­keit. Ihnen ver­such­te sie auf­zu­zei­gen, dass sie jeder­zeit in ihre inne­re Kam­mer flüch­ten kön­nen – dort­hin, wo Gott wohnt. Einer ihrer Freun­din­nen schrieb sie: «Das ist so ein­fach. Er ist immer mit uns, sei du immer mit Ihm, durch all dei­ne Hand­lun­gen, in dei­nem Leid, wenn dein Kör­per zer­schla­gen ist, bleib unter sei­nem Blick, sieh, wie gegen­wär­tig und leben­dig Er in dei­ner See­le ist.» Um so zu leben, genü­ge es, «sich immer wie­der auf sei­ne Gegen­wart zu besin­nen».Kurz vor ihrem Tod schrieb Eli­sa­beth von der Drei­fal­tig­keit: «Ich ver­traue Ihnen an, was mein Leben aus­ge­macht hat: ein vor­weg­ge­nom­me­ner Him­mel – glau­ben, dass jemand, der sich Lie­be nennt, zu jeder Tages- und Nacht­zeit in uns wohnt und uns bit­tet, zusam­men mit Ihm zu leben.»Nadia Miri­am Kel­ler, Theo­lo­gin, ursprüng­lich Pfle­ge­fach­frau, arbei­tet in der Pfar­rei St. Odi­lia, Arlesheim 
Redaktion Lichtblick
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